Schnellecke – Markus Kinds, Head of Group Quality Management, Wolfsburg
Mercedes Benz
– Uwe Zapp, Lieferantenmanagement, Stuttgart
Die neue Logistikevaluation nach VDA 6.8 – Mehr Fokussierung
auf die werttreibenden Prozesse, die Strukturen und die Digitalisierung  

Der Umbau der Lieferketten ist im vollen Gange.

Sind auch in Zukunft die wachsenden Anforderungen an die internen und externen Prozesse der Automobil- und Zulieferindustrie erfüllbar? Letztendlich geht es ja um die Sicherstellung und Weiterentwicklung der Gesamtperformance (finanzielle Performance, Marktperformance, betriebliche Effizienz, Mitarbeiterleistung, Innovation und Nachhaltigkeit, u.a.) und damit um die Sicherung der Überlebensfähigkeit der Partner in der Lieferkette.

Unter diesem Anspruch gewinnen die logistischen Prozesse noch mehr an Bedeutung, sind diese doch der Garant für reibungslose Wertschöpfungsprozesse in den Fabriken und im gesamten Liefernetzwerk. Hinzu kommt, dass auch die Prozesse der Produktion, Logistik und der gesamten Supply Chain immer mehr zusammenwachsen und Puffer zusammenschrumpfen und durch intelligente Steuerungssysteme synchronisiert werden.

So war der Auftrag des VDA an die Gruppe der Automobilhersteller und Zulieferer/Dienstleister folgerichtig und konsequent, die bisherigen Audits für die Produktion und Logistik ganz neu aufzustellen.

Nach der gleichen Logik der revidierten „VDA 6.3“ mit Fokus auf Produktion wurde jetzt auch die neue „VDA 6.8“ mit dem Fokus auf die logistischen Prozesse in der Fabrik, zu den Lieferanten und zu den Kunden entwickelt.

Die jetzt vorliegende „VDA 6.8“ wurde mit Verantwortlichen   

von Audi, BMW, Bosch, Daimler, Ford, Harman, Infineon, IPL/AKJ Automotive, Kuehne & Nagel, Magna, MAN, Mercedes-Benz, NXP, Porsche, Scania, Schaeffler, Schnellecke, Volkswagen, VDA, ZF Friedrichshafen u.a.

speziell für die Auditierung logistischer Prozesse erstellt.

Die neue „VDA 6.8“ wird so zum internationalen Qualitätsstandard zur Reduzierung von Risiken in der gesamten Supply Chain. Sie dient damit der Standardisierung, Stabilisierung, Optimierung und Absicherung von logistischen Prozessen.

Die Ergebnisse werden genutzt werden, um Schwachstellen zu identifizieren und Maßnahmen zur Prozessoptimierung zu ergreifen. Dies trägt somit nicht nur zur Steigerung der Effizienz und Qualität bei, sondern führt maßgeblich auch zur Erhöhung der Kundenzufriedenheit.  

Markus Kinds und Uwe Zapp berichten und diskutieren auf dem Herbstkongress des AKJ Automotive am 16./17. Oktober über die neuen Auditschwerpunkte, den Aufbau und die künftige Anwendung in der Automobilindustrie. Vgl. auch www.automobilkongress.de.

Mit der nun vorliegenden neuen „VDA 6.8“ wird der Einsatz eines schlüssigen Bewertungsinstrument für logistische Prozesse und Schnittstellen und zur Umsetzung vorbereitet. 

Neu bei der „VDA 6.8“ ist auch die Struktur der Fragestellungen und Bewertungssystematik, die konsequent die Turtle-Systematik auf die Festlegung der Frage- und Antwortschwerpunkte und dies auf alle Prozessbereiche einer funktionierende Supply Chain anwendet.

Die Struktur der Bewertungsbereich im Aufbau der neuen „VDA 6.8“.

Die Bewertungsfragen beziehen sich auf die Prozess-/Strukturbereiche:

(1)    L1: Projektmanagement/Strategie – 23 Fragen

(2)    L2: Planung und Realisierung logistischer Prozesse – 23 Fragen

(3)    L3: Lieferanten- und Dienstleistermanagement – 22 Fragen

(4)    L4: Beschaffungslogistik – 24 Fragen

(5)    L5: Transportlogistik – 24 Fragen

(6)    L6: Inhouse-Logistik – 32 Fragen

(7)    L7: Kundenmanagement – 20 Fragen

Die je Prozess-/Strukturbereich relevanten Bewertungs- und Entwicklungsfragen wenden also konsequent die Turtle-Systematik an. Wie, wird im Vortrag erläutert. Mit den Prozess-/ Funktions-Bereichen L1 bis L7 werden jeweils folgende Fragenstellungen und Risiken zur Bewertung abgedeckt:

(1)    zum Input – was fließt wie in den Prozess hinein?

(2)    zum Prozessablauf – wie läuft der Prozess ab?

(3)    zu den personellen Ressourcen – welche Bereiche/Funktionen/Personen sind integriert?

(4)    zu den materiellen Ressourcen – mit welchen Mitteln wird der Prozess realisiert?

(5)    zur Effektivität und Effizienz – wie wirkungsvoll wird der Prozess durchgeführt,
welche KPIs sind hier relevant?

(6)    zum Output – was ist das Prozessergebnis?

Hier wird auch interessant sein, wie je Frage eine mögliche Gesamtpunktzahl von 10 Punkten erreicht werden kann.

Ziel muss es sein, dass über alle Fragen ein Erfüllungsgrad von mindestens 90 % erreicht wird und dabei auch Hinweise gegeben werden, wo zusätzliche Verbesserungen notwendig und möglich sind. Mehr Details im Beitrag von Markus Kinds (Schnellecke) und Uwe Zapp (Mercedes Benz) am 16. Oktober 2024.

Der Fragenkatalog der „VDA 6.8“ deckt auch die aktuellen Fragestellungen des im Einflussbereich der Odette und der AIAG eingesetzten „MMOG“ bzw. GMMOG ab. So werden die aktuell logistischen Standards auch international zunehmend standardisiert.

Die Vorteile der „VDA 6.8“ und die langfristigen Auswirkungen

Die erfolgreiche Implementierung und der Nachweis zur Prozessfähigkeit über die „VDA 6.8“ bieten zahlreiche Vorteile für die auditierten Unternehmen. Durch die Standardisierung und Nutzung der integrierten Potenzialanalyse werden die beteiligten Unternehmen effizienter arbeiten. Sie können so gleichzeitig auch die Qualität ihrer gesamten Prozess- und Dienstleistungen verbessern.

Dies steigert die Kundenzufriedenheit und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu den bestehenden Kunden und auf dem globalen Markt. Auch ist genügend Platz für technologische und organisatorische Innovationen in den logistischen Prozessen.

Langfristig trägt die „VDA 6.8“ auch dazu bei, die in den letzten Jahren erhöhten Risiken in der Lieferkette zu reduzieren und die Stabilität der Prozesse zu erhöhen. Unternehmen, die die Prozesse nach dem Standard der „VDA 6.8“ erfolgreich umsetzen, sind dann auch mehr in der Lage, auf Veränderungen im Markt zu reagieren und sich an neue Anforderungen anzupassen.

Dies wird besonders wichtig in der Fahrzeugindustrie sein, die sich immer mehr, durch einen immer schnelleren technologischen Wandel und sich ständig ändernde Kundenanforderungen auszeichnet. Und die betrifft die Produkteigenschaften/-komplexität, die Qualität und die Forderung nach senkenden Gesamtkosten.

Zusammenfassend die wichtigsten Merkmale:

(1)    klare Fokussierung auf die Supply Chain-Prozesse

(2)    Anwendung der Turtle-Systematik

(3)    Strukturierte Vorgehensweise bei der Analyse der Prozesse

(4)    Anwendung der etablierten Bewertungssystematik

(5)    Ausweisung eines kritischen Pfades inkl. klarer Abstufungsregeln

(6)    Identifikation besonderer Risiken in der Supply-Chain – sogenannte *-Fragen

(7)    Eindeutige Ergebnisdarstellung der Bewertung (A, B oder C)

(8)    Weltweite Vergleichbarkeit der Ergebnisse für Supply Chain-Prozesse

(9)    Potenzialanalyse für die Eignung neuer Lieferanten/Dienstleister

(10)Bereitstellung eines Self-Assessments zur internen Bewertung zur internen Bewertung und zum Austausch mit Kunden

Die Einführung der „VDA 6.8“ zeigt noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, kontinuierlich Verbesserungen im Qualitätsmanagement zu implementieren und sich auf die ständig verändernden Anforderungen der Industrie einzustellen.

Es wird jetzt interessant sein, welche Resonanz die neue „VDA 6.8“ haben wird und wie eine schnelle und qualifizierende Umsetzung gelingen kann. Z.B. mit der jetzt gestarteten Ausbildung von Auditoren, der Akzeptanz der Logistikverantwortlichen in den Fabriken und Logistikstandorten der Automobilhersteller, Zulieferer und Dienstleister.

Aktuell läuft der Bewertungsprozess für die „VDA 6.8“ noch. Er wird unterstützt durch fachverantwortliche Vertreter der Unternehmen, die jetzt auch die Rückmeldemöglichkeit für Verbesserungs- und Anpassungsvorschläge nutzen.

Nutzen Sie den Kontakt auf dem Kongress direkt mit Personen, die sich an der Entwicklung maßgeblich beteiligt und beim Kongress (www.automobilkongress.de) dabei sein werden.

Das übergreifende Motto des diesjährigen Herbstkongresses „Automotive Prozesse und IT 2024“ am 16./17. Oktober: Die Transformation für mehr Effizienz, Autonomisierung, Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit – Bausteine für die Strategieentwicklung, Planung und Umsetzung in der Fabrik und Supply Chain.

Mit den Unternehmen/Institutionen ADIENT, BMW, Bosch, Cargobull, Continental, Hager Group, HFT Stuttgart, Hörmann Automotive, htw saar, Mercedes, Motherson/SMR Automotive, NOERR, REHAU Automotive, Rhenus Automotive, Schaeffler Technologies, Schäflein Group, SprintBox, Volkswagen, ZKW, weitere Unternehmen in Abstimmung sowie einer gezielten Auswahl innovativer Aussteller.

Hierbei nehmen die Referenten und Moderatoren auch konkret Stellung zur künftigen Nutzung von KI und wie auch Methoden der generativen KI einen neuen Beitrag leisten können.

Wir können davon ausgehen, dass am 16./17. Oktober auch neue Antworten gegeben werden, in welche Richtung und mit welchen Strategien, Konzepten und Lösungen sich die Automobil- und Zulieferindustrie in der neuen sich ändernden Produktwelt, die dafür erforderlichen Strukturen und Dienstleister in der Supply Chain und den Kunden-/ Lieferantennetzwerken weiterentwickeln werden.

Vertieft wird der Erfahrungsaustausch mit den Teilnehmern, Referenten, Moderatoren und ausgewählten Ausstellern/Innovationstreibern auch nach den Vorträgen und in der Netzwerkveranstaltung im Ratskeller der Stadt Saarbrücken.

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