Im Jahr 2023 steht das Programm des Museum Folkwang im Zeichen des Folkwang-Gedankens „Kunst für alle“. Drei große Ausstellungen beleuchten die Vervielfältigung von Kunstwerken der französischen Moderne in Druckgrafiken und Künstlerbüchern für ein breites Publikum, die Präsentation und Zugänglichkeit von Kunst in Form von NFTs im digitalen Raum, sowie künstlerische Visionen für ein Zusammenleben in neuen Gemeinschaften. Vier weitere Ausstellungen der Fotografischen Sammlung ergänzen das Programm, und die Sammlung präsentiert sich bei freiem Eintritt in neuen Themenräumen.

Mit der Retrospektive der amerikanischen Malerin Helen Frankenthaler (1928–2011) „Malerische Konstellationen“ (2. Dezember 2022 – 5. März 2023) schlägt das Museum Folkwang die Brücke von seinem Jubiläum ins neue Jahr. Im Frühjahr widmet sich das Museum dann neuesten Entwicklungen der Kunst im digitalen Raum: Die Ausstellung „RAFAËL ROZENDAAL. Color, Code, Communication“ (21. April – 20. August 2023) ist die erste große monografische Ausstellung eines NFT-Künstlers in einem europäischen Museum. Der in New York und Berlin lebende Künstler zählt zu den bekanntesten Akteuren der digitalen Kunst weltweit. Rafaël Rozendaal konzipierte, präsentierte und verkaufte bereits Anfang der 2000er Jahre Kunstwerke in Form von Websites als Unikate und nutzt heute vorwiegend NFTs („non fungible tokens“), um seine Kunst über digitale Plattformen (Blockchains) zu verbreiten. Seine Kunst wird in der Ausstellung physisch erfahrbar als immersive Rauminstallation, in Wandmalereien und Videoinstallationen. Seine Arbeiten stellen Transformationsprozesse dar, die die heutige digitale Welt eindringlich beschreiben. Dabei nimmt der Künstler auch Bezug auf die Wegbereiter der Kunst des 20. Jahrhunderts. In seinen neuesten, teils noch nicht veröffentlichten NFT-Serien „Homage“, „Doors“ und „Cabinets“ sowie der 1.400 Quadratmeter umfassenden Installation „81 Horizons“ erprobt Rozendaal, in wieweit Kunst durch digitale Vermittlung und Verbreitung demokratisiert werden kann. Flankiert wird die Ausstellung von einem 2-tägigen Symposium (22./23. April 2023) zur Perspektive von NFTs und digitaler Kunst im musealen Kontext.

Im Spätsommer stehen herausragende druckgrafische Werke im Fokus der Ausstellung „CHAGALL, MATISSE, MIRÓ. Made in Paris“ (1. September 2023 – 7. Januar 2024). Ausgehend von Paris als europäisches Zentrum der Druckkunst beleuchtet die Ausstellung dieses eigene Genre vom frühen 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Mit originalgrafischen Werken, Editionen und Künstlerbüchern, u. a. von Marc Chagall, Henri Matisse, Joan Miró und Pablo Picasso, erzählt „Made in Paris“ auch die Geschichte bekannter Pariser Druckwerkstätten, die zur Verbreitung der Motive und internationalen Bekanntheit ihrer Schöpfer bis heute beitragen. Die Schau vereint Werke aus der eigenen Sammlung des Museums sowie internationale Leihgaben und zeigt bedeutende Werke, darunter „Jazz“ von Henri Matisse, „La Tauromaquia“ von Pablo Picasso, „A toute épreuve“ von Joan Miró oder die Radierungen Marc Chagalls zur hebräischen Bibel. Dabei gewährt Made in Paris den Besucher:innen auch einen Blick hinter die Kulissen der Kunstproduktion, ihrer Verbreitung und Vermarktung.

Zum Jahresende 2023 werden in der Ausstellung „NEUE GEMEINSCHAFTEN“ (24. November 2023 – 17. März 2024) Ideen und Entwürfe für neue Formen des Zusammenlebens gezeigt. Dabei vereint die Ausstellung Werke der letzten 120 Jahre aus den Bereichen Kunst, Design und Architektur. Zeitlich beginnt die Schau um 1900 mit der Lebensreformbewegung und ihren Vorstellungen für ein neues Zusammenleben jenseits der Industrialisierung und der zunehmend wachsenden Städte. Die 1920er Jahre präsentieren sich mit den kristallinen Architekturentwürfen von Wenzel Hablik und Bruno Taut. Gemeinsam mit Folkwang-Museumsgründer Karl Ernst Osthaus entwickelte Taut auch die (nicht realisierten) Entwürfe für eine neuartige Reformschule auf dem Hagener Hohenhof. Die weiteren Kapitel von „NEUE GEMEINSCHAFTEN“ beschäftigen sich mit Constants New Babylon Projekt und dem Homo Ludens („spielenden Menschen“), dem Hippie Modernism der 1960er bis 1980er Jahre und dem Afrofuturismus. Im Besonderen blickt die Ausstellung mit zeitgenössischen Positionen auf unsere Gegenwart und in die Zukunft. Alle diese künstlerischen Utopien eint die Vision vom Leben im Einklang mit der Natur, in Gleichheit, Frieden und Harmonie, sowie vom Besiedeln anderer Orte und der Verwendung neuester Technologien. Ein umfangreiches Begleitprogramm ermöglicht den Besucher:innen den direkten Austausch über aktuelle Fragen nach dem eigenen Lebenswandel.

Die Fotografische Sammlung präsentiert in 2023 vier Ausstellungen von Daniela Comani und den Masters of Photography Studierenden der Folkwang Universität der Künste (beide 20. Januar – 11. Juni 2023) sowie von Rafał Milach und die „DOKUMENTARFOTOGRAFIE FÖRDERPREISE 14 DER WÜSTENROT STIFTUNG“ (beide 22. September 2023 – 1. Januar 2024). Daniela Comani sammelt Ansichten von bekannten Bauwerken aus der ganzen Welt, die sie als Künstlerbuch oder Postkartenarchiv in analoger Form veröffentlicht. Für ihr Projekt „Planet Earth: 21st Century“ hat die in Berlin lebende Künstlerin 360 fotografische Ansichten zusammengetragen, die sie online am Computer mit Programmen wie Apple Maps Flyover oder Google Earth Virtual Reality findet. Die Ausstellung „STOP OVER. Masters of Photography“ zeigt die Arbeiten von Studierenden der Masterstudiengänge Photography Studies and Practice sowie Research an der Folkwang Universität der Künste. Bei den ausgestellten Werken handelt es sich um Arbeiten, die noch nicht abgeschlossen sind und so einen besonderen Einblick in den Schaffensprozess der Studierenden ermöglichen. Im September vereint Rafał Milachs Ausstellung „Archive of Public Protests“ Kunst und Aktivismus. Sein Fotoarchiv besteht aus Arbeiten, die er gemeinsam mit anderen polnischen Fotograf:innen gesammelt hat. Die gezeigten Fotografien dokumentieren die Proteste in Polen u. a. für die Rechte der LGBTQIA+ Community, gegen das Abtreibungsgesetz oder den Angriffskrieg in der Ukraine. Dabei werden diese nicht nur im Ausstellungskontext präsentiert, sondern sind auch in Social Media, auf Flyern und in Zeitungen sichtbar. Die Ausstellung „Archive of Public Protests“ präsentiert Milachs performative Bilder zusammen mit Werken aus der Fotografischen Sammlung. Parallel zu Milach wird die Ausstellung „DOKUMENTARFOTOGRAFIE FÖRDERPREISE 14 DER WÜSTENROT STIFTUNG“ gezeigt. Die vier Preisträger:innen Jana Bauch, Marc Botschen, Ramona Schacht, Dudu Quintanilha setzen sich in ihren Arbeiten mit der politischen und sozialen Verfasstheit unserer Welt auseinander.

Das Ausstellungsformat „6 ½ Wochen“, das junge internationale Künstler:innen vorstellt, wird um eine Kooperation mit dem Jungen Kunstring Folkwang und lokalen Clubbetreibern ausgebaut. In den Sommermonaten wird außerdem der Außenraum um das Museum herum zum erweiterten Ausstellungs- und Aktionsraum. Die Termine und Positionen werden kurzfristig bekannt gegeben.

Die Sammlungspräsentation des Museums wird 2023 mit neuen Themenräumen weiterhin unter dem Titel NEUE WELTEN fortgeführt und vereint Kunst aus verschiedenen Jahrhunderten sowie unterschiedliche Medien im Sinne der Folkwang-Idee. Ein besonderes Highlight bildet von Dezember 2022 bis April 2023 die Sonderpräsentation von Gemälden und Editionen Gerhard Richters aus der Olbricht Collection rund um die begehbare Vitrinenarchitektur „Helm/Helmet/Yelmo“ des kubanischen Künstlerduos Los Carpinteros. Der Eintritt in die Sammlung bleibt frei.

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