Wer erhält Zugang zum Beruf? Welche Themen und Meinungen werden öffentlich sichtbar? Die betriebsinterne Journalistenausbildung entstand und etablierte sich in den Redaktionen der Partei- und Massenpresse des Deutschen Kaiserreichs und überdauerte alle politischen und medialen Umbrüche. Sie blieb unter völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen Teil der Auswahl und Sozialisation von Kommunikatorinnen und Kommunikatoren.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts werden im Journalismus und der Wissenschaft Defizite der redaktionellen Ausbildung unter der Kontrolle der Verlage beklagt – Alternativen wurden jedoch durch verfestigte Wertvorstellungen über den Journalismus als offenen Begabungsberuf verhindert.
Die quellengestützte Arbeit Das Volontariat. Eine Geschichte des Journalismus als Auseinandersetzung um seine Ausbildung (1870 – 1990) zeigt anhand des Zeitungsjournalismus, dass das Volontariat jeweils den Akteuren mit der Kontrolle über Medien im Allgemeinen auch die Kontrolle über die Ausbildung im Speziellen sicherte. Das Volontariat blieb bis 1990 im Wesentlichen eine Form des praktischen Anlernens, die unter den verschiedenen Bedingungen zum Teil mit theoretischen Kursen zu politischen oder fachlichen Inhalten ergänzt wurde.
Diese Untersuchung der Geschichte des Volontariats als dominante Ausbildungsform zeigt den Charakter der Ausbildung sowohl als Ausdruck eines spezifischen journalistischen Berufsverständnisses als auch als Selbstreflexion der Kommunikationswissenschaft und ihrer Vorgängerdisziplinen. Dadurch lässt es sich in den Wandel von Journalismus und Gesellschaft sowie in ein breiteres medienpolitisches Erkenntnisinteresse einordnen.
Das Volontariat erscheint in der Reihe "Öffentlichkeit und Geschichte", herausgegeben von Markus Behmer, Hans Bohrmann, Wolfgang Duchkowitsch, Fritz Hausjell und Horst Pöttker.
Niklas Venema
Das Volontariat. Eine Geschichte des Journalismus als Auseinandersetzung um seine Ausbildung (1870 – 1990)
Öffentlichkeit und Geschichte, 13
2023, 508 S., Broschur, 142 x 213 mm, dt.
ISBN (Print) 978-3-86962-623-9
ISBN (PDF) 978-3-86962-624-6
Niklas Venema, geb. 1990, ist Juniorprofessor für Kommunikations- und Medienwandel am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Leipzig. Er studierte von 2009 bis 2016 Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Universität Leipzig. Von 2016 bis 2022 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Arbeitsstelle Kommunikationsgeschichte und Medienkulturen am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der FU Berlin. 2021 wurde er mit einer Arbeit über die Geschichte des Volontariats promoviert. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen Journalismus, Medienpolitik und politische Kommunikation in historischer Perspektive.
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