Heute beraten technische Expert*innen der EU-Mitgliedsstaaten über den Vorschlag der EU-Kommission zum Ökolabelling von Smartphones und Tablets. Es wird erwartet, dass dabei unter anderem die Entscheidung für einen Reparierbarkeitsscore fallen wird, der Verbraucher*innen bei der Entscheidung für nachhaltige Produkte unterstützen soll. Dass die Expert*innen aller Voraussicht nach den Preis von Ersatzteilen nicht als Bewertungskriterium in den Score aufnehmen, wird seinen Nutzen jedoch drastisch reduzieren.

Repair Score ohne Ersatzteilpreis

Bald sollen beim Kauf jedes Smartphones und Tablets neben Informationen zur Energieeffizienz auch Informationen zur Reparierbarkeit gut sichtbar dargestellt werden. Prinzipiell ist ein solcher Reparierbarkeitsscore sehr zu begrüßen. Vielen Menschen ist die Reparierbarkeit ihrer Produkte wichtig, sie können bisher aber nur mit viel Aufwand gut und schlecht reparierbare Produkte voneinander unterscheiden. Ein richtig gestalteter Reparierbarkeitsscore kann Verbraucher*innen dabei unterstützen, nachhaltige Kaufentscheidungen zu treffen.

Jedoch wird der Preis von Ersatzteilen im Score, über den die Gesandten der EU-Mitgliedstaaten heute beraten, voraussichtlich nicht berücksichtigt. Dabei verhindern gerade die hohen Ersatzteilpreise der Hersteller häufig eine Reparatur. Viele Menschen verzichten zum Beispiel auf die Reparatur eines defekten Handydisplays, wenn das Ersatzteil mit mehreren Hundert Euro fast so viel kostet wie ein ganzes Smartphone. Ein Reparierbarkeitsscore, der die Ersatzteilpreise nicht berücksichtigt, vernachlässigt daher eine wichtige Dimension der Reparierbarkeit.

Katrin Meyer, Koordinatorin des Runden Tisch Reparatur, sorgt sich um die Aussagekraft des europäischen Reparaturindex: „Es besteht die große Gefahr, dass Geräte fälschlicherweise als sehr gut reparierbar eingestuft werden, deren Reparatur sich aufgrund hoher Ersatzteilpreise nicht lohnt. Ist dies der Fall, werden die europäischen Bürger*innen den Score nicht für nachhaltige Kaufentscheidungen nutzen können. Nun ist es umso wichtiger, dass Ersatzteile grundsätzlich zu einem angemessenen Preis erhältlich sind und sie durch ihre hohen Kosten keine Reparatur mehr verhindern.“

Frankreich zeigt, wie es geht: Seit Januar 2021 erhalten französische Verbraucher*innen Informationen über die Reparierbarkeit von Smartphones, Laptops, Fernsehern, Rasenmähern und Waschmaschinen. Neben angebotenen Reparaturanleitungen, einfacher Zerlegbarkeit und der Verfügbarkeit von Ersatzteilen spielt auch der Preis für Ersatzteile eine Rolle für die Bewertung. Je geringer der Preis für Ersatzteile im Verhältnis zum Neupreis des Produkts, desto besser schneidet das Produkt ab.

Digitale Produktinformationen und weitere Digitalisierungsprozesse

Bessere Informationen über die Reparierbarkeit von Produkten für Verbraucher*innen sind ein wichtiger Aspekt eines Recht auf Reparatur, dessen Umsetzung der Runde Tisch Reparatur fordert. Das Sichtbarmachen solcher umweltrelevanter Informationen könnte mittelfristig über Angebote wie den Digitalen Produktpass geschehen, den die EU-Kommission einführen möchte. Der Digitale Produktpass ist einer von neun relevanten Aspekten, die der Runde Tisch Reparatur in seinem gestern veröffentlichten Forderungspapier „Reparatur in einer digitalen Gesellschaft“ identifiziert. Das Papier legt dar, wie Digitalisierungsprozesse die notwendige Transformation hin zu einer „reparierenden“ Gesellschaft mit langlebigen und reparierbaren Produkten beeinflussen könnten. Es macht Risiken und Chancen sichtbar und formuliert Handlungsempfehlungen an politische Entscheidungsträger*innen.

Über Runder Tisch Reparatur e.V

Der Runde Tisch Reparatur vereint Akteure aus den Bereichen Handwerk, Umwelt- und Verbraucherschutz, Wissenschaft und ehrenamtlicher Reparatur. Er setzt sich für ein Recht auf Reparatur ein, das u.a. reparaturfreundliches Produktdesign und Zugang zu Ersatzteilen umfasst.

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