Streuobst im Klimawandel – das Thema Zukunft bewegt die Streuobstwelt. Was hilft? Austausch über mögliche Wege in eine nachhaltige Zukunft. Über 280 Streuobstakteure diskutierten beim 18. Landesweiten Streuobsttag Baden-Württemberg am 4. Mai 2024 über Streuobst im Klimawandel.
Teilnehmerrekord: Klimawandel bewegt Streuobstwelt
Mit über 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmern vor Ort in Stuttgart-Hohenheim und einer Online-Zuhörerschaft von rund 100 Personen brachte die 18. Auflage des Fachkongresses so viele Streuobstakteure zusammen wie noch nie. Der Grund: Seit einigen Jahren beobachten die Streuobstbewirtschafterinnen und -bewirtschafter nun auch Folgen des Klimawandels bei ihren Bäumen und Wiesen. Hitze und Trockenheit stellen die Bestände vor Herausforderungen. Eine Folge ist beispielweise, dass Krankheiten und Schädlinge an den geschwächten Bäumen leichtes Spiel haben. Hochstamm Deutschland e.V., die Akademie Ländlicher Räume Baden-Württemberg, das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg sowie die Universität Hohenheim und zahlreiche Partner blicken zurück auf eine spannende Tagung mit lehrreichen Fachvorträgen, angeregten Gesprächen und dem guten Gefühl, dass sich so viele Engagierte bundesweit für den Erhalt von Streuobst einsetzen.
Politik, Wissenschaft und Praxis: Was sagen die jeweiligen Expertinnen und Experten?
Sabine Kurtz, Staatssekretärin im Baden-Württemberger Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz leitete die Tagung ein. Der Vormittag stand unter dem Zeichen der aktuellen Herausforderungen, die Streuobst neben dem Klimawandel aktuell beschäftigen. Hans-Thomas Bosch vom Pomologen-Verein e.V. zeigte, wie wichtig der Obstbaumschnitt auch mit Blick auf den Klimawandel ist. Er ist eine Grundvoraussetzung, damit die Bäume vital und stabil der Hitze und den Schädlingen entgegenstehen. Dr. Benedikt Ehrenfels von der BaumLand-Kampagne machte deutlich, dass durch gezielte Förderung bzw. Zulassung klimaangepasster Arten und Sorten, die öffentliche Hand gezielt unterstützen kann. Viele Projekte beschäftigen sich mit den Folgen des Klimawandels auf Streuobst, darunter Ansätze im Bereich Humusaufbau, Mistelbekämpfung und Spätfrostschäden. Über diese und weitere Neuigkeiten informierte Hannes Bürckmann von Hochstamm Deutschland e.V.
Chancen durch den Klimawandel?
Am Nachmittag blickte die Tagung gezielt auf die Expertinnen und Experten zum Streuobst im Klimawandel. Dr. Peter Decker von der Oberlausitz-Stiftung führte in das Thema ein. Er stützte sich dabei auf den ersten Leitfaden zum Thema, den die Stiftung mit weiteren Partnern erstellt hat. Er überraschte mit der Aussage: „Alte Sorten sind nicht die Rettung, stellen wir uns breiter auf.“ Tamara Schober und Kevin Fleckenstein von den Eberhard-Karls-Universität Tübingen und der Universität Hohenheim machten trotz aller Herausforderungen, Hoffnung auf ein Streuobst der Zukunft: „Klimastress kann auch positiv sein. Ein Baum, der heute leidet, passt sich für die Zukunft an“. Sie zeigten anhand der Ergebnisse aus einem mehrjährigen Forschungsprojekt u.a. eindrücklich, wie wichtig der regelmäßige Schnitt auf das Triebwachstum und damit Widerstandsfähigkeit der Bäume ist. Lukas Mischnick von der Flächenagentur Baden-Württemberg diskutierte, welche alternativen Baumarten eine Chance bei höheren Temperaturen sind z. B. Kaki, Quitte und Maulbeere.
Was hilft: im Austausch bleiben
Auch die Praxis blickte auf alternative Baumarten und -sorten. Thomas Weltner forscht an der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau und wies auf das Potenzial von lokal angepassten Sorten hin. Hans-Joachim Bannier, vom Obst-Arboretum Olderdissen in Bielefeld ist als Streuobstexperte weit bekannt und ließ an seiner langjährigen Erfahrung teilhaben. Das Fazit der Tagung: Eine einheitliche Lösung gibt es nicht. Was bleibt: Der Eindruck, dass die Streuobstwelt eine Zukunft hat – und Austausch hilft.
Noch mehr Streuobst im Klimawandel
Der 18. Landesweite Streuobsttag war Teil zwei der Fachtagungen zum Thema Streuobst im Wandel. Anfang März diskutierten bereits weitere Expertinnen und Experten im Internationalen Begegnungszentrum St. Marienthal in Sachsen. Eine Online-Reihe aus Rheinland-Pfalz vervollständigt die Wissenssammlung.
Die Vorträge des Landesweiten Streuobsttags und alle Links zu den vorangegangenen Veranstaltungen und Präsentationsfolien finden Interessierte hier.
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WIR I Hochstamm Deutschland e.V. ist ein gemeinnütziger, deutschlandweit tätiger Verein, der sich für den Erhalt von Streuobstwiesen einsetzt. Hinter dem Verein stehen Streuobst-Initiativen, Kommunen, Verbände und Privatpersonen.
ZIEL I Wir unterstützen alle dabei, Streuobst zu erhalten und Ideen für die Weiterentwicklung zu geben – durch Vernetzung, Austausch und Beteiligung. Dazu bieten wir u. a. auf unserer Webseite und in unserem Newsletter eine Plattform. Wir setzen uns auch dafür ein, dass die zeit- und arbeitsintensive Pflege einer Streuobstwiese nicht nur Herzensangelegenheit ist. Mit Vermarktungswegen und -ideen arbeiten wir an einer Verbesserung der wirtschaftlichen Grundlage für den Anbau von Streuobst.
KULTURERBE I Mit über 1,3 Millionen Unterstützerinnen und Unterstützern schaffte es der Verein, den Streuobstanbau in das Bundesweite Verzeichnis Immaterielles Kulturerbe der Deutschen UNESCO-Kommission zu bringen. Damit rückt der Streuobstanbau vermehrt in den öffentlichen Fokus. Diese Aufmerksamkeit trägt zur Erhaltung der Streuobstkultur und des damit verbundenen Wissens bei.
FACHKONGRESS I Der jährlich stattfindende Landesweite Streuobsttag Baden-Württemberg steht nun seit 18 Jahren für Wissensvermittlung und Erfahrungsaustausch. Er bietet eine Plattform für Streuobstinitiativen, Keltereien, Vereine, Kommunen, Naturschutz- und Umweltverbände, Fachberaterinnen und Fachberater für Obstbau sowie Interessierte. Die digitale Teilnahmemöglichkeit vernetzt bundesweit. Zu den Veranstaltern zählen die Akademie Ländlicher Raum, Hochstamm Deutschland e.V., das Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg, sowie die Universität Hohenheim.
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