Eine von MCC mitverfasste Modellstudie, veröffentlicht im Top-Journal JEEM, untersucht die optimale Preisgestaltung für positive und negative Emissionen des Klimagases CO2.

Damit Treibhausgase wieder aus der Luft herausgeholt werden, müssen Fördergelder gezahlt werden. Diese Subventionen sollten höher sein als der Preis, der auf den Ausstoß von CO2 erhoben wird – das zeigt eine einzigartige ökonomische Modellstudie. Sie analysiert politische Maßnahmen mit dem Ziel, CO2 aus der Atmosphäre abzuscheiden, um es dann unterirdisch oder in Produkten zu speichern. Grund für die vorgeschlagene unterschiedliche Bepreisung sind nicht technische Aspekte, sondern ein wirtschaftlicher Effekt, der als Leckage bezeichnet wird. Die Studie wurde erstellt vom Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change) und vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Sie wurde jetzt in der renommierten Fachzeitschrift Journal of Environmental Economics and Management (JEEM) veröffentlicht.

„Wir betrachten Klimapioniere, also Länder, die ehrgeiziger bei der Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen sind als andere“, sagt Max Franks vom PIK, einer der Autoren der Studie. „Und wir haben untersucht, wie sie CO2-Entnahme subventionieren sollten, damit sie funktioniert und ein Angebot an Entnahmetechnologien und entsprechenden Unternehmen entsteht. Das ist zum Beispiel relevant für den kürzlich von der G7-Gruppe führender Industrieländer gegründeten Klima-Club. Um die Pariser Klimaziele zu erreichen, müssen alle verfügbaren Optionen genutzt werden. Wir müssen Emissionen sowohl reduzieren als auch beseitigen: Die Entnahme-Kapazitäten sind begrenzt, sie können nur einen Teil der Emissionen kompensieren. Für die Politik etwa im Klima-Club stellt sich daher die Frage nach der besten Mischung aus allen Maßnahmen – insbesondere angesichts der Tatsache, dass andere Länder den Verbrauch fossiler Brennstoffe weiter steigern und die Märkte miteinander verbunden sind.“

Wenn die Klimapioniere zum Beispiel weniger Öl kaufen, dann fällt der internationale Ölpreis. „Andere Länder werden den Rückgang des Ölpreises sehen und daher möglicherweise mehr Öl kaufen“, warnt Matthias Kalkuhl, Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Wirtschaftswachstum und menschliche Entwicklung, ebenfalls einer der Autoren der Studie. „Wenn also die ehrgeizigeren Länder ihren Ausstoß von CO2 einseitig um, sagen wir, 1000 Tonnen reduzieren, dann könnte dies andere Länder dazu bringen, ihre Emissionen um vielleicht 150 Tonnen zu erhöhen. Die ursprüngliche Reduzierung von 1000 Tonnen ist dann unter dem Strich nur eine Reduzierung um 850 Tonnen. Diese 150 Tonnen können wir dann als Leck auf dem internationalen Ölmarkt betrachten.“ Daher auch der ökonomische Begriff der Leckage.

Die Verringerung der Emissionen insgesamt ist also kleiner als die Verringerung in den ambitionierten Ländern – was natürlich schlecht für unser Klima ist. Anders verhält es sich mit der Entfernung von CO2. Wenn ehrgeizige Länder das Treibhausgas aus der Atmosphäre entfernen, hat dies keinen Einfluss auf Angebot und Nachfrage nach fossilen Brennstoffen. Daher hat es auch keinen Einfluss auf deren internationale Preise. Deshalb ist es sinnvoll, jede Tonne CO2, die aus der Atmosphäre entfernt wird, stärker zu subventionieren, als es dem Preis für die Emissionen entspricht.

Die Wirtschaftspolitik für CO2-Entnahme zu bewerten ist von großer Bedeutung, da diese wichtig ist für das Erreichen der Pariser Klimaziele. Zu den Entnahmetechnologien gehört zum Beispiel die Aufforstung, da Bäume das Gas auf natürliche Weise aus der Luft aufnehmen und in ihren Stämmen speichern. Ein weiteres Beispiel ist Direct Air Capture, also Direktabscheidung von CO2: Große Maschinen saugen hier Treibhausgase direkt aus der Luft ab und speichern sie in unterirdischen Reservoirs. „Unsere Ergebnisse sind wichtig für die Gestaltung von Politik heute und in den nächsten Jahren, da wir davon ausgehen, dass die internationale Klimapolitik weiterhin fragmentiert bleibt“, erklärt Co-Autor Kai Lessmann vom PIK. „Langfristig müssen natürlich alle Länder zusammenarbeiten, um das Pariser Ziel zu erreichen, den Temperaturanstieg im Vergleich zur vorindustriellen Zeit deutlich unter 2 Grad Celsius zu halten.“

Quellenhinweis zur zitierten Studie:

Franks, M., Kalkuhl, M., Lessmann, K., 2022, Optimal pricing for carbon dioxide removal under inter-regional leakage, Journal of Environmental Economics and Management

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S009506962200122X

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Das MCC erforscht und liefert lösungsorientierte Handlungsoptionen für Klimapolitik sowie generell für das Bewirtschaften der globalen Gemeinschaftsgüter – und damit für die Stärkung der vielfältigen Aspekte von menschlichem Wohlergehen. Unsere sieben Arbeitsgruppen forschen zu Themen wie Wirtschaftswachstum und -entwicklung, Ressourcen und Internationaler Handel, Städte und Infrastrukturen, Governance sowie wissenschaftliche Politikberatung. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. | www.mcc-berlin.net | https://twitter.com/MCC_Berlin

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