Was Essen und Sex gemeinsam haben
Aufmerksam sind wir auf Reinhild Berger nicht wegen ihres Alters geworden. Sie schrieb eine herausragende Hausarbeit zum Thema „Zusammenhang von Essverhalten und Emotionen“ bei Prof. Dr. Bianca Müller im Zertifikatskurs Ernährungspsychologie. „Man kann Essverhalten und Ernährung nicht allein unter dem Aspekt der Zufuhr von Stoffwechselmaterial sehen, genauso wenig wie man Sexualität nur unter dem Aspekt der Arterhaltung sehen kann“, verdeutlicht sie die Komplexität ihres Themas.

Ernährung ist eines ihrer Herzensthemen. Dazu kommt, dass das Schreiben ihr gut von der Hand geht. Nach zehn Jahren als Apothekerin war sie bis zu ihrem Ruhestand als Fachjournalistin in einem wissenschaftlichen Fachverlag tätig. Zwei Bücher hat sie bereits geschrieben. Eins über Zucker und eins über Superfoods. Dabei stellte sie fest, dass viele Hersteller mit „Marketing Lyrik“, wie sie es nennt, die Emotionen der Verbraucher:innen ansprechen, obwohl die Aussagen wissenschaftlich oft nicht haltbar seien. Diese Erkenntnisse führten dazu, dass sie sich intensiver mit der Verbindung von Ernährung und Emotionen auseinandersetzte, was letztlich auch der Grund für ihre Teilnahme am Zertifikatskurs an der SRH Fernhochschule war. „Ich wollte das noch mal wissenschaftlich strukturiert vertiefen“, erinnert sich die 76-Jährige.

Ernährungsberatung ist mehr als nur der Austausch von Kochrezepten
Eine ihrer Erkenntnisse: Ernährung hat viel mit Emotionsmanagement zu tun. „Natürlich essen wir, um uns Energie zuzuführen, aber ein riesiger Aspekt ist auch: Wir regulieren unsere Emotionen beim Essen.“ In Zeiten von übergewichtigen Kindern und einer Vielzahl von Adipositas-Erkrankungen nehme die Ernährungsberatung eine wichtige Rolle ein. Diese laufe vor dem Hintergrund ihrer Erkenntnisse aktuell nicht immer zielführend: „Es darf nicht nur um Kochrezepte gehen. Es muss auch um Gefühlsmanagement gehen. Wenn man das einmal verstanden hat, dann kann man da auch ansetzen und sich mit anderen Dingen Freude machen als nur mit Essen“, unterstreicht die ehemalige Apothekerin.

„Ich bin natürlich keine klassische Studentin der SRH Fernhochschule“, schmunzelt sie. Mit dem Online-Kurs kam sie dennoch sehr gut zurecht. Aufgrund ihrer journalistischen Tätigkeit hat sie gelernt, eigenständig zu recherchieren. Im Selbststudium fühlt sie sich wohl. „Für mich war das völlig in Ordnung, weil ich das ja auch gewohnt bin“, erklärt sie. Dennoch gibt sie zu, dass diese Lernform nicht für jedermann geeignet sei, da sie viel Eigenmotivation und Initiative erfordert. Besonders begeistert war sie von der gut aufbereiteten Studienmaterialien, die sie von Anfang an intensiv durcharbeitete und ebenso von den Recherchemöglichkeiten in der Online-Bibliothek.

Fitness im Alter ist kein Zufall
Japan, Kanada und jetzt Provence. Zusammen mit ihrem Mann reist sie seit dem Ruhestand durch die Welt. „Wir sind beide noch sehr fit, da macht das Reisen wahnsinnig Spaß“, verdeutlicht Berger. Ihr Rezept für Fitness und Gesundheit im Alter? „Sport treiben, in Bewegung bleiben, sich gesund ernähren, sich für vieles interessieren – das sind im Grunde die Geheimnisse“, verrät sie. Sie landet im Gespräch immer wieder beim Thema Ernährung. Dabei möchte Reinhild Berger aber klarstellen: „Ich verzichte auf nichts, ich ernähre mich einfach ausgewogen. Da darf es auch die Sahnetorte sein, nur eben nicht jeden Tag.“

Körper, Geist und nette Gesellschaft
Ein weiterer wichtiger Baustein ist für sie regelmäßig aktiv zu sein. „Ich gehe schon immer jeden Tag eine halbe Stunde joggen, das hält frisch“, weiß sie. Dieses Jahr nimmt sie zum 20. Mal am Deutschen Sportabzeichen teil. Wenn man den Körper auf Trab hält, müsse man das auch für den Geist tun: Gesellschaft ist ihr Stichwort. Reinhild Berger ist vielfältig aktiv. Ob politisch in der Senioren-Union, zusammen mit ihrem Mann beim Fotografieren oder im Verein „Stuttgarter Frauen“, wo sie Vorträge zu Heilpflanzen hält. Und damit nicht genug, Frau Berger hält bereits die Augen nach dem nächsten passenden Online-Kurs offen: „Kunstgeschichte ist ein Thema, das mich noch sehr interessieren würde“, sagt sie.

Das Beispiel von Reinhild Berger zeigt so viel. Allem voran: Es gibt nicht DEN klassischen Fernstudierenden. Vor allem aber, dass selbst wenn man im Berufsleben viel erlebt, viel gelernt und ganz viel Wissen genutzt hat, Neues dazu zu lernen, immer lohnt. Denn Lernen und Wissen halten fit. Reinhild Berger hat schon die nächsten Ideen: „Vielleicht biete ich mein Wissen zum Thema Ernährung und Emotion bald auch an der Volkshochschule an.“ Aber jetzt steht zunächst eine ausgiebige Wanderung in der Lüneburger Heide an. Bevor es in den nächsten Wochen weiter in ihre „zweite Heimat”, die Provence, geht. Wir wünschen viel Spaß und vor allem noch: ganz viele erfüllte Träume.

(Diese wunderbare Geschichte einer unserer Studierenden wurde aufgeschrieben von Nils Fabisch.)