Fontis Verlag, Basel 2023
240 Seiten,
Paperback: 19,90 Euro.
E-Book: 17,99 Euro.

ISBN-10: 3038482625
ISBN-13:978-3038482628

Wahrheit ist ein großes Wort. Alisa Childers widmet sich in ihrem neuesten Buch dieser bedeutenden Thematik ganz praktisch und lebensnah. Ihr argumentativer Ausgangspunkt ist dabei die Wahrheit, die in der Bibel offenbart und in Jesus Christus erfahrbar wird. Dieser Wirklichkeit spürt Childers nach und setzt sie in Kontrast zum postmodernen Wahrheitsverständnis. Ihre These ist, dass der moderne Drang zur Selbstverwirklichung, wie er in gängigen Slogans immer wieder propagiert wird, der christlichen Botschaft vom Kreuz widerspricht und somit schädlich ist. Anstatt Freiheit zu ermöglichen, täuschen postmoderne Wahrheiten den Menschen und engen ein.

Nach dem erfolgreich ersten Buch „Ankern“ (Fontis, 2021), in dem die ehemalige christliche Poposängerin ihren eigenen Weg aus dem postmodernen Glaubenssystem beschreibt, führt das neue Buch das Thema fort und deckt Dekonstruktion im christlichen Lager auf. Dazu untersucht sie christliche Podcasts und Bestseller wie Bücher von Rachel Hollis, Jen Hatmaker und Glennon Doyle und zeigt, wie die Grundaussage jeweils der biblischen Botschaft widerspricht. Schön formulierte Sätze wie „Du bist genug“ oder „Authentizität ist alles“ rufen zur Selbstbestimmung auf, doch genau dies sei nicht die Berufung eines wiedergeborenen Christen, der in der Bibel zur Selbstlosigkeit aufgerufen wird.

Zum Buch

Auf fast 240 Seiten mit Anmerkungen führt Childers ihre Gedanken in 13 Kapiteln aus. Nach einführenden Gedanken stellt sie zehn populäre Sätze vor, die sie anschließend mit Bibelzitaten entkräftet und als Täuschung darstellt. Im letzten Kapitel fordert die Autorin auf, alternativ dazu die Wahrheit zu leben. Sie schließt mit drei kompromisslosen Tipps, die Wahrheit des Evangeliums in einer säkularen Welt auszuleben. Erstens sollte ein Christ die Wahrheit, wie sie in der Bibel dargestellt wird, kennen, zweitens sollte er bereit sein, dafür zu leiden, und drittens sich ihr unkündbar verpflichten. „Keine der Lügen, über die wir in diesem Buch gesprochen haben, kann im selben Raum wie das Kreuz existieren.“ „Wenn du dir selbst genügen willst, kannst Du das Kreuz nicht ertragen“ (S. 227).

Es wird anfangs gleich klar: Die besten Lügen sind diejenigen, die sich am besten anhören. Manchmal sind diese Falschaussagen fast vollständig wahr. Gerade die unzähligen Sprüche und Botschaften von Frieden, Erfüllung, Freiheit, Kraft und Hoffnung, wie sie auch von (christlichen) Influencern verbreitet werden, erzeugen allerdings nur eine Illusion von Wahrheit. Zeitgeistkritisch führt die christliche Bloggerin ins Thema ein und nennt kurz die Postmoderne als Zeitepoche. Als theoretische Grundlage wird Jaques Derrida mit seiner Theorie des Dekonstruktivismus genannt, welche den Text von der Bedeutung trennt und das Finden von absoluter Wahrheit mithilfe von Sprache anzweifelt.

Gleichzeitig macht das zweite Kapitel auf den „Sprachdiebstal“ aufmerksam, der bekannte Wörter umdefiniert, mit neuen Bedeutungen füllt und als Propagandamittel nutzt. Schlagwörter wie Freiheit, Wahrheit, Liebe, Unterdrückung bekämen ein zeitgemäßes Makeover. Diese neue Verwendung führe zu Verwirrungen auch in der christlichen Szene. Gerade christliche Bestseller, Podcasts und Blogs würden auf der Basis von Wortdiebstahl ein neues selbstzentriertes Evangelium predigen, das bei den Nutzern unglaublich gut ankomme. Doch Childers warnt, biblische Wahrheit sei zeitlos und ändere sich nicht mit gesellschaftlichen Trends. „Wir haben die Wahl.“ „Wir können uns selbst anbeten oder uns selbst verleugnen“ (S. 229).

Zum Punkt

Locker geschrieben und mit persönlichen Anekdoten versetzt, wird hier ein ernstes Thema unterhaltsam im Stile eines christlichen Ratgebers präsentiert. Auch wenn die Autorin manchmal ein wenig ins Plaudern verfällt und durchaus mit mehr theologischer Tiefe hätte argumentieren können, deckt das Buch den Kardinalfehler der Postmoderne auf: „Deine Wahrheit“ gibt es nicht, sondern nur die Wahrheit. Und wie diese definiert wird, ist der Bibel deutlich zu entnehmen. Nur das biblische Wahrheitsverständnis kann wirklich frei machen – nämlich frei von sich selbst. Die Apologetin macht entgegen anderslautenden Versprechen in ihrem Buch deutlich: So und nicht anders erfüllt sich die biblische Verheißung „Die Wahrheit wird euch frei machen“ (Johannes 8,32), nämlich in der Selbstvergessenheit.

Claudia Mohr

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