Kürzlich veröffentlichte Inflationsdaten aus den USA deuten auf eine sich sichtbar abschwächende Preisdynamik hin. Das harte Durchgreifen der amerikanischen Notenbank (Fed) scheint sich ausgezahlt zu haben. Schon in der nächsten Sitzung könnte die Fed den Fuß vom Pedal nehmen und die Zinsen nicht mehr so stark anheben. Doch trifft dies auch auf die Eurozone zu? Erfahren Sie in der heutigen Ausgabe des Zinskommentars mehr über die Preisentwicklung in den USA und ob auch in Europa die große Wende vor der Tür steht.

Inflation in den USA: Kommt jetzt die große Wende?

Die saisonal bereinigte Inflation in den USA ist stärker gefallen, als von vielen Marktteilnehmer erwartet. Im Oktober stiegen die Preise um 7,7 Prozent, was einem Rückgang von 40 Basispunkten gegenüber dem Wert aus dem Vormonat entspricht. Das gleiche gilt für die Kerninflationsrate, die von 6,6 Prozent auf 6,3 Prozent gefallen ist. Diese berücksichtigt nicht die Entwicklung der volatilen Energie- und Lebensmittelpreise. Aber auch hier lässt sich eine Abnahme des Inflationsdrucks beobachten. So fiel die Steigerung der Lebensmittelpreise im Oktober gegenüber dem Vorjahr von 11,2 Prozent auf 10,9 Prozent und die Energiepreise von 19,9 Prozent auf 17,6 Prozent. Die restriktive Geldpolitik der Fed scheint Früchte zu tragen und leitet für die seit Anfang 2021 herrschende Preisrallye den Wendepunkt ein. Im Oktober sind alle Preiskomponenten gegenüber dem Vormonat gefallen, was für eine sichtbare Verlangsamung der Preisdynamik spricht.

Im Rahmen des letzten Zinskommentars hatte Neuwirth Finance bereits davon berichtet, dass von einer Verlangsamung der Zinserhöhungen der Fed auszugehen ist. Mit der Veröffentlichung der jüngsten Inflationszahlen wird dies immer wahrscheinlicher. Der Nobelpreisträger und Ökonom Paul Krugman fordert bereits ein Ende der Zinserhöhungen. Zuletzt erhöhte die Fed die Zinsen um 0,75 Prozentpunkte. Ob die Fed bei der nächsten Sitzung am 13. Dezember einen Zinsschritt im selben Umfang beschließt, wird auch von den Inflationszahlen vom November abhängen. Setzt sich der Abwärtstrend fort, ist stark davon auszugehen, dass die Fed ihr Tempo verlangsamt. Doch gilt das auch für die Eurozone?

In der Währungsunion sieht die Situation anders aus. Hier ist bislang nicht von einer abnehmenden Inflation zu sprechen. Im Oktober stiegen die Preise um 10,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im September waren es noch 9,9 Prozent. Ebenso liegt das Zinsniveau der Europäischen Zentralbank (EZB) 1,75 Prozentpunkte unter dem der Fed, womit noch viel Luft nach oben besteht. Der wesentliche Unterschied zwischen der Preisentwicklung der Eurozone und den USA, ist die Tatsache, dass Europa wesentlich stärker von einer Angebotskrise auf dem Energiemarkt betroffen ist. In den USA ist vor allem eine starke Nachfrage für die hohe Inflation verantwortlich. Das ist auch einer der Gründe, warum die Leitzinserhöhungen der Fed bei der Bekämpfung der Inflation effektiver sind. Die EZB wird jedoch nicht tatenlos zusehen und deshalb die Zinsen weiter in gleicher Höhe wie die Fed erhöhen, auch wenn dies nur wenig gegen die Angebotskrise ausrichten wird.

Ein wenig Hoffnung machen Daten der Strom- und Gaspreise des Vergleichsportals Verifox. Demnach entspannt sich die Lage auf dem Energiemarkt und wir könnten bereits den Höhenpunkt der Energiepreise überschritten haben. Bis sich dies in den von Eurostat berechneten Verbraucherpreisen widerspiegelt, könnte es jedoch noch etwas dauern. Die Entwicklung in den USA und auf dem Energiemarkt geben zumindest Hoffnung, dass es auch in Europa und der Eurozone ab Anfang nächsten Jahres zu einem Wendepunkt kommen könnte.

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