Unsere Veränderungsvorhaben greifen häufig zu kurz und haben oft unbeabsichtigte Nebenwirkungen. Warum? Neben einer Welt, die immer komplexer zu werden scheint, besteht heutzutage ein wesentliches Problem darin, dass wir die Welt stark fragmentiert wahrnehmen, also nur einzelne Phänomene isoliert betrachten und nicht die ganzen Zusammenhänge und Wechselwirkungen betrachten.

Ein wirksamer Weg zur Lösung dieses Problems ist die dialogische Einbeziehung aller Beteiligten in einen Transformationsprozess, um deren Erfahrung und Perspektive mit zu berücksichtigen. Somit können wir die kollektive Intelligenz aller Betroffenen nutzen.

Warum dialogisch? Im Dialog, wörtlich übersetzt: Sinn fließen lassen, kann man sich selbst und den anderen beim Denken zuhören und dabei Vorurteile sowie Fehleinschätzungen aufdecken und weitere Perspektiven in die eigene Position und das eigene Denken einbeziehen.

Unter welchen Bedingungen kann ein guter Dialog gelingen?

Man braucht einen psychologisch sicheren Raum, auch wenn schwierige Themen besprochen werden oder man sich selbst durch Selbstoffenbarung beim Sprechen über eigene Fehler angreifbar macht. Diese Offenheit ist erforderlich, um daraus lernen zu können, darf aber für die Betroffenen nicht gefährlich werden.

Eine bewährte Methode zur Erzeugung eines solch sicheren Raumes ist ein Check-In zu Beginn des Gesprächs. Dabei schildert jeder Teilnehmende ganz offen die aktuelle Situation & eigene Gefühlslage sowohl beruflich und – wenn angebracht – auch privat. Dadurch entsteht eine offene und vertrauensvolle Atmosphäre, in der jeder einen Teil seines persönlichen, inneren Befindens mitteilt. Ein solcher Start eines Gesprächs hat sich sehr bewährt!

Neben dieser Offenheit braucht es ebenfalls eine große Lernbereitschaft mit einem Anfängergeist, sich auf ganz neue Ansätze und Perspektiven einzulassen. Im Dialog ist auch die Bereitschaft notwendig, Stille zuzulassen und das Gespräch zu verlangsamen, um einem gehörten Gedanken nachzuspüren und ihn auch „verdauen“ zu können, ohne ihn sofort zu zerreden.

Es hilft ebenfalls, wenn man in der Lage ist, sich selbst und den Prozess des Dialogs insgesamt von außen zu betrachten, also eine Metaperspektive einzunehmen (Beobachtung des Beobachters), das heißt Achtsamkeit auf allen Ebenen.

Welche Kompetenzen sind für einen gelingenden Dialog erforderlich?

Wenn man im Dialog selbst spricht, sollte man von Herzen sprechen, über das was einem wirklich wichtig ist, am besten aus persönlichen Erfahrungen. Mindestens ebenso wichtig wie das Sprechen ist im Dialog das mitdenkende, generative Hinhören. Dabei geht es darum, die Gedanken der anderen mit großer Offenheit zu hören und gleichsam in das eigene Denken einzubeziehen und weiter zu entwickeln statt sofort Gegenargumente zu formulieren.

Für beides, das Sprechen und Hören braucht es einen radikalen Respekt sowohl den Anderen als auch sich selbst gegenüber, so kann man offen und authentisch bleiben. Eine weitere wichtige Kompetenz für das eigene Lernen ist das Betrachten der eigenen Annahmen und Bewertungen (Suspendieren). Hier sprechen wir davon, dass wir im Dialog die Chance haben, uns selbst beim Denken zu beobachten. Im Dialog können wir das bewusst tun und uns sogleich bei erkannten Fehlurteilen ohne Gesichtsverlust korrigieren.

Fazit:

Diese Kompetenzen sind alle nicht neu für uns. Wir haben jedoch verlernt, sie in verschiedenen Kontexten zu praktizieren. In den meisten Talkshows etwa wird kaum ein generatives Hinhören praktiziert, weil die Intention in diesen Diskussionen darin besteht, die anderen vom eigenen Standpunkt zu überzeugen, statt die anderen tatsächlich zu verstehen.

Ihre Organisationsentwicklung & Transformationen können aus unserer Erfahrung nach nur gelingen, wenn die genannten Dialog-Kompetenzen erneut gelernt werden und es geübt wird diese anzuwenden. Dies ist neben dem beruflichen auch im privaten Kontext nützlich.

Autor:

Thomas Klug, evolving GmbH

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