Jeden Tag landen weltweit ca. 5 Millionen Hotel-Seifen im Müll (lt. Telegraph 2019) – eine riesige Menge, die erhebliche Auswirkungen auf unsere Umwelt hat. Was für den Einzelnen wie ein unbedeutender Abfall wirkt, bedeutet in der Summe eine Verschwendung wertvoller Ressourcen und unnötigen Müll, der oft Jahrzehnte benötigt, um sich zu zersetzen. Doch in einer Zeit, in der Nachhaltigkeit und Umweltschutz immer wichtiger werden, stellt sich die Frage: Kann man diesem Abfall nicht eine neue, sinnvolle Bestimmung geben?

Hier kommt SapoCycle Germany e.V. ins Spiel. Die Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, gebrauchte Hotel-Seifen nicht nur vor der Mülltonne zu bewahren, sondern sie in etwas Wertvolles zu verwandeln: neue Sapo-Seifen, die bedürftigen Menschen kostenlosen Zugang zu Hygiene ermöglichen. Doch das ist nicht alles. SapoCycle schafft gleichzeitig stabile Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigungen – und zwar in der Werkstadt der Lebenshilfe Nürnberg. Der Prozess ist so einfach wie genial: Die gesammelten Seifen werden recycelt, zu hochwertigen neuen Stücken verarbeitet und an Bedürftige in Deutschland verteilt. Auf diese Weise vereint das Projekt Umweltbewusstsein, soziale Verantwortung und die Förderung von Inklusion.

Wir wollten mehr darüber wissen, und haben uns mit Bernise Rivière, der Gründerin und ersten Vorsitzenden von Sapocycle Germany e.V. unterhalten.

Liebe Bernise, wie ist die Idee zur Gründung von SapoCycle entstanden? Was hat euch dazu inspiriert?

Die Idee zu SapoCycle Germany kam mir, als ich vor einigen Jahren eine Reportage auf dem französischen Sender TV5 Monde über das Recycling von Hotel-Seifen sah. Dieser Moment hat mich sehr berührt. Die Möglichkeit, ein Projekt mit drei wichtigen Zielen – Umweltschutz, soziale Integration und humanitäre Hilfe – zu schaffen, fand ich großartig. So viel Gutes in einem Projekt zu vereinen, hat mich sofort begeistert. Doch wie es manchmal im Leben ist, ging die Idee im Alltag unter. Ich hatte viel Arbeit, und meine Kinder waren noch klein. Deshalb konnte ich das Projekt damals nicht umsetzen.

Während des Lockdowns, als ich mehr Zeit zu Hause hatte, kam die Idee wieder auf. Diesmal wollte ich es wirklich angehen. Ich erinnerte mich daran, dass das Projekt ursprünglich in der Schweiz gestartet war, also suchte ich danach. Schließlich fand ich Dorothée Schiesser, die Gründerin von SapoCycle, und schrieb ihr auf LinkedIn. Ich fragte sie: ‚Wie wäre es mit SapoCycle Germany?‘ – und sie sagte Ja. Als ich nach einem Coach für mein Start-up suchte, fand ich Astrid Leutner. Nach einigen Terminen sagte ich ihr, dass ich dieses Projekt nicht allein umsetzen möchte, und Astrid, voller Begeisterung, schlug vor, dass sie die richtige Person dafür sei. So haben wir als Team die Arbeit am Projekt aufgenommen. So hat alles begonnen.

Was genau passiert mit den gesammelten Seifenstücken – wie werden sie recycelt und weiterverwendet?

Die gesammelten Seifenstücke aus Hotels werden zunächst gründlich gereinigt, um sicherzustellen, dass sie sauber und hygienisch sind. Danach werden die Seifen zerkleinert und nach einer speziellen Rezeptur für jede Seifensorte gemischt. Anschließend kommen sie in die Seifenmaschine, wo sie zu neuen Sapo-Seifen geformt werden. Der gesamte Recyclingprozess findet in der Werkstadt der Lebenshilfe Nürnberg statt. Menschen mit Beeinträchtigungen übernehmen dabei alle Schritte – von der Dokumentation des Seifeneingangs in Excel-Listen über das Recycling bis hin zum Verpacken für die Auslieferung. Besonders wichtig ist, dass jede Produktionscharge von einem externen Labor geprüft wird, um die Qualität der Sapo-Seifen sicherzustellen.

Die fertigen SapoCycle-Seifen werden dann kostenlos an bedürftige Menschen in Deutschland verteilt. Wir arbeiten mit verschiedenen Hilfsorganisationen zusammen, die unsere Sapo-Seifen weitergeben. So reduzieren wir nicht nur Abfall und schonen die Umwelt, sondern schaffen auch wertvolle Arbeitsplätze und verbessern die Hygiene für Menschen in Not.

Wenn ein Hotel Interesse an einer Zusammenarbeit hat, wie läuft das praktisch ab?

Wenn ein Hotel mit uns zusammenarbeiten möchte, ist der Ablauf einfach und unkompliziert. Zunächst nimmt das Hotel Kontakt mit uns auf. Wir erklären dann genau, wie die Sammlung der gebrauchten Seifen funktioniert und wie der Versandprozess abläuft. Alle Fragen werden dabei beantwortet, und das Hotel füllt ein Anmeldeformular aus, um die Zusammenarbeit zu starten.

In den letzten Monaten haben wir festgestellt, dass eine kurze Online-Schulung für ein oder zwei Mitarbeiter aus dem Housekeeping Team sehr hilfreich ist. Diese dauert etwa 15 Minuten und bietet die Möglichkeit, alle Fragen direkt zu klären. Danach kann das Sammeln sofort losgehen!

Wie können Hotels oder auch Freiwillige euch am besten unterstützen?

Hotels können uns unterstützen, indem sie unserem Hotel-Seifen Recycling Programm beitreten und uns dabei helfen, weitere Hotels mit festen Seifen als Partner zu gewinnen. Wir sind bereit, alle festen Hotel-Seifen in Deutschland zu recyceln. Das Prinzip ‚Do something good and talk about it‘ ist uns wichtig – wenn Hotels über unsere Arbeit sprechen, hilft das enorm!

Auch Freiwillige sind willkommen! Der Reinigungsprozess der gebrauchten Hotel-Seifen ist aufwendig, und jede Unterstützung – ob einzeln oder als Team-Event – wäre großartig. So können wir gemeinsam mehr Seifen recyceln und bedürftige Menschen besser versorgen. Bei Interesse freuen wir uns über eine Kontaktaufnahme!

Gab es bei SapoCycle einen Moment, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist oder dich inspiriert hat?

Oh ja! Der erste Moment, als die erste Sapo-Seife aus der Seifenmaschine kam, war etwas ganz Besonderes. Es war der Höhepunkt von über zwei Jahren harter Arbeit. Als ich die erste Seife in der Hand hielt, standen mir die Tränen in den Augen. Aber auch jedes Mal, wenn wir in der Werkstadt mit dem Team arbeiten, fühlt es sich fast magisch an. Irgendwie bleibt die Zeit stehen, und ich fühle mich so glücklich und entspannt. Nach ein paar Stunden mit dem Team bin ich immer voller Energie und Freude. Ich liebe es, mit all den verschiedenen Menschen zu arbeiten – jeder hat seinen eigenen Charakter und bringt etwas Einzigartiges mit.

Was sind deine langfristigen Pläne und Visionen für die Zukunft von SapoCycle Germany e.V.?

Unser langfristiger Plan ist es, noch mehr Hotel-Seifen zu recyceln. Dies beinhaltet auch den Aufbau einer zweiten Arbeitsgruppe in der Werkstadt der Lebenshilfe Nürnberg, um stabile und langfristige Arbeitsplätze für mehr als 25 Personen zu schaffen. Zudem möchten wir mehr Hotelpartner gewinnen, um unser Projekt weiter auszubauen.

Kurzfristig möchten wir zeigen, dass feste Seifen in Hotels – insbesondere in Zusammenarbeit mit SapoCycle Germany e.V. – die beste Wahl für die Umwelt sind und einen wichtigen Beitrag zur Zero-Waste-Bewegung leisten. Flüssigseifen enthalten bis zu 80% Wasser und sind immer in Plastik verpackt, während feste Seifen eine nachhaltigere Alternative bieten, die den Abfall reduziert und gleichzeitig das soziale Engagement unterstützt.

Des Weiteren sind wir daran interessiert, Team-Events mit Unternehmen zu organisieren, um unser Projekt finanziell zu unterstützen und gleichzeitig das soziale Engagement der Teilnehmer zu fördern. Ein weiterer Wunsch ist es, bei Hotel-Events die Möglichkeit zu erhalten, unser Projekt vorzustellen und zu zeigen, wie SapoCycle Germany e.V. ein bedeutender Teil des Umwelt- und Sozialengagements von Hotels sein kann. Wir möchten verdeutlichen, wie Hotels durch ihre Partnerschaft mit uns einen nachhaltigen Beitrag zum Umweltschutz und zur sozialen Verantwortung leisten – ein Engagement, das sich auch hervorragend in das CSR-Reporting integrieren lässt.

Also, liebe Hotel-Event-Organisatoren, nehmen Sie Kontakt mit uns auf!

Vielen Dank, liebe Bernise, für dieses tolle Interview!

SapoCycle Germany e.V. zeigt eindrucksvoll, wie viel Potenzial in kleinen Dingen steckt – und wie ein nachhaltiger Ansatz nicht nur die Umwelt schützt, sondern auch soziale Mehrwerte schafft. Mit dem Recycling von Hotel-Seifen leistet die Organisation einen wertvollen Beitrag zu einer nachhaltigeren Welt, während sie gleichzeitig benachteiligten Menschen Zugang zu Hygiene und Arbeit bietet.

Uns als GreenSign Institut liegt das Thema Nachhaltigkeit besonders am Herzen. Wir sind stolz darauf, Partner wie SapoCycle Germany e.V. zu unterstützen, die unsere Vision von Umweltschutz und sozialer Verantwortung teilen. Nachhaltigkeit endet nicht bei ökologischen Maßnahmen – sie umfasst auch die Förderung sozialer Projekte, die unsere Gesellschaft stärken.

Wir ermutigen all unsere Partner und Hotels, über den Tellerrand hinauszublicken und Projekte wie SapoCycle aktiv zu fördern. Denn jeder Beitrag zählt – sei es durch die Teilnahme am Recycling-Programm, durch Weiterempfehlungen oder durch gemeinsame Aktionen.

Best Practice im Berghotel Rehlegg in Ramsau

Das GreenSign zertifizierte Hotel zeigt, wie Nachhaltigkeit und soziales Engagement Hand in Hand gehen. Hier wurde bereits durch die Umstellung auf unverpackte, feste Seifen Plastikmüll reduziert. Die Kooperation mit SapoCycle führt diesen Ansatz weiter.

„In der Tat sind wir super begeistert von der Zusammenarbeit und auch unsere Gäste finden die Idee toll!“, berichtet Stephanie Lichtmannegger vom Berghotel Rehlegg. „Durch die Kooperation mit SapoCycle werden die Seifenreste, die von den Gästen nicht mitgenommen werden, sinnvoll weiterverarbeitet.“ Die recycelten Seifen spendet das Hotel an die Tafel Berchtesgaden, die Hygieneartikel dringend benötigt.

„Eine tolle Geschichte, die mit minimalem Aufwand viele positive Effekte hat. Die Housekeeping-Mitarbeiter sammeln die Seifenreste, senden sie an SapoCycle, wo sie recycelt und als neue Seifen zurückgeschickt werden.“

Über die GreenSign Institut GmbH

Das GreenSign Institut bewertet seit 2015 Nachhaltigkeitsleistungen mit dem Zertifikat GreenSign. Ursprünglich wurde das Konformitätsbewertungsprogramm für die Hotellerie entwickelt. Heute gibt es weitere Bewertungsprogramme für andere Branchen, wie beispielsweise Office oder Gastronomiebetriebe mit den jeweiligen Besonderheiten. GreenSign ist praxisnah und berücksichtigt Vorgaben aus Standards wie EMAS, DIN ISO 14001 oder ISO 26000. Das Konformitätsbewertungsprogramm evaluiert und dokumentiert den Status zu ökologischen, sozialen und ökonomischen Maßnahmen eines Betriebes. Die Ergebnisse aus mehr als 130 Kriterien in zehn Kernbereichen zahlen auf die 17 SDGs ein. Das durch ein Audit bewertete und bestätigte Ergebnis wird in einem Zertifikat – GreenSign – mit Ausweis des Konformitätsgrades abgebildet. Mit dem transparenten Bewertungsprogramm können Betriebe ihr nachhaltiges Wirtschaften geprüft dem Markt aufzeigen.

Das GreenSign Institut bietet ebenfalls die Berechnung eines CO2-Fußabdrucks für den Betrieb an. Dieser ist neben der eigenen Orientierung häufig im Geschäft mit Firmenkunden gefragt. Das vom Global Sustainable Tourism Council (GSTC) anerkannte Zertifikat GreenSign für Hotels ist in Deutschland Marktführer. Insgesamt befinden sich bereits mehr als 900 Betriebe in der Zertifizierung, hauptsächlich in Deutschland aber auch in weiteren 18 Ländern.

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