Für das erste Quartal 2023 von Januar bis Ende März weist der Indikator, der Daten zu den wichtigsten wirtschaftlichen Kenngrößen bündelt, ein Rezessionsrisiko von 29 Prozent aus. Anfang Dezember waren es noch 52,5 Prozent für die folgenden drei Monate. Die statistische Streuung, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist mit 16,7 Prozent zwar weiterhin relativ hoch und nur wenig zurückgegangen. Rezessionswahrscheinlichkeit und Streuung zusammengenommen unterschreiten nun aber klar den Schwellenwert von 70 Prozent, ab dem der Indikator ein akutes Rezessionsrisiko ausweist.
Unabhängig davon, ob das Winterhalbjahr eine wirtschaftliche Stagnation bringt, worauf die neuesten Indikatorwerte hindeuten, oder doch eine milde Rezession, sei eines ganz deutlich, betont IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald: „Es ist dem Staat und den Sozialpartnern mit umfangreichen Maßnahmen wirkungsvoll gelungen, die Konjunktur zu stabilisieren. Momentan hilft auch, dass im Verarbeitenden Sektor bei weiter nachlassenden Lieferengpässen der hohe Auftragsbestand der Vorquartale produktionswirksam abgearbeitet werden kann“, sagt der IMK-Referatsleiter für Finanzmärkte und Konjunktur. „Dieser konjunkturelle Sondereffekt dürfte allerdings nur bis zur zweiten Jahreshälfte 2023 reichen.“
Die deutliche Entspannung bei der Rezessionswahrscheinlichkeit hängt stark mit positiven Trends auf den Finanzmärkten zusammen: Die Börsenkurse haben sich weiter erholt und die Kreditrisikoprämien für Unternehmen sind noch einmal gesunken. Der Finanzmarktstressindex des IMK, der einen breiten Kranz von Finanzmarktindikatoren zusammenfasst, hat sich ebenfalls weiter aufgehellt. Positive Impulse kamen zudem vom ifo-Geschäftsklimaindex. Den Rückgang des Rezessionsrisikos etwas gebremst haben die relativ schwache Entwicklung internationaler Einkaufsmanagerindizes und ein Rückgang der Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe. Allerdings haben diese Faktoren im Algorithmus des IMK-Indikators aktuell kein großes Gewicht, was beispielsweise daran liegt, das viele Industrieunternehmen nach wie vor über ein dickes Auftragspolster verfügen.
In den IMK-Konjunkturindikator fließen zahlreiche Daten aus der Real- und der Finanzwirtschaft ein. Darüber hinaus berücksichtigt das Instrument Stimmungsindikatoren. Das IMK nutzt die Industrieproduktion als Referenzwert für eine Rezession, weil diese rascher auf einen Nachfrageeinbruch reagiert als das Bruttoinlandsprodukt. Der Konjunkturindikator wird monatlich aktualisiert.
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