Rolf Neitemeier konnte kaum noch schlafen und ausgehen, weil sein ständiger Harndrang fast unkontrollierbar wurde. Ein besonders schonender Eingriff an der Prostata half ihm nun zurück ins Leben.

Bis zu fünfmal muss Rolf Neitemeier zuletzt nachts auf die Toilette, findet dann kaum mehr zurück in den Schlaf. Wenn er tagsüber unterwegs ist und den Harndrang spürt, ist es schon fast zu spät. Die Toilette müsste einen Meter neben ihm sein, damit kein Malheur passiert. Ein Zustand, der ihm fast seine ganze Lebensqualität raubt: „Ständig müde und auf der Hut zu sein, macht einen mürbe. Da überlegt man sich genau, wohin man fährt und was man unternimmt“, erzählt der 69-Jährige. Die Ursache ist schnell gefunden und trifft einen Großteil der Männer mit zunehmendem Alter: Rolf Neitermeirs Prostata vergrößert sich schleichend und drückt auf Blase und Harnröhre. Sein Urologe verschreibt ihm Medikamente, die den Harndrang verringern. Doch sie helfen nur kurz, dann verschlimmert sich die Situation weiter. Der gebürtige Essener stellt sich in einer urologischen Klinik vor und lässt sich die medizinischen Möglichkeiten erklären. Für sein Krankheitsbild käme unter anderem eine Prostatateilresektion, also eine (teilweise) Entfernung der Drüse, in Frage. Doch als Rolf Neitemeier von den zwar seltenen, aber möglichen Komplikationen – unter anderem erektile Dysfunktionen oder Inkontinenz – erfährt, lehnt er rigoros ab. Eine gute Freundin recherchiert und empfiehlt ihm schließlich Prof. Dr. Marco Das, Chefarzt der Radiologie an der Helios St. Johannes Klinik in Duisburg Alt-Hamborn. Denn er und sein Team bieten seit kurzem ein neues, besonders schonendes Verfahren für Prostatapatienten an, die Prostatarterienembolisation (PAE). Ein kompliziertes Wort für ein relativ einfaches Prinzip: „Wir führen über eine der beiden Leistenarterien einen Katheter bis in die innere Beckenarterie. Dann erstellen wir unter Zuhilfenahme von Röntgenstrahlen und Kontrastmittel ein hochauflösendes 3D-Modell der Blutversorgung der Prostata, um die zuführenden Gefäße zu identifizieren. Diese Arterien sondieren wir und geben kleinste Kügelchen, sogenannte Mikropartikel, hinein“, erklärt Marco Das. Dadurch wird die Blutversorgung dauerhaft gezielt unterbunden und die Prostata schrumpft. Schon wenige Wochen nach dem Eingriff bessern sich die Symptome meist deutlich. So auch bei Rolf Neitemeier: „Es war unglaublich, dieser Eingriff hat mir mein Leben zurückgegeben, ohne Einschränkungen.“ Dem fitten Senior merkt man die Dankbarkeit darüber immer noch an. Drei Monate sind die Eingriffe jetzt her, bei ihm mussten aufgrund komplexer Gefäßstrukturen beide Seiten in getrennten Interventionen versorgt werden, in der Regel reicht aber ein Eingriff. Eine Vollnarkose braucht es dafür aber nicht, auch hier ist die Belastung also geringer. Entsprechend schnell kann Rolf Neitemeier jeweils am Folgetag der Intervention wieder nach Hause. „Schmerzen hatte ich keine, nur beim Wasserlassen brannte es etwas durch den Katheter, den ich in der Klinik tragen musste.“ Etwa sechs Wochen braucht die Prostata dann, um so weit zu schrumpfen, dass sie der Blase nicht mehr auf die Pelle rückt. „Ich konnte wieder durchschlafen und fühlte mich wie neugeboren.“ Auch Marco Das ist zufrieden mit dem Ergebnis: „Als Radiologe begegnet man ja oft dem Vorurteil, dass wir nur an unseren Bildschirmen sitzen, aber gerade in der Klinik können wir den Patienten mit den modernen Möglichkeiten der Bildgebung und neuen Verfahren in vielen Fällen ganz niedrigschwellig und unmittelbar helfen.“ Das gilt im Übrigen auch für andere Erkrankungen wie die Behandlung von bestimmten Tumorarten und Gefäßveränderungen.

Für Rolf Neitemeier ist dieses Verfahren ein Segen gewesen: „Als Laie kennt man diese ganzen Möglichkeiten ja nicht, hätte meine Freundin mir nicht diesen Tipp gegeben, ich würde immer noch mit den Beschwerden herumlaufen.“ Umso dankbarer sei er, dass die Ärzte am Helios Klinikum Duisburg so eng zusammenarbeiten.

Infokasten:

Die aus der Radiologie stammende Therapieform der Prostataarterienembolisation (PAE) gibt es erst seit kurzem, entsprechend wenige Experten und Expertinnen sind darin geschult. In Duisburg können Betroffene sich an der Helios St. Johannes Klinik diesem Verfahren unterziehen, die dortige radiologische Abteilung unter Chefarzt Prof. Dr. Marco Das verfügt bereits über die notwendige Ausbildung und Erfahrung sowie vor allem auch über die entscheidende Technik. Denn im modernen Neubau an der Dieselstraße wird die PAE mit einem Angiografiegerät der neuesten Generation durchgeführt. Dabei läuft der Kathetereingriff unter ständiger Bildgebung extrem präzise und besonders schonend ab. Als Angiografie bezeichnet man die radiologische Darstellung von Blut- und zum Teil auch Lymphgefäßen.

Geeignet für die Behandlung sind Betroffene mit nachweisbar klinischen Symptomen und/oder einem Prostatavolumen größer als 30 Milliliter, bei denen eine medikamentöse Therapie keine Verbesserung der Beschwerden binnen sechs Monaten gebracht hat.

Interessierte Patienten können sich unter der 0203 546 30601 im Sekretariat der Radiologie an der Helios St. Johannes Klinik informieren.

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