Der mit 5.000 € dotierte Forschungspreis der gemeinnützigen René Baumgart-Stiftung für wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der pulmonalen Hypertonie wurde in Mannheim verliehen.

Der Preis ging an Frau Dr. Natalie Bordag von der Medizinischen Universität in Graz für ihre Arbeit zum Thema "Neuer Bluttest zur Diagnose und Risikoabschätzung von Lungenhochdruck".

Insgesamt wurden sechs hochqualifizierte Arbeiten eingereicht, die eine Entscheidung der dreiköpfigen Jury nicht leichtmachten. Die prämierte Arbeit entspricht den wichtigen Bewertungskriterien wie Originalität, Innovation und klinische Relevanz.

Prof. Dr. med. Jürgen Behr, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik V, Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, sprach die Laudatio.

Zur preisgekrönten Arbeit:

Lipidomics for diagnosis and prognosis of pulmonary hypertension (Neuer Bluttest zur Diagnose und Risikoabschätzung von Lungenhochdruck)

Der Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie PH) betrifft 1% der Weltbevölkerung und stellt somit ein bedeutendes globales Gesundheitsproblem dar. Unentdeckt und unbehandelt ist der Lungenhochdruck ein Risiko für das Rechtsherzversagen, selbst wenn es sich nur um eine leichte Erhöhung des pulmonal arteriellen Drucks handelt. In den letzten Jahren wurden gezielte Therapien entwickelt, so dass die Fünf-Jahres-Überlebensrate für neu diagnostizierte Patienten mit schwerer PAH sich auf immerhin 61% verbessert hat.

Eine frühere Diagnose könnte die Behandlungsergebnisse entscheidend verbessern, ist aber schwierig zu erreichen. Letztlich kann die Diagnose nur durch die Messung des pulmonal arteriellen Drucks mittels einer invasiven Rechtsherzkatheter Untersuchung gestellt werden.

Unser Ziel war es, neue blutbasierte, alltagstaugliche Biomarker zur Diagnose und Risikoabschätzung zu entwickeln. Dafür wurden zunächst in einer ersten Grazer Kohorte aus 74 PH Patienten, 30 erkrankten Kontrollen ohne PH und 65 gesunden Probanden die metabolischen Profile gemessen. Ein metabolisches Profil ist die Vermessung kleiner Moleküle wie Zucker, Aminosäuren oder Fette. Die Auswertung dieser Profile mit verschiedenen Methoden und auch maschinellem Lernen ergab, dass bei PH vor allem der Fettstoffwechsel gestört war und besonders freie Fettsäuren (FFA) erhöht waren. Daraus konnten technisch robuste Biomarker erstellt werden. Diese unterschieden PH Patienten von gesunden Personen und Patienten mit anderen Krankheiten in unserer Grazer Kohorte sehr gut und diese Ergebnisse wurden in einer unabhängigen Validierungskohorte aus Regensburg und Zürich bestätigt. Das besondere an unserer Studie ist, dass wir Patienten mit verschiedenen Formen des Lungenhochdrucks (Gruppe 1 bis 4) eingeschlossen haben. Darüber hinaus waren diese blutbasierten Marker signifikant mit der Überlebensdauer assoziiert und verbesserten die Risikoabschätzung von zwei klinisch etablierten prognostischen Risikoindikatoren.

Wir haben die metabolischen Veränderungen auch zellulär untersucht, um die molekularen Mechanismen besser zu verstehen. Unsere Untersuchungen zeigten, dass kleine Lungenarterien von idiopathische pulmonal arterielle Hypertonie (IPAH)-Patienten von einer Lipidakkumulation betroffen sind. Auch war die Genexpression von Enzymen erhöht, die die Aufnahme von FFA und die Triglyceridbiosynthese in glatten Muskelzellen verursachen. Ferner wurde die Funktion von gesunden menschlichen Lungenzellen (arterielle Endothelzellen und glatte Muskelzellen) in der Zellkultur gestört, wenn diese mit erhöhten FFA Konzentrationen behandelt werden. So wurde in den Endothelzellen die NO-Sekretion vermindert und die Barrierefunktion gestört, während die Proliferation der glatten Muskelzellen anstieg. Darüber hinaus induzierte die FFA-Exposition Veränderungen in der nicht-mitochondrialen Atmung und der Kopplungseffizienz in beiden Zelltypen. Dies legt nahe, dass eine gestörte Fettverarbeitung in den Lungenarterien die krankhaften Umbauprozesse der Gefäßwände bei Lungenhochdruck begünstigt.

Insgesamt deuten unsere Erkenntnisse darauf hin, dass metabolische Veränderungen in kleinen Lungenarterien vorliegen, sowie unsere blutbasierten Biomarker die Diagnose und Prognoseabschätzung des Lungenhochdrucks verbessern können. Das könnte dazu beitragen, das Management der pulmonalen Hypertonie zu vereinfachen.

Pulmonal arterielle Hypertonie (Lungenhochdruck) 

Lungenhochdruck, medizinisch auch pulmonal arterielle Hypertonie (PAH), ist eine seltene, schwerwiegende Erkrankung, die durch eine starke Verengung der Lun­gengefäße gekennzeichnet ist.

Die Betroffenen leiden bereits bei geringster Belastung oder sogar in Ruhe unter Atemnot, blauen Lippen, Beinödemen, Brustschmerzen, und klagen allgemein über schnelle Erschöpfung und Ermüdung.

Die richtige Diagnose wird zumeist erst gestellt, wenn es durch die fortschreitende Druck- und Volumenbelastung des rechten Herzens zu dessen chronischem Versagen kommt. Diagnose: Bluthochdruck im Lungenkreislauf. Dieses Krankheitsbild tritt isoliert oder als Begleiterkrankung verschiedener Herz- und Lungenerkrankungen auf. Obgleich die pulmonale Hypertonie (PH) noch nicht geheilt werden kann, konnten in den letzten Jahren doch große Fortschritte in der Diagnostik und Therapie dieser Krankheit erzielt werden.

Journalistenpreis
Der Selbsthilfeverein lobt jährlich einen Journalistenpreis in Höhe von 3000 € aus. Weitere Informationen unter www.phev.de

Über den Pulmonale Hypertonie (PH) e.V.

Die René Baumgart-Stiftung wurde im Jahr 2001 vom gemeinnützigen Selbsthilfeverein pulmonale hypertonie e.v. gegründet und mit einen Kapitalstock von 70000 € ausgestattet. Seit 2004 wird jährlich ein Forschungspreis ausgelobt. Die René Baumgart-Stiftung fördert die klinische Forschung zur pulmonalen Hypertonie bei Kin­dern und Erwachsenen. Ziel ist es, durch Ursachenforschung neue Er­kenntnisse über den Lungenhochdruck zu gewinnen, so dass eine früh­zeitige Diagnose gestellt und mittel- und langfristig neue Therapieoptio­nen entwickelt werden können, die PH-Patienten nicht nur eine Stabili­sierung oder Linderung der Beschwerden ver­sprechen, sondern eine vollständige Heilung.

Der Namensgeber der Stiftung, René Baumgart, wurde 1971 in Aalen ge­boren. Als René 10 Jahre alt war, starb seine Mutter an Idiopathischer Pul­monal Arterieller Hypertonie (IPAH). René Baumgart erhielt seine Dia­gnose IPAH im Alter von 19 Jahren. Er erlernte den Beruf des Druckers und meldete sich nach bestandener Gesellenprüfung zur Meisterprüfung an. Kurz vor seinem Abschluss verstarb er im Alter von 23 Jahren an der tückischen Krankheit.

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Vorsitzender des Vorstands der René Baumgart-Stiftung
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E-Mail: Werner.Seeger@innere.med.uni-giessen.de
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