• Studie des f-bb-Instituts bemängelt bei Vorbereitungsmaßnahmen für das Berufsleben „Intransparenz und Parallelstrukturen“
  • Wirtschaft begrüßt Vorschlag und warnt vor Ausbildungsplatz-Abgabe

Jungen Menschen in Berlin sollte der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt deutlich erleichtert werden. Auf diese Weise könnten sich wesentlich mehr Jungen und Mädchen als heute erfolgreich um einen dualen Ausbildungsplatz bewerben. Dazu müsste der so genannte Übergangsbereich in der Hauptstadt mit zahlreichen Angeboten zur Berufsvorbereitung, zur Unterstützung von benachteiligten Jugendlichen oder zur vollzeitschulischen Ausbildung entschlackt und optimiert werden. Das ist die Kernbotschaft eines Gutachtens zum Berliner Ausbildungsmarkt, welches das Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) im Auftrag der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) erstellt hat.

„Im Berliner Übergangsbereich existieren Parallelstrukturen und Intransparenz“, sagte Susanne Kretschmer, f-bb-Geschäftsführerin und eine der Autorinnen der Studie. „Selbst professionelle Beraterinnen und Berater haben oft den Überblick verloren. Würde man sich auf wirksame Instrumente in diesem Bereich konzentrieren und diese besser miteinander verzahnen, könnten die jungen Menschen beim Übergang in eine duale Ausbildung weitaus erfolgreicher sein.“ In der Konsequenz könne das Land die Ausgaben für den Übergangsbereich gezielter für die Förderung einsetzen. Als Beispiel nannte Kretschmer zusätzliche individuelle Coaching-Angebote rund um Berufsorientierung, Berufswahl und Jugendhilfe. „Damit ließe sich für viele junge Menschen, die für sich noch keine klare Perspektive sehen, der Weg in eine duale Ausbildung ebnen.“

Pro Jahr beginnen nach f-bb-Angaben nur rund 3.000 Schulabgängerinnen und -abgänger eine reguläre Ausbildung. Dagegen starten etwa 6.000 nach der Schule im Übergangssystem mit einer schulischen oder einer außerschulischen Maßnahme. Die Zielsetzungen dieser Maßnahmen seien oft unklar. Die meisten Jugendlichen wollten damit ihren Schulabschluss verbessern. Der Fokus müsse aber vielmehr darauf liegen, einen schnellen Übergang in eine Berufsausbildung zu unterstützen, regte das f-bb an.

Die Wirtschaft begrüßte die f-bb-Vorschläge. „Im Berliner Ausbildungssystem verschenkt die Politik zu viel Potenzial. Jugendliche besser auf das Berufsleben vorzubereiten und sie passgenau mit Unternehmen zusammenzubringen, ist der Schlüssel für eine Stärkung der Ausbildung“, sagte der stellvertretende UVB-Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp. „Hamburg hat sein Übergangssystem vor zehn Jahren genau so umgebaut, wie es das f-bb jetzt für Berlin vorschlägt. Heute erntet die Stadt die Früchte dieser Reform.“

Eine Ausbildungsplatz-Abgabe, wie sie CDU und SPD bei ihren Koalitionsverhandlungen diskutierten, sei dagegen der völlig falsche Weg, befand der Spitzenverband. Die Betriebe wollten ausbilden und müssten nicht mit der Androhung einer Strafzahlungen dazu gezwungen werden. „Firmen, die Auszubildende suchen, aber nicht finden, würden doppelt bestraft. Aus diesem Grund könnte die Abgabe auch die Justiz beschäftigen“, sagte Schirp.

Er warnte zudem vor dem hohen Aufwand, den eine Umlage bedeuten würde. „Eine zusätzliche Behörde mit mindestens 150 Beschäftigten würde die Firmen mit Bürokratie überziehen und Kosten im hohen zweistelligen Millionenbereich produzieren. Das passt nicht in die Zeit, denn die Unternehmen sind auf absehbare Zeit mit Fachkräftemangel, Krieg und Energiekrise schon genug belastet.“

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