Durch die mittlerweile gängige Doppel- und Dreifachverglasung hat sich die Energiebilanz neu eingebauter Fenster gegenüber Vorgänger-Modellen deutlich verbessert. Das liegt nicht zuletzt an den Zwischenräumen zwischen den Scheiben. Sie leisten bei Mehrfachverglasung hervorragende Arbeit für die Dämmung – wenn das Gesamtkonzept stimmt. Denn für die Energiebilanz der Fenster ist neben der Qualität der Verglasung und der Fensterprofile auch der Übergang von der Verglasung zum Rahmen ein entscheidender Bereich. An diesem Übergang spielen die Abstandhalter zwischen den Fensterscheiben eine zentrale Rolle für eine effektive Dämmung und damit für die Wärmebilanz.
Mit den früher gebräuchlichen Isolierglas-Abstandhaltern aus Aluminium können in Fenstern und Fassaden unerwünschte Wärmebrücken entstehen. Sie begünstigen das Entweichen wertvoller Heizenergie. Gelangt der Wärmestrom über diese Wärmebrücken nach außen, so sinkt die Temperatur im Randbereich der raumseitigen Glasoberflächen. Das wiederum führt zu einem erhöhten Risiko von Tauwasser- und Schimmelbildung. Diese Gefahr aber lässt sich vermeiden. Denn moderne Abstandhalter aus innovativen Materialien wie Kunststoff oder Edelstahl vermeiden verlässlich die Bildung von Kondensat und sichern so dauerhaft die Qualität von Verglasung, Fenster und Fassade.
„Kaum eine Wärmebrücke lässt sich so einfach beseitigen wie diejenige, die vom Aluminium-Abstandhalter zwischen Glas und Rahmen ausgeht“, erklärt GGF-Geschäftsführer Jochen Grönegräs. Denn durch den Einsatz von Materialien mit deutlich geringerer Wärmeleitfähigkeit als Aluminium können die Wärmeverluste im Randbereich einer Isolierglasscheibe laut GGF mehr als halbiert werden. Die Kurzformel: Warme Kante. Sie beschreibt den wärmetechnisch verbesserten Isolierglas-Randverbund. „Und der spart wertvolle Heizenergie, minimiert das Tauwasserrisiko und verbessert die U-Werte von Fenstern und Fassaden“, betont Grönegräs.
Zur Erläuterung: Der Wärmedurchgangskoeffizient, kurz U-Wert, in der Einheit W/(m²K) beschreibt die flächenbezogenen Energieverluste. Je höher der Wärmedurchgangskoeffizient, desto schlechter die Wärmedämmeigenschaft des Bauteils. Der U-Wert eines Fensters (Uw) setzt sich aus den Einzelwerten für Glas und Rahmenprofil zusammen. Hinzu kommt ein Aufschlag für die Wärmebrücke, der so genannte Psi-Wert. Er bezieht sich auf die Länge der sichtbaren Glaskante und beschreibt die zusätzlichen Wärmeverluste in diesem Bereich. Sie werden hauptsächlich durch die Wärmeleitung über den Isolierglas-Randverbund verursacht. „Hier können die gefährlichen Wärmebrücken entstehen, quasi kalte Kanten, die es zu vermeiden gilt“, so Grönegräs. Je kleiner der Psi-Wert, desto weniger Wärme geht über den Glasrandbereich des Fensters verloren.
Varianten an Abstandhaltern
Wie aber genau kommt man zur Warmen Kante und erhält einen möglichst kleinen Psi-Wert? Die Isolierglashersteller haben eine Vielzahl unterschiedlichster Abstandhalter-Produkte zur Verfügung, um die Wärmebrücke am Glasrand zu minimieren. Bezüglich der Verarbeitungstechnik wird zwischen Hohlprofilen und flexiblen Systemen unterschieden: Aus den Hohlprofilstangen werden für den Zusammenbau von Isolierglasscheiben Abstandhalterrahmen gefertigt. Bei den flexiblen Systemen wird ein vorgefertigtes Schaumprofil von der Rolle oder thermoplastisches Material aus dem Fass von vollautomatischen Applikatoren direkt auf die Scheibe aufgetragen.
Vor dem Hintergrund der Vielfalt an Abstandhalter-Systemen hat der Bundesverband Flachglas (BF) im Arbeitskreis Warme Kante in Zusammenarbeit mit Prüfinstituten Datenblätter mit repräsentativen Psi-Werten für Warme-Kante-Abstandhaltersysteme entwickelt, die seit mehr als zehn Jahren eine verbindliche Richtschnur für die Branche bilden. Der einschlägige BF-Arbeitskreis Warme Kante hat sich erfolgreich nicht nur mit physikalischen Aspekten thermisch verbesserter Isolierglas-Randverbünde beschäftigt, sondern auch konkret mit der „Gebrauchstauglichkeit“ der Systeme. Dabei ging es um die Dauerhaftigkeit von Mehrscheiben-Isolierglas ebenso wie um die Entwicklung von geeigneten Prüfmethoden. „Nach mehr als zwei Jahrzehnten sind auf dieser Grundlage verlässliche Richtwerte für die Branche entstanden, zum Wohle von Verbrauchern und Umwelt“, resümiert Grönegräs.
Die Branche in Kürze: Zum Bundesverband Flachglas (BF) gehören die Hersteller und Veredler von Glasprodukten für Bauanwendungen. Die Branche mit ihren rund 26.000 Mitarbeitern vertrieb im vergangenen Jahr Flachglasprodukte mit einem Wert von ca. 2,9 Milliarden Euro. Diese Werte addieren sich aus den Produkten der Floatglas-Hersteller, der Glasbeschichter, der Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Einscheibensicherheits- und Verbundsicherheitsglas spezialisiert haben, sowie der Produzenten von Isolierglas. Heute gehören dem BF mehr als 90 Mitgliedsunternehmen mit insgesamt über 180 Betriebsstätten und darüber hinaus rund 70 Fördermitglieder an.
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