Der Umgang mit Wölfen, Parasitendruck und Trächtigkeit, Blauzungenkrankheit und die Landschaftspflege-Schäferei in Maar: Die „länderübergreifende Fachexkursion zu Schafhaltung und Landschaftspflege“, zu der der Vogelsbergkreis gemeinsam mit dem Schafhalterverein Vogelsberg eingeladen hatte, bot dem knapp 40-köpfigen Fachpublikum im Jägerhof in Maar interessante Einblicke.

Die Exkursion, die im jährlichen Wechsel in Thüringen und dem Vogelsbergkreis stattfindet, „ist ein fester Programmpunkt im fachlichen Austausch der Schafhaltung und Landschaftspflege“, macht Patrick Krug, Erster Kreisbeigeordneter, in seiner Begrüßung deutlich. Die Kulturlandschaft im Vogelsbergkreis ist landwirtschaftlich geprägt und an vielen Stellen von Grünland durchzogen, das nur extensiv bewirtschaftet werden kann. „Die Bewirtschaftung dieser Flächen stellt für die Landwirtschaft heute eine große ökonomische Herausforderung dar – umso wichtiger sind an der Stelle Weidetierhalter, die diese artenreichen Rückzugsräume erhalten“, unterstreicht Krug. Denn ohne diesen Beitrag verbuschen und verwalden die Flächen und die Artenvielfalt leidet. „Sie tragen mit ihrer Arbeit grundlegend dazu bei, dass etwa Natura2000-Flächen erhalten werden. Sie pflegen einzigartige Landschaften – dafür gebührt Ihnen großer Dank“, unterstreicht Krug in seinem kurzen Grußwort und lobt die anwesenden Vogelsberg-ORIGINAL-Produzenten, die mit ihren Produkten die heimische Regionalmarke stärken.

Gleichwohl weist er auch auf die Herausforderungen in der Landwirtschaft hin: Bürokratie und sich oft ändernde Vorschriften, eine anwachsende Wolfspopulation und etwa durch Krisen befeuerte Verwerfungen auf internationalen Märkten sorgen für Probleme. „Das muss auf Landes-, Bundes- und europäischer Ebene angepackt werden – seien Sie sich dabei der Unterstützung von Landrat Dr. Jens Mischak und mir sicher. Wir setzen uns vehement für die Interessen der Landwirtschaft im Vogelsbergkreis ein“, macht er deutlich.

Anschließend geht Referent Dr. Michael Weiler auf den Umgang mit der Wolfspopulation in Deutschland und Hessen sowie die Folgen für die Weidetierhaltung ein. Als Tierarzt oft in Osteuropa unterwegs, sammelte er umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit Wolfspopulationen und gilt als Experte auf dem Gebiet. Er fordert – gestützt auf seine langjährige Erfahrung und wissenschaftliche Ergebnisse, beispielsweise aus Norditalien – einen strikteren Umgang mit dem Wolf. In ähnlich strukturierten Gebieten, wie dem Vogelsbergkreis sei dort nachgewiesen worden, dass die Wölfe ihren Nahrungsbedarf fast zu 40 Prozent mit Nutztieren deckten. Hohe Zäune hielten viele Wölfe zudem nicht davon ab, in Weidetierbeständen zu jagen. In Osteuropa zeige weiterhin eine starke Bejagung Wirkung: Die Wölfe dort seien sehr viel scheuer und mieden den Menschen. In Deutschland bestimmen zu 95 Prozent Kulturlandschaften das Bild. Wenn der Wolf dort sesshaft werde, sei es für ihn ausgesprochen schwierig, den Nahrungsbedarf – ausgewachsene Tiere benötigen bis zu 6,5 Kilo Fleisch pro Tag – zu decken, führt er aus und hält die Entnahme von Wölfen für nötig.

Thematisch schwenkt der Vormittag der Exkursion dann um auf „Parasitendruck, Trächtigkeit und Blauzungenkrankheit“ bei kleineren Vertretern der Paarhufergattung. Denn der auf kleine Wiederkäuer spezialisierte Tierarzt und Schafhalter Dr. Karl-Heinz Kaulfuß informierte im Vortrag anschließend dazu.

Nachmittags geht es für die Exkursionsteilnehmer dann zur Landschaftspflege-Schäferei in Maar, wo Schäfer Michael Prediger das Besucherkonzept sowie die Schafhaltung vorstellt. Den letzten Teil der länderübergreifenden Exkursion bildet eine Flächenbegehung am Hälsberg bei Maar, wo es abschließend um Agrar-Förderung und FFH-Management geht.

Hintergrund und Entstehung der „länderübergreifenden Fachexkursion“

Aus der Freundschaft zwischen dem verstorbenen Klaus Schönfeld und dem Kreisschäfermeister Bartholome aus dem Wartburgkreis entstand der jährlich wechselnde Besuch der Schafhalter aus Thüringen und Hessen. Mit der Zeit entwickelten sich weitere Schwerpunkte: neben der Schafthaltung selbst ging es schließlich etwa auch um Themen der Landschaftspflege.

Der fachliche Austausch stellt nun schon seit vielen Jahrzehnten für beide Seiten einen wertvollen Blick „über den Tellerrand“ dar, denn trotz der räumlichen Nähe, sind beispielsweise Agrar-Förderprogramme, Organisation und Zuständigkeiten sowie auch die Flächen selbst sehr unterschiedlich strukturiert.

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