Im Jahr 2025 erinnern Christinnen und Christen weltweit an den Beginn der Täuferbewegung vor 500 Jahren. Unter dem Motto „Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung“ finden bis dahin jedes Jahr Veranstaltungen mit einem besonderen Schwerpunkt statt, um über das täuferische Erbe nachzudenken. Der Leitgedanke für 2023 lautet „gewagt! gewaltlos leben“. Er wird durch ein jetzt herausgegebenes Themenheft vertieft.

Im Themenheft 2023 setzen sich Autorinnen und Autoren aus Landes- und Freikirchen mit dem Thema „gewaltlos leben“ aus unterschiedlichen Perspektiven auseinander, sowohl historisch als auch gegenwartsbezogen und praxisnah. Das Heft bietet Material für Gemeindekreise, Bildungseinrichtungen, Gottesdienste und ökumenische Begegnungen. Es umfasst 175 Seiten und ist erhältlich beim Verlag Blessings4you: www.blessings4you.de/shop/item/9783879394128/ 

Gewaltlos leben – eine Herausforderung

Für Christinnen und Christen der täuferischen Kirchen bedeutete die von Jesus gelehrte Gewaltlosigkeit, keine Dienste an der Waffe zu leisten, auf Vergeltung zu verzichten und sich nicht gegen Verfolger und Gewalttäter zur Wehr zu setzen.

Gewaltlos zu leben sei deshalb eine Herausforderung für jeden Christen im persönlichen Leben – im Handeln, Reden und Denken. Denn der Verzicht auf Waffengewalt, der oft als „Wehrlosigkeit“ bezeichnet wurde, hieß bei den historischen Täufern nicht einfach nur, Kriegsdienst abzulehnen. Dahinter standen Überzeugungen, welche die Orientierung an dem gewaltlosen Handeln Jesu als maßgebend für die gesamte eigene Lebensführung ansahen. Der Impuls, gewaltlos zu leben, eröffnete ein breites Spektrum theologischer und lebenspraktischer Aspekte, die in den Täufergemeinden auch kontrovers diskutiert wurden. Gleichzeitig war Gewaltlosigkeit immer verbunden mit dem Rückzug aus der Gesellschaft, mit der „Absonderung“ von der „Welt“.

Die konkrete Umsetzung der Wehrlosigkeit im Alltagsleben stellte die Täufer in ihrer jeweiligen Zeit immer wieder vor neue Fragen. Während einige es ablehnten, durch ihre Steuern zur Finanzierung von Kriegen beizutragen, sahen andere Täufer darin keinen Konflikt mit ihrer Überzeugung, wehrlos zu leben. Einige gingen bewaffnet auf Reisen, um gegen Überfälle geschützt zu sein, andere verzichteten darauf, sich durch Waffen zu schützen. Auch die Todesstrafe war umstritten.

Herausforderungen auch heute

Im Themenjahr 2023 „gewagt! gewaltlos leben“ wird gefragt, wie Menschen mit ihren Mitmenschen in Kirchengemeinde und Gesellschaft umgehen. Beginnt Gewaltfreiheit nicht bereits im Denken? Wie kann Gewaltlosigkeit im Denken, Reden und Handeln in den Gemeinden und im zwischenmenschlichen Bereich mit dem täuferischen Friedenszeugnis weltweit in eine gute und fruchtbare Balance gebracht werden?

In der heutigen Gesellschaft bestehe die Herausforderung nicht darin, sich vor der Gewalt zurückzuziehen, sondern darin, der Gewalt mit gewaltfreien und friedensschaffenden Handlungen zu begegnen. In jüngerer Zeit seien daraus Initiativen zur Konfliktlösung und Mediation in politischen sowie zwischenmenschlichen Krisen und Konflikten entstanden.

Ein Blick zurück

2025 erinnern christliche Gemeinden und Kirchen, die sich auf die Täuferbewegung der frühen Neuzeit zurückführen lassen oder sich mit ihr verbunden wissen, gemeinsam an die erste täuferische Glaubenstaufe, die Ende Januar 1525 in Zürich stattfand. Hinter dem gemeinsamen Namen „Täufer“ verbarg sich im 16. Jahrhundert eine große Vielfalt. Neben der Wittenberger und der Schweizer Reformation bildeten die Täufer die dritte reformatorische Strömung. Zur Täuferbewegung gehörten so unterschiedliche Gruppen wie die Mennoniten, die Hutterer, die Schweizer Brüder, die Melchioriten und viele einzelne, meist kleinere Gemeinden.

Täufer lebten unter anderem in den Niederlanden und in Nordwestdeutschland, in der Eidgenossenschaft (Schweiz), aber auch in der Kurpfalz, in Bayern, Hessen, Thüringen, in Württemberg sowie in Österreich und in Mähren. Auch Baptisten und Quäker, die im Zusammenhang mit der englischen Reformation zu Beginn des 17. Jahrhunderts entstanden, zählen zu dem weiten Spektrum der täuferischen Kirchen. Ebenso die Siebenten-Tags-Adventisten, die aus einer Erweckungsbewegung im 19. Jahrhundert in den USA hervorgingen. Aus dieser Vielfalt speist sich eine bunte Erinnerungskultur.

Verein „500 Jahre Täuferbewegung 2025 e.V.“

Eine Steuerungsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern der Mennoniten, der Baptisten und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) sowie des Konfessionskundlichen Instituts Bensheim und des Johann-Adam-Möhler-Instituts Paderborn plant die Veranstaltungen und Themenhefte. 1. Vorsitzende des Vereins 500 Jahre Täuferbewegung 2025 e.V. ist Privatdozentin Dr. Astrid von Schlachta, 2. Vorsitzender ist Dr. Andreas Liese, Geschäftsführer ist Bernd Densky.

Die einzelnen Themenjahre:

  • 2020: gewagt! mündig leben: Taufe – Freiwilligkeit – Religionsfreiheit.
  • 2021: gewagt! gemeinsam leben: Gleichheit – Verantwortung – Autonomie.
  • 2022: gewagt! konsequent leben: orientiert an Jesus – nonkonform – bekennen – Martyrium.
  • 2023: gewagt! gewaltlos leben: Friedenskirche – Widerstand – Versöhnung.
  • 2024: gewagt! Hoffnung leben: Reich Gottes – Utopie – Erneuerung.
  • Im Jahr 2025 werden Gedenkveranstaltungen stattfinden, die gemeinsam von verschiedenen Institutionen und Netzwerken der täuferischen Kirchen (u. a. Mennonitische Weltkonferenz, Baptistischer Weltbund) verantwortet werden.

Weitere Informationen: www.taeuferbewegung2025.de

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