„Trotz eines schwierigen Umfelds hat sich die Handwerkskonjunktur als recht robust erwiesen. Allerdings stellen wir fest, dass in den vergangenen Wochen die Verunsicherung zugenommen hat. Die mageren Prognosen für die Gesamtwirtschaft, die schleppende Konjunktur in der Südwestindustrie und die unsichere Zinsentwicklung drücken die Stimmung von Betrieben und Verbrauchern“, sagt Kammerpräsident Harald Herrmann.
55 Prozent der Betriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb bewerteten ihre Geschäftslage im ersten Quartal mit der Note „gut“ (Vorjahresquartal: 59 Prozent). Gleichzeitig hat sich die Zahl der Betriebe, die sich unzufrieden äußerten, innerhalb von zwölf Monaten von acht auf nunmehr 13 Prozent erhöht.
Minus bei Aufträgen und Umsätzen
Die Auftrags- und Umsatzlage hat sich gegenüber dem Vorjahresquartal quer durch alle Branchen verschlechtert. Rund jeder dritte Betrieb verzeichnete weniger Bestellungen. Deutlich stärker fiel der Rückgang im Bauhauptgewerbe (44 Prozent) und bei den Gewerblichen Zulieferern (41 Prozent) aus. Diese beiden Handwerksgruppen sind es auch, die überdurchschnittliche Umsatzeinbußen meldeten. 50 Prozent der Bauhandwerker und damit doppelt so viele wie vor einem Jahr mussten ein Minus verkraften. Auf demselben Niveau liegen die Nahrungsmittelbetriebe (47 Prozent) und wiederum die Metall- und Elektrobetriebe der Zulieferbranche (41 Prozent).
Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Preisauftrieb etwas abgeschwächt. 59 Prozent der Befragten meldeten gestiegene Kosten für Material und Vorprodukte (Vorjahresquartal: 75 Prozent), 39 Prozent erhöhten in den vergangenen Wochen die Verkaufspreise (1/2023: 51 Prozent). Was die weitere Entwicklung angeht, liegen die Erwartungen auf dem Vorjahresniveau: 40 Prozent stellen sich auf höhere Einkaufspreise ein.
Gedämpfte Erwartungen
Mit einem baldigen Aufschwung rechnen die Handwerksbetriebe derzeit nicht. Zwar erwarten mit 30 Prozent gleich viele Befragte wie im Vorjahr, dass sich ihre Geschäftslage bessert. Mit dem Gegenteil rechnen allerdings derzeit 11 Prozent der Betriebe im Kammerbezirk, vier Mal mehr als vor zwölf Monaten. Obwohl die Zahl der Pessimisten von Branche zu Branche unterschiedlich hoch ausfällt, ist ihr Anteil im Vergleich zum Vorjahresquartal in allen Handwerksgruppen gestiegen.
Die Frühjahrsbelebung dürfte in diesem Jahr gering ausfallen, so Herrmann. Umso wichtiger sei es, endlich die Rahmenbedingungen für die mittelständische Wirtschaft zu verbessern. „Die Baustellen sind der Politik hinlänglich bekannt. Wir brauchen echte Entlastungen bei der Bürokratie, schnellere Genehmigungsverfahren und vor allem Planungssicherheit, also beispielsweise eine Förderpolitik, mit der Verbraucher und Unternehmen rechnen können.“
Die 13.800 Handwerksbetriebe in den Landkreisen Freudenstadt, Reutlingen, Sigmaringen, Tübingen und Zollernalb erwirtschaften einen Umsatz von über 11,6 Milliarden Euro, beschäftigen rund 80.000 Mitarbeiter und bilden über 4.200 junge Menschen aus.
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