Der Weg von der Hörsaalbank ins internationale Topmanagement scheint weit. Gut, wenn Studierende die Möglichkeit haben, von jemandem zu lernen, der den steilen Aufstieg bereits hinter sich hat. Diese Chance haben Studierende bei der CEO Leadership Series am TUM Campus Heilbronn. Professor Chengguang Li lädt Vertreter großer Unternehmen zum Austausch ein. Dieses Mal: Marcus Berret, Global Managing Director der Unternehmensberatung Roland Berger.

Eigentlich war fest eingeplant, dass Marcus Berret den elterlichen Betrieb übernehmen sollte. „Aber meine Pläne haben sich während des Studiums geändert“, erzählt Berret. Das Studium der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim wurde zum Wendepunkt in seinem Leben. „Am Anfang war ich ein eher durchschnittlicher Student, bis es im zweiten Jahr ‚Klick‘ gemacht hat.“ Consulting klang cool für den Studenten, und das Jobprofil gab den Ausschlag: „Lösungen für komplexe Probleme zu finden, das war und ist genau mein Ding.“

Zwischen den Welten

Doch bevor ihn sein Weg zu Roland Berger führte, ging Berret auf Reisen: Ein halbes Jahr in Paris und ein halbes Jahr in Tokio haben seinen Blick auf die Welt radikal verändert und ihm gezeigt, dass in verschiedenen Kulturen unterschiedliche Werte zählen: „Wenn du in Paris bei Rot an der Ampel stehen bleibst, wirst du belächelt, wenn du in Tokio auch nur eine Sekunde daran denkst, bei Rot loszugehen, schauen dich alle entsetzt an“, sagt er und lacht. Außerdem war es gar nicht so einfach, in Asien einen Job zu finden: „Damals waren E-Mails noch nicht sonderlich verbreitet, also habe ich 500 Briefe geschrieben und mit einem hatte ich schließlich Erfolg.“

Zurück in Deutschland wuchs zusammen, was zusammengehört: Marcus Berret begann seine Karriere bei Roland Berger. Und gleich die erste Aufgabe hatte es in sich: die Fusion von zwei großen Automobilkonzernen, zu der international viele verschiedene Marken gehörten. „Zuerst war ich ein halbes Jahr in Detroit und musste Daten sammeln, welche Kundengruppe zu welcher Automarke passt. Heute geht das mit künstlicher Intelligenz dramatisch schneller.“ Bis zu seiner heutigen Position als Global Managing Director vergingen weitere Jahre, in denen er Erfahrungen für sich und andere sammelte. Die Wichtigste davon war hart und lehrreich.

Auslöser war ein langes, anstrengendes Projekt in Japan: „Ich arbeitete damals 100 Stunden die Woche und war selten zu Hause.“ Darunter litt nicht nur seine Gesundheit. „Meine Motivation, mein Antrieb waren leer, die Energie war aufgebraucht. Heute würde man von einem klassischen Burn-out sprechen“, blickt der Manager zurück. Grund genug für ihn, seine Lebens- und Arbeitseinstellung radikal zu ändern: „Früher wollte ich es allen und jedem recht machen, danach habe ich umgesattelt und mein Bestes gegeben, aber ich habe gemerkt, dass es Dinge gibt, die ich nicht ändern und beeinflussen kann.“ Seitdem hält sich Berret die Wochenenden für sein Privatleben frei.

Tipps und Tricks

Neben einer nachhaltigen Work-Life-Balance rät Berret den Studierenden, sich ausreichend Zeit für Reflexion zu nehmen: „Am besten fragt ihr euch jeden Tag, was habe ich heute gelernt.“ Denn jeden Tag ein bisschen besser zu werden sei essentiell, ebenso wie die Rahmenbedingungen dafür zu kennen: „Nur im richtigen Umfeld ist es möglich, das Beste aus sich herauszuholen – aber das gelingt nur, wenn ihr euch aktiv darum bemüht“, appelliert der erfahrene Manager und fährt fort: „Lernt aus euren Fehlern und aus den Fehlern anderer. Ich habe in meiner Karriere Tausende gemacht, und jeder einzelne hat mich weiter gebracht.“ Dafür sei es zudem hilfreich, Kollegen und Freunde um Feedback zu bitten und dieses auch anzunehmen.

Zum Abschluss des Gesprächs entlockt Prof. Li dem Manager noch einige private Einblicke. So erfahren die Studierenden, dass der CEO die asiatische Küche liebt und gerne mit seinen Söhnen durch die Clubs zieht, am liebsten zu Hip-Hop-Tracks: „Wenn mich die Jugendlichen fragen, was ich noch in der Disco zu suchen habe, sage ich einfach: Der Club gehört mir!“ Vorbild und Inspiration sind für ihn Kämpfer für Recht und Freiheit wie Nelson Mandela und Profi-Sportler wie Roger Federer wegen ihres Strebens nach Perfektionismus.  

Noch tausend Fragen

In der Fragerunde löchern die Studierenden den Manager mit Fragen zur politischen und wirtschaftlichen Situation des Landes. „Deutschland muss umdenken, wir brauchen 400.000 Arbeitskräfte aus dem Ausland, um die Wirtschaft am Laufen zu halten. Und das jedes Jahr. Das funktioniert nur mit einer besseren Willkommenskultur.“

Um ihn und das schnell wachsende Beratungsunternehmen als potenziellen Arbeitgeber zu überzeugen, brauche es ein hohes Maß an Motivation, Herausforderungen zu meistern und die Bereitschaft, dafür an Grenzen zu gehen. Alle verbleibenden Fragen versucht Marcus Berret nach der Veranstaltung zu beantworten. Bleibt abschließend zu klären, wie für ihn die Zeitreise zurück in den Hörsaal war. „Richtig cool. Die Studienzeit war eine der schönsten meines Lebens!“

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