Die Hypothekarbank Lenzburg AG erzielte in allen drei Geschäftsbereichen mit den Marken Hypothekarbank Lenzburg, HBL Asset Management und Finstar ein gutes Resultat. Bemerkenswert ist insbesondere, dass das Zinsengeschäft nach mehreren anspruchsvollen Jahren in einem negativen Zinsumfeld eine deutliche Verbesserung erzielen konnte. Der Ukraine-Krieg und der steile Anstieg der Inflation wirkten sich jedoch belastend aus. Insbesondere im Anlagegeschäft des HBL Asset Managements sorgten die Zinswende und die damit einhergehenden Finanzmarktturbulenzen für herausfordernde Bedingungen. Im Servicegeschäft für Drittanbieter von Bankdienstleistungen (Banking as a Service) wurde erneut die höchste Wachstumsrate erzielt.

«Insgesamt haben wir ein erfreuliches Resultat erzielt und werden im Einklang mit unserer Geschäftsstrategie weiter in den Ausbau unseres Angebots investieren. Dank der guten Beziehungen zu unseren Kunden konnten wir das Geschäft ausbauen und im KMU-Segment weiter wachsen», sagt Marianne Wildi, Vorsitzende der Geschäftsleitung.

Positive operative Geschäftsentwicklung

Die gute operative Geschäftsentwicklung als Folge der stärkeren strategischen Ertragsdiversifikation ermöglichte, dass im Unterschied zu den Vorjahren mit Blick auf die ungünstigen Finanzmärkte weitgehend auf die Veräusserung von Finanzanlagen verzichtet wurde. Dies führte unter anderem dazu, dass der Geschäftsertrag leicht rückläufig war. Der Geschäftserfolg bewegt sich hingegen mit 21,6 Millionen Franken auf Vorjahresniveau und der Gewinn fällt mit 18,6 Millionen Franken 2,1 Prozent höher aus.

Im Zusammenhang mit der Geschäftsstrategie INSPIRE | INNOVATE | NAVIGATE und der damit einhergehenden Weiterentwicklung des Geschäftsmodells zu einer hybriden Finanzdienstleisterin wurde die Aktivierungs- und Abschreibungspraxis umgestellt. Die Entwicklungsinvestitionen für die Open-Banking-Plattform Finstar und die Informatikinfrastruktur werden neu über fünf Jahre anstatt vollumfänglich im Jahr der Entstehung abgeschrieben. Diese Methodik erhöht künftig die Vergleichbarkeit der Jahresrechnungen.

Zinserfolg deutlich gestiegen

Im Zinsgeschäft hat der Netto-Erfolg um 5,6 Prozent auf 61,2 Millionen Franken zugenommen. Das Zinsgeschäft bleibt damit der ertragsstärkste Bereich der Bank. Die Zunahme ist einerseits auf die Ausweitung des Hypothekarkreditvolumens um 4,6 Prozent oder 200 Millionen Franken zurückzuführen. Bei den neuen Ausleihungen kommen als Folge der Zinswende höhere Hypothekarzinssätze zur Anwendung. Andererseits profitierte die Bank von der Verzinsung der Einlagen auf dem Girokonto der Schweizerischen Nationalbank (SNB), die seit September 2022 bis zur Freigrenze verzinst werden. Zudem konnten durch gezielte Steuerung der Finanzanlagen die Zins- und Dividendenerträge um rund 20 Prozent auf 7,4 Millionen Franken erhöht werden. 

Zugleich sind aber auch die Zinsaufwände deutlich angestiegen, nachdem die Aufnahme von Geldern zu Negativzinsen von Drittbanken und institutionellen Anlegern mit dem Ende des Negativzinsregimes zum Erliegen gekommen ist. In der Folge reduzierten sich auch die Verpflichtungen gegenüber Banken um rund 47 Prozent auf 191 Millionen Franken. Dank der Bonitätsverbesserung einzelner Kreditpositionen konnten Wertberichtigungen erfolgswirksam aufgelöst werden. Auf Anfang 2023 wurden die Zinsen auf verschiedenen Sparprodukten angehoben, was sich im künftigen Zinsaufwand für Geldeinlagen bemerkbar machen wird.

Unsicherheiten belasteten das Anlagegeschäft

Im Wertschriften- und Anlagegeschäft war aufgrund der Unsicherheiten auf den Finanzmärkten bei den Kundinnen und Kunden eine gewisse Zurückhaltung spürbar. Nach mehreren positiven Börsenjahren mussten im Berichtsjahr Wertkorrekturen auf Wertschriftenanlagen hingenommen werden. Hingegen wirkte sich die Lancierung eines neuen Anlagefonds und einer 3a-Wertschriftenlösung mit der Vorsorgestiftung Privor positiv auf die Depotbestände aus.

Das Anlagegeschäft wurde im vergangenen Jahr stärker auf Nachhaltigkeitskriterien ausgerichtet. So kommen bei Vermögensverwaltungsmandaten mit börsengehandelten Fonds (ETF) so weit als möglich nachhaltige Fonds nach ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung) zum Einsatz. Die Anlageprodukte der Impact-Linie haben sich bei den Kundinnen und Kunden etabliert.

Das Banking as a Service-Geschäft mit Bankdienstleistungen für Drittanbieter verzeichnete mit einem Plus von 6,5 Prozent auf 10,2 Millionen Franken und damit das höchste operative Wachstum. Die Einkünfte stammen aus der Vermarktung der Bankenplattform Finstar sowie aus Kooperationen mit Fintech-Unternehmen.

Zuwachs mittels Kooperationen

Der Erfolg aus dem Banking as a Service-Geschäft trug dazu bei, die Kundeneinlagen um 6,7 Prozent auf über 5 Milliarden Franken zu steigern. Ein Teil dieses Wachstums entfällt auf die Kooperation mit dem Konto-App-Anbieter Neon. Weiter hat Anfang 2022 die Spar+Leihkasse Gürbetal AG den Finstar-Betrieb aufgenommen und die Finstar-Kundenbasis konnte durch die Zusammenarbeit mit weiteren Start-up-Unternehmen ausgebaut werden.

Die Bank investierte weiter in die Verbesserung der technischen Infrastruktur, was sich in einer Erhöhung des Geschäftsaufwandes bemerkbar macht. «Von den Investitionen profitiert auch das Geschäft mit unseren direkten Bankkunden, weil die Gesamtbankinfrastruktur verbessert wird. Zudem können wir durch den gezielten Aufbau unserer Mitarbeiterbasis neue Arbeitsplätze schaffen», sagt Bankchefin Marianne Wildi. Dies entspricht der im vergangenen Jahr lancierten Geschäftsstrategie INSPIRE | INNOVATE | NAVIGATE.

Technologie und klassisches Netzwerk stärken

Das Ziel der Strategie ist es, insbesondere auch die Customer Experience und die Operational Excellence zu verbessern und so die Digitalisierung der Bank voranzutreiben. Erfolge dieser Initiativen stellten sich schon 2022 ein. Beispielsweise konnte die Technologietochter Lusee AG wichtige neue Kunden gewinnen. Im Rahmen der hybriden Strategie stärkt die Bank aber auch das klassische Netzwerk für persönliche Beratungen, so mit der Neueröffnung eines Standortes in Muri (Medienmitteilung vom 17. Januar 2023).

Solide Liquiditäts- und Eigenkapitalbasis

Mit einer Liquiditätsquote (LCR) von 208,4 Prozent (gesetzlich erforderlich 100 Prozent), einer Eigenkapitalquote von 18,9 Prozent (gesetzlich erforderlich 12,4 Prozent) und einer ungewichteten Eigenmittelquote (Leverage-Ratio) von 7,5 Prozent (gesetzlich erforderlich 3 Prozent) ist die Bank solide finanziert.

Ausblick

Im neuen Jahr rechnet die Geschäftsleitung der Bank mit einer allmählichen Stabilisierung auf den Finanzmärkten und einem Rückgang der Inflation, wobei die Zinsen nochmals situativ ansteigen könnten. Davon profitieren dürfte das Zinsdifferenz- und Anlagegeschäft. Das allgemein höhere Zinsniveau werden auch die Hypothekarschuldner spüren. Nach Jahren rückläufiger Risikokosten rechnen wir mit einer Trendumkehr. Die Bonitätsrisiken auf dem Ausleihungsportfolio dürften tendenziell ansteigen.

Unserer Geschäftsstrategie INSPIRE | INNOVATE | NAVIGATE folgend, und auch aus regulatorischer Sicht, rücken Änderungen im Nachhaltigkeitsbereich weiter in den Fokus. Für die Bankenbranche gelten neue Richtlinien für den Einbezug von Nachhaltigkeitskriterien bei der Eigenheimfinanzierungs- und Anlageberatung. Sie sollen sicherstellen, dass Kundinnen und Kunden bei Immobilienfinanzierungen über die wesentlichen Aspekte der Energieeffizienz aufgeklärt werden und in der Anlageberatung ein Minimal-Standard für die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitspräferenzen und -Risiken gemäss dem ESG-Modell zur Anwendung kommt. Die Hypothekarbank Lenzburg wird ihre Beratungsprozesse diesbezüglich im laufenden Jahr anpassen und ihr Engagement im Nachhaltigkeitsbereich weiter stärken.

Unveränderte Dividende

Vom Jahresgewinn in der Höhe von 18,6 Millionen Franken sollen wie im Vorjahr 8,28 Millionen Franken oder 115 Franken pro Aktie an die Aktionärinnen und Aktionäre in Form einer Dividende ausbezahlt werden. Dies schlägt der Verwaltungsrat der Generalversammlung 2023 vor, die nach einer pandemiebedingten Pause von drei Jahren am 18. März 2023 wieder in der Mehrzweckhalle in Lenzburg durchgeführt wird.

Wahl in den Verwaltungsrat

Die Bank schlägt der Generalversammlung vor, Frau Dr. iur. Josianne Magnin als neues Mitglied in den Verwaltungsrat der Bank zu wählen. Frau Magnin ist eine promovierte Juristin und verstärkt mit ihrer Expertise die Kompetenzen des Verwaltungsrates. In der Einladung zur Generalversammlung 2023 stellen wir Frau Magnin detaillierter vor.

Über die Hypothekarbank Lenzburg AG

Die Hypothekarbank Lenzburg ist eine börsenkotierte Schweizer Universalbank, die 1868 als Hypothekar- und Leihkasse Lenzburg gegründet wurde. Sie beschäftigte Ende Dezember 2022 teilzeitbereinigt 324 Mitarbeitende. Die Bank ist aktiv im Retail Banking, Hypothekargeschäft, Private Banking und KMU-Geschäft. Im Fintech-Geschäft stellt sie Drittanbietern von Finanzdienstleistungen Bank-Services zur Verfügung. Unter der Marke HBL Asset Management bietet die Hypothekarbank Lenzburg zudem professionelle Vermögensverwaltung an. Das eigene Kernbankensystem Finstar wurde 2017 mit einer offenen Schnittstelle ausgestattet. Unter der Marke Hypothekarbank Lenzburg betreibt die Bank 13 Geschäftsstellen sowie zwei Beratungsoffices und ist stark in der Region verankert. Wegen ihrer technologischen Innovationskraft hat die Hypothekarbank Lenzburg in den letzten Jahren verschiedene Auszeichnungen erhalten.

Mehr unter: www.hbl.ch, www.finstar.ch und www.hblasset.ch

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