In unserem Pflegewohnheim „Dr. Günter Hesse“ gibt es ein besonderes Angebot, das die Bewohner*innen nicht nur kreativ fördert, sondern auch ihre Erinnerungen und ihr Selbstbewusstsein stärkt: die Kreativgruppe. Diese Gruppe bietet nicht nur eine sinnvolle Tagesstruktur und die Möglichkeit, eigene Ideen umzusetzen, sondern auch ein geselliges Miteinander. Katharina Grohn ist Betreuungsassistentin im Haus und erzählt uns im Interview, was diese Gruppe ausmacht.

Ein Projekt mit Herz und Handwerk

Die Kreativgruppe setzt vor allem auf nachhaltige Materialien. Vieles wird aus Holz gefertigt, um zu vermeiden, dass die Ergebnisse schnell im Müll landen. Die Idee ist, dass die gefertigten Stücke lange Freude bereiten und auch als Dekoration im Pflegewohnheim genutzt werden können. Dabei hilft auch der Vater von Katharina Grohn tatkräftig mit, indem er die Motive vorab auf Holzplatten zeichnet und grob aussägt.

Einige der Bewohner, die in der Gruppe mitmachen und das Abschleifen der Holzstücke übernehmen, waren früher als Handwerker tätig. Sie erleben dabei den vertrauten Geruch von Holz und Holzspäne und erinnern sich an vergangene Zeiten. Selbst diejenigen, die sonst weniger an Gruppenangeboten teilnehmen, freuen sich auf die Arbeit mit dem Holz.
Das Gefühl, etwas zu schaffen und ein sichtbares Ergebnis zu haben, stärkt ihr Selbstbewusstsein und gibt ihnen das Gefühl, produktiv zu sein.

Kreatives Gestalten mit vielfältigen Materialien

Nach dem Abschleifen übernehmen die Frauen das Gestalten der Holzobjekte. Dabei wird mit verschiedenen Materialien und Techniken gearbeitet – von der Arbeit mit Pinseln bis hin zur Tupftechnik mit Schwämmen für diejenigen, die die Pinsel nicht mehr gut halten können. Die Farbauswahl ist bewusst begrenzt, um die Entscheidung zu erleichtern und die Teilnehmer*innen nicht zu überfordern. „Glitzer geht aber immer“, berichtet Katharina Grohn lachend.

Die Betreuungsassistenten und ein ehrenamtlicher Mitarbeiter unterstützen die etwa 12 Teilnehmer*innen, indem sie Impulse geben. Das können Worte sein oder auch das Vorzeigen von Bewegungen. Manchmal ist es auch nötig, die Hände der Bewohner*innen in die eigenen Hände zu legen und den Bewegungsablauf anfangs gemeinsam umzusetzen. Danach erinnern sie sich Teilnehmer*innen an die Bewegung und können diese selbstständig weiterführen.
So wird das kreative Tun erleichtert und gefördert.

Sind die Stücke fertig, nimmt Katharina Grohn sie mit nach Hause und lackiert sie dort, damit sie länger halten.

Mehr als nur Basteln: Bewegung und Stimulation für die alten Menschen

Die Kreativgruppe ist mehr als nur ein Bastelangebot. Sie bietet den Bewohner*innen die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten einzusetzen, ihre Kreativität auszuleben und Teil einer Gemeinschaft zu sein. Die Treffen, die etwa ein- bis zweimal im Monat und nach Lust und Bedarf stattfinden, sorgen für Freude, Anregung und Bewegung. Die Männer und Frauen sitzen dabei oft separat – mit einem schönen Getränk und an langen Tafeln – und beobachten gegenseitig, wie die Werke vorbereitet oder weitergestaltet werden.

„Letztlich ist es auch ein Bewegungsangebot“, erklärt Katharina Grohn. „Der Arm muss bewegt werden, die Finger ebenfalls, das Arbeiten erfordert eine Augen-Hand-Koordination und auch der Geist wird angeregt. Da ist ganz viel Stimulation und Bewegung im Spiel. Und das tut den alten Menschen gut.“
Die Kreativgruppe wird über Aushänge im Haus beworben, einige der alten Menschen werden aber auch noch einmal individuell erinnert oder zur Teilnahme motiviert.

Am Ende ist es aber nicht nur die kreative Tätigkeit selbst, die zählt, sondern das Gefühl, etwas geschaffen zu haben. Die Teilnehmer*innen sind stolz auf ihre Werke und freuen sich, Teil der Gruppe zu sein. „Ich freue mich, hier unter Leuten zu sein“, hört man oft von ihnen. Diese positive Stimmung und der Austausch untereinander sind ein wesentlicher Bestandteil der Gruppe.

Ein Ort der Begegnung und Freude

Besonders schön ist es, wenn die Kreativgruppe gemeinsam mit den Kindern und Erzieher*innen einer Kita aus der Nachbarschaft stattfindet. Das Miteinander von Jung und Alt ist großartig und bringt zusätzliche Freude und Abwechslung in die Gruppe.

Die hergestellten Stücke im Haus zu entdecken, erfüllt die Teilnehmenden sichtlich mit Stolz. „Das habe ich doch damals gemacht“, freute sich beispielsweise eine Bewohnerin, die kürzlich ihr eigenes Werk im Aufenthaltsraum sah und sich an die Arbeit daran erinnerte.

Die gefertigten Stücke – von Vogelhäuschen über Weihnachtsdekoration bis hin zu Igeln und Blumen – werden nicht nur im Pflegewohnheim als Dekoration verwendet, sondern auch auf dem Sommerbasar verkauft. Der Erlös fließt dann wiederum in neue Materialien für die Gruppe. So bleibt der kreative Kreislauf bestehen und die Teilnehmer*innen sehen den Nutzen ihrer Arbeit.

Der Sommerbasar fand in diesem Jahr am 07. Juli statt und war ein großer Erfolg.
An mehreren Ständen wurden die vielfältigen und bunten Produkte aus der Kreativgruppe verkauft, Zuckerwatte- und Softeis-Stand waren gut besucht, ebenso wie der Stand mit den Bratwürstchen. Das bunte Treiben ließ sich kaum ein*e Bewohner*in entgehen – gemeinsam mit Angehörigen und Nachbar*innen aus dem Kiez verbrachten alle gemeinsam einen fröhlichen und sonnigen Tag.

Die Kreativgruppe im Pflegewohnheim „Dr. Günter Hesse“ zeigt, wie wichtig es ist, den Bewohner*innen Möglichkeiten zu bieten, Teil einer aktiven Gemeinschaft zu sein. Mit viel Herz, Handwerk und einer guten Portion Spaß wird hier Großartiges geschaffen – und das bleibt.

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