Lecanemab ist der erste zugelassene Wirkstoff, der nachweislich den Krankheitsprozess im Gehirn verlangsamt und damit das Fortschreiten der Symptome der Alzheimer-Krankheit etwas bremst. Allerdings ist Lecanemab, das alle zwei Wochen intravenös verabreicht wird, nur für die Behandlung von Menschen in einem frühen Krankheitsstadium zugelassen. Vor Beginn der Behandlung mit Lecanemab müssen Betroffene mit einem Gentest daraufhin untersucht werden, ob und in welcher Form sie das sogenannte ApoE4-Gen (ein Risiko-Gen für die Alzheimer-Krankheit) in sich tragen. Nur Personen ohne oder mit nur einer Kopie des ApoE4-Gens sollen die Therapie mit Lecanemab erhalten können, weil bei ihnen das Risiko für Nebenwirkungen wie Hirnschwellungen oder Hirnblutungen deutlich geringer ist als bei Trägern von zwei Kopien des ApoE4-Gens. Potentielle Nebenwirkungen müssen aber bei allen Personen, die mit Lecanemab behandelt werden, engmaschig kontrolliert werden, unter anderem mit mehreren Kernspinuntersuchungen des Gehirns im Behandlungsverlauf.
Mit der Zulassung in Europa müssen nun auch die Zulassungsbehörden in Deutschland die Rahmenbedingungen festlegen, wie Patienten von dem Medikament profitieren können. Es ist unklar, wie lange dies dauern wird. Prof. Janine Diehl-Schmid, Vorstandsmitglied der DAlzG, sagt dazu: „Die Zulassung von Lecanemab ist ein erster, wichtiger Schritt in der Behandlung der Alzheimer-Krankheit mit Antikörpern, die sich gegen die Amyloid-Ablagerungen im Gehirn richten und damit den Krankheitsprozess beeinflussen können. Wegen der doch begrenzten Wirksamkeit von Lecanemab kann aktuell allerdings nicht von einem echten Durchbruch in der Behandlung der Alzheimer-Krankheit gesprochen werden. Es ist sehr wichtig, potenzielle Nebenwirkungen und damit die Patientensicherheit im Auge zu behalten.“
Große Herausforderungen sieht die DAlzG im Bereich der mit Diagnostik und Behandlung verbundenen, notwendigen Infrastruktur.
Prof. Diehl-Schmid: „Der Frühdiagnostik der Alzheimer-Krankheit kommt nun mit der Möglichkeit einer entsprechenden Behandlung ein besonderer Stellenwert zu. Unklar ist aktuell, wo diese Frühdiagnostik geleistet werden soll. Auch ungeklärt ist, an welchen Einrichtungen die doch sehr komplexe Therapie mit Lecanemab durchgeführt werden kann.“
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft weist darauf hin, dass die Unterstützung von Menschen mit Demenz und ihren An- und Zugehörigen in jedem Krankheitsstadium weiterhin unverzichtbar bleibt. Beratung, Angebote der Selbsthilfe sowie nicht-medikamentöse Therapien sind für sie von entscheidender Bedeutung. Deren flächendeckende Verfügbarkeit muss endlich gewährleistet werden.
Die Arzneimittelforschung ist darüber hinaus gefordert, wirksamere und verträglichere Medikamente zu entwickeln, nicht nur für die frühen Krankheitsstadien, sondern auch für die fortgeschrittene Alzheimer-Demenz und für andere Demenzursachen. Gleichzeitig müssen nicht-medikamentöse Behandlungsansätze in der Forschung eine stärkere Berücksichtigung finden.Hintergrund In Deutschland leben heute etwa 1,8 Millionen Menschen mit Demenzerkrankungen. Rund zwei Drittel davon werden in der häuslichen Umgebung von Angehörigen betreut und gepflegt. Jährlich erkranken etwa 400.000 Menschen neu. Ungefähr 60 Prozent davon haben eine Demenz vom Typ Alzheimer. Die Zahl der Demenzerkrankten wird bis 2050 auf 2,3 bis 2,7 Millionen steigen, sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft engagiert sich für ein besseres Leben mit Demenz. Sie unterstützt und berät Menschen mit Demenz und ihre Familien. Sie informiert die Öffentlichkeit über die Erkrankung und ist ein unabhängiger Ansprechpartner für Medien, Fachverbände und Forschung. In ihren Veröffentlichungen und in der Beratung bündelt sie das Erfahrungswissen der Angehörigen und das Expertenwissen aus Forschung und Praxis. Als Bundesverband von mehr als 130 Alzheimer-Gesellschaften unterstützt sie die Selbsthilfe vor Ort. Gegenüber der Politik vertritt sie die Interessen der Betroffenen und ihrer Angehörigen. Die DAlzG setzt sich ein für bessere Diagnose und Behandlung, mehr kompetente Beratung vor Ort, eine gute Betreuung und Pflege sowie eine demenzfreundliche Gesellschaft.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft ist als Interessenvertreterin von Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen im Lobbyregister des Deutschen Bundestags eingetragen und hat sich dem dafür geltenden Verhaltenskodex verpflichtet.
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