Die deutliche Zahl der im Kammergebiet befragten Unternehmen spricht für sich. Für rund elf Prozent ist der Aufwand in etwa gleichgeblieben; nur verschwindend kleine zwei Prozent sagen, er sei gesunken. Insbesondere ständige Anpassungen an neue Regelungen, Gesetze und Vorschriften führen den Befragten zufolge zu einem steigenden Bürokratieaufwand. Das sagen knapp 71 Prozent der regionalen Betriebe aus. Die steigende Zahl neuer Nachweis-, Dokumentations- und Meldepflichten belasten rund 37 Prozent der Befragten und etwa 34 Prozent beklagen einen steigenden Umfang und Zeitaufwand bei bestehenden Dokumentations- und Meldepflichten. Zu weiteren Mehrbelastungen führen unter anderem die Dauer von Verwaltungsverfahren (30 Prozent), unverständliche Kommunikation durch Behörden (25 Prozent), unverständliche Inhalte von Regelungen (24 Prozent) und komplexe Antragsverfahren (24 Prozent).
„Es ist zu beobachten, dass dies für Betriebe zusehends zu Frustrationen führt“, lässt sich aus der Sonderbefragung schließen. So sagen 80 Prozent der Befragten aus, dass Selbständigkeit durch die aktuelle Bürokratiebelastung „zunehmend unattraktiv“ sei. Als weitere Folge nennen 64 Prozent, dass sie weniger Zeit für die Bearbeitung von Aufträgen haben und dadurch längere Wartezeiten für Kunden entstünden. 44 Prozent weisen zudem darauf hin, dass die Bürokratiebelastung auch Auswirkungen auf Preise habe und zu teureren Leistungen oder Produkten führe. Knapp 27 Prozent verzichten sogar darauf, zusätzliche Mitarbeiter einzustellen, um den zeitlichen Aufwand für die bürokratischen Erfordernisse zu begrenzen.
Die Mehrheit der befragten regionalen Handwerksbetriebe kommuniziert mit Behörden und Verwaltungen überwiegend online. 70 Prozent gaben dies an. Allerdings sagen auch 42 Prozent, dass sie die angebotenen digitalen Kommunikationsmöglichkeiten nicht entlasten. Lediglich 29 Prozent bestätigen eine uneingeschränkte Entlastung. Der am häufigsten genannte Grund, weshalb auf einen digitalen Austausch verzichtet wird, liegt bei 56 Prozent auf zu komplizierten oder zeitaufwendigen Kommunikationsverfahren. 38 Prozent monieren auch wechselnde technische Voraussetzungen zwischen den Verwaltungen und genauso viele ein fehlendes digitales Angebot bei den Behörden. Darüber hinaus bevorzugen viele das Telefon als ersten Schritt für eine persönliche Kommunikation (22 Prozent), weil sie grundsätzlich das persönliche Gespräch bevorzugen (22 Prozent) oder aber der schnelleren Abwicklung wegen (21 Prozent).
Das größte Potenzial für eine effektive Entlastung bei Nachweis-, Dokumentations- und Meldepflichten sehen Betriebsinhaber im Bereich von steuerrechtlichen Anforderungen, was knapp 50 Prozent angaben, und bei arbeitsrechtlichen Anforderungen (44 Prozent). Darüber hinaus fallen für 30 Prozent der befragten regionalen Handwerksbetriebe die Anforderungen des Datenschutzes ins Gewicht, für 29 Prozent die des Arbeitsschutzes und für 21 Prozent die der Sozialversicherungsträger. 18 Prozent nennen zudem statistische Auskunftspflichten und 13 Prozent die Anforderungen bei der öffentlichen Auftragsvergabe.
Die Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald vertritt die Interessen von aktuell über 13.900 Betrieben in den Stadtkreisen Mannheim und Heidelberg sowie den Landkreisen Rhein-Neckar und Neckar-Odenwald. Sie ist Dienstleister und Ansprechpartner für die Handwerksbetriebe mit ihren rund 86.600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und 4.192 Auszubildenden. Zu den Aufgabenschwerpunkten gehören neben Ausbildung, Prüfwesen und das Führen der Handwerksrolle auch berufliche Bildungsangebote, Nachwuchswerbung, vielfältige Beratungsleistungen für Betriebsinhaber wie unter anderem Personalberatung und Angebote für Existenzgründer oder rund um die Unternehmensnachfolge. Weitere Informationen auf www.hwk-mannheim.de oder im Bereich der handwerklichen Ausbildung auf www.handwerk-das-isses.de
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