Im Jahr 2020 erhielt die Stiftung den Auftrag, als Trägerin des Ehrenamtsbüros Reinickendorf hauptamtliche Strukturen einzuführen und das bisher rein ehrenamtlich gestaltete Projekt qualitativ weiterzuentwickeln. Dazu gehören bundesweit bewährte Beratungsstandards, die Arbeit mit einer Vermittlungsdatenbank, die Öffentlichkeitswirksamkeit durch eine eigene Webseite und die Etablierung einer erkennbaren Marke für Reinickendorf.
Auch wenn Corona in den vergangenen Jahren ganz besondere Herausforderungen mit sich brachte, haben Ralf-René Gottschalk und das Team der ehrenamtlich und freiwillig Tätigen den Traditionsstandort im Rathaus Reinickendorf inzwischen vorangebracht und den zusätzlichen Standort in Tegel seit November 2020 erfolgreich etabliert.
Die Aufgaben sind vielfältig
Hauptsächlich geht es darum, die am Engagement interessierten Menschen zu beraten. Ist Ehrenamt etwas für mich? Welches Einsatzfeld könnte passen? Bin ich beim Engagement unfallversichert? Erhalte ich eine Engagementbestätigung für meinen Lebenslauf? Was mache ich, wenn ich Fragen habe oder Hilfe brauche?
„Wir geben Informationen, beantworten Fragen und beraten die Menschen in Reinickendorf“, so Ralf-René Gottschalk. „Wir schauen dabei nicht nur auf die vorhandenen Ressourcen der Menschen, sondern auch auf die Potenziale der Interessierten. Denn viele Menschen entwickeln sich während ihres Engagements weiter und lernen dazu.“ Deshalb sind insbesondere auch junge Menschen in der Ausbildung sowie Menschen mit Fluchterfahrung wichtige Zielgruppen. Sie können durch ein Engagement ihre Selbstwirksamkeit zu stärken und weiterentwickeln.
„Wir möchten zeigen, was Engagement alles kann. Man hilft anderen, ja. Aber man hat auch selbst ganz viel davon. Engagement steigert die eigene Zufriedenheit, das hören wir immer wieder. Es ist immer ein Geben und Nehmen“, erklärt Ralf-René Gottschalk.
Das ehrenamtliche Beratungsteam informiert die Freiwilligen und Ehrenamtlichen auch zu Qualifizierungs- und Fortbildungsangeboten, die unter anderem in Kooperation mit der Volkshochschule Reinickendorf kostenfrei angeboten werden.
„Fit fürs Ehrenamt“ bietet dazu Workshops und Seminare an: „Konflikte lösen“, „Selbstfürsorge“, „Umgang mit Populismus“ oder „Vorurteile bei mir selbst erkennen“ sind nur einige der möglichen Themen, die für Freiwillige spannend und erkenntnisreich sind und ihnen mehr Sicherheit und Zufriedenheit im Engagement geben können.
Die andere Seite: Organisationen, Projekte & Einsatzstellen
Auf der anderen Seite werden Organisationen, Einsatzstellen, Projekte und Initiativen dabei beraten, wie sie freiwilliges Engagement nutzen oder, wenn sie bereits mit Freiwilligen arbeiten, Strukturen verbessern können.
„Dabei ist die Abgrenzung zur sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit wichtig. Soziales Engagement kann und soll Hauptamt nicht ersetzen, sondern es unterstützend und ergänzend begleiten“, so Ralf-René Gottschalk.
Anerkennung und Wertschätzung im Ehrenamt tragen dazu bei, Freiwillige nachhaltig im Engagement zu halten. Von der handschriftlichen Geburtstagskarte und regelmäßigen Freiwilligentreffen bei Kaffee, Tee und Keksen, über den Berliner Freiwilligenpass bis hin zur Ehrenurkunde – vieles ist möglich, um aufrichtig „Danke“ zu sagen. Und es ist wichtig.
Netzwerken, Koordination und Finanzierung
Die hauptamtlichen Kolleg*innen des Ehrenamtsbüros sind ebenso für den Aufbau und die Pflege einer gelingenden Netzwerkarbeit zuständig. Sie machen sich stark für bürgerschaftliches Engagement und Unternehmensengagement, machen Lobby-Arbeit und engagieren sich in diversen Interessenvertretungen und Gremien im Bezirk und auf Landesebene.
Öffentlichkeitsarbeit ist eine der wichtigen Querschnittsaufgaben, um die gesellschaftlich wichtige Wirkung des freiwilligen Engagements nachhaltig sichtbar zu machen.
Des Weiteren gehören die Koordination und Organisation des Teams sowie die Finanzierung des Projekts zu den hauptamtlichen Aufgaben. Das Projekt ist über Mittel des Bezirks und Senats basisfinanziert. Daher müssen regelmäßig zusätzliche Finanzmittel beantragt und Verhandlungen mit möglichen Auftrag- und Zuwendungsgebern geführt werden.
So wurde beispielsweise das Projekt „AWEB – Alles Was Es Braucht“ durch die Mittel der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin ermöglicht. Das Projekt spricht Menschen mit Fluchterfahrungen an und ermöglicht über ein freiwilliges Engagement mehr Teilhabe und Beteiligung an der Gesellschaft. Seit Juni 2022 entwickelt Abdullah Al Jonaid das AWEB-Projekt mit einer vollen Stelle als Projektkoordinator. Seit Anfang November unterstützt Adam Mostek im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes wichtige Aufgabenbereiche im Projekt.
Einzig beständig ist der Wandel
„Flexibilität im Umgang mit krisenhaften Situationen gehört zum Tagesgeschäft einer Freiwilligenagentur, so auch zum Ehrenamtsbüro Reinickendorf“, erklärt Ralf-René Gottschalk. Aufgrund der Pandemie wurde im April 2020 die Corona-Hilfe-Hotline-Reinickendorf aufgebaut und bis zum September 2021 aufrechterhalten. Seit März 2022 beteiligt sich das Ehrenamtsbüro Reinickendorf an der berlinweiten Ukraine-Hilfe-Vermittlungsdatenbank, die das freiwillige Engagement der Berlinerinnen und Berliner mit den Hilfebedarfen der geflüchteten Menschen zusammenbringt. Aktuell diskutieren die zwölf bezirklichen Freiwilligenagenturen und Ehrenamtsbüro darüber, wie sie sich mit ihren Kompetenzen bei dem Aufbau und der Unterstützung des Berliner Wärmenetzwerks einbringen können.
„On – Off – On- Off“, so antwortet Ralf-René Gottschalk auf die Frage, wie Corona die Arbeit des Ehrenamtsbüro Reinickendorf beeinflusst hat und es noch tut. Es gab und gibt einen steten Wechsel zwischen telefonischen Beratungen einschließlich Video-Chats und Präsenzberatungen. Nichts war vorausschauend planbar, da auch viele Angebote für freiwilliges Engagement schließen oder pausieren mussten. Ebenso sind viele öffentlichen Veranstaltungen und Feste in 2020 und 2021 ausgefallen, die für die Öffentlichkeitsarbeit einer Freiwilligenagentur wichtig sind. Seit März 2022 finden nun wieder regelmäßig persönliche Engagementberatungen in Präsenz an beiden Standorten statt.
Auch Veranstaltungen konnten im zweiten Halbjahr 2022 endlich wieder in Präsenz zuverlässig geplant und umgesetzt werden, beispielsweise die Berliner Freiwilligentage oder die interkulturelle Woche, der „Tag des offenen Rathauses“, Kiezfeste und Informationsabende. Diese Anlässe sind wichtig und notwendig für eine erfolgreiche Netzwerkarbeit und die öffentlichkeitswirksame Engagement-Werbung.
„Das versüßt uns gerade definitiv den Tag“, lacht Ralf-René Gottschalk. „Endlich wieder analog und ganz in echt Gespräche zu führen, sich auszutauschen, Ideen zu entwickeln und sich dabei von Angesicht zu Angesicht zu begegnen – das hat uns sehr gefehlt und das genießen wir nunmehr sehr.“
Und in Zukunft?
„Junges Engagement“ soll in den kommenden Jahren einen weiteren Aktions- und Mitmachraum des Ehrenamtsbüros bilden. „Wir möchten mehr junge Menschen zwischen dem 14. und 29. Lebensjahr erreichen und für ein Engagement gewinnen. Dafür ist eine Ansprache auf Augenhöhe und auf den richtigen Kanälen wichtig“, so Ralf-René Gottschalk.
„An dieser Stelle möchte ich meinen ganz herzlichen Dank an das tolle, hochmotivierte und tatkräftig engagierte ehrenamtliche Beratungsteam zum Ausdruck bringen. Mit ihrem zuverlässigen und verbindlichen Einsatz machen sie es möglich, dass wir gemeinsam das Gesamtkonzept des Ehrenamtsbüros Reinickendorf so erfolgreich umsetzen können.“
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