Es gehört zur offenen Meinungs- und Fankultur in den Stadien, dass Fans ihre Haltung auf Bannern und in Sprechchören äußern. Mit Respekt und Dankbarkeit unterstützt die DFL Deutsche Fußball Liga die positive Stimmung der Fans und wie Fans in allen Stadien sich in den vergangenen Wochen gegen Rechtsextremismus und für unser demokratisches Miteinander positioniert haben.

Selbstverständlich akzeptiert die DFL auch, dass Themen wie die Entscheidung der Clubs der Bundesliga und 2. Bundesliga für eine strategische Vermarktungspartnerschaft von den aktiven Fanszenen kritisch gesehen und dies in den Kurven artikuliert wird. Nicht im Sinne des Fußballs und des Fairplay ist es jedoch, wenn Protest zu Lasten der Mannschaften und des sportlichen Wettbewerbs geht und Spiele nicht regulär ausgetragen werden können. Das beeinträchtigt nicht zuletzt Millionen Fans.

Mitsprache durch Fans und Mitglieder in den Vereinen gehören wesentlich zum deutschen Fußball. Damit einhergehend können Fans erwarten, dass die Clubs an den jeweiligen Standorten und auch die DFL als deren Verbund relevante Entscheidungen kommunizieren und direkten Austausch über kritische Themen ermöglichen. Dies war und ist rund um die Entscheidung für einen strategischen Vermarktungspartner der Fall. Es hat auf Club-Ebene zahlreiche Diskussionen und Gespräche mit Fans in unterschiedlichen Formaten gegeben. Zu weiteren Gesprächen hat das DFL-Präsidium Vertreterinnen und Vertreter bundesweiter Fanorganisationen und der Bündnisse der Fanszenen am heutigen Donnerstag eingeladen.

Einhergehend mit dem Recht der Mitsprache müssen wir uns alle der Verantwortung stellen, sich intensiv auch mit kritischen Themen auseinanderzusetzen. Nicht jeder Austausch kann garantieren, dass alle Gesprächspartner im Anschluss einer Meinung sind. Sowohl die DFL als auch die Clubs respektieren, wenn Fangruppierungen das gewählte Modell ablehnen. Allerdings gehört zu einem sportlichen Umgang untereinander, dass die Argumente des Gegenübers gehört werden.

Klarstellend daher folgende Erläuterungen zu wiederholt geäußerten Kritikpunkten.

1. Die Bundesliga und 2. Bundesliga setzen auf eine nachhaltig positive Entwicklung.
Die DFL und die 36 Clubs haben das gemeinsame Ziel, dass Bundesliga und 2. Bundesliga sportlich attraktive und wettbewerbsfähige Ligen bleiben, mit finanziell stabilen Clubs unter den Rahmenbedingungen von 50+1 und anderen positiven Merkmalen des deutschen Profifußballs.

Um dies zu gewährleisten, bedarf es (1.) einer gesunden wirtschaftlichen Weiterentwicklung und (2.) einer guten internationalen Regulierung von Kaderkosten und Investorengeldern. Für beides setzt sich die DFL seit Jahren intensiv ein.

2. Die Vermarktungspartnerschaft stärkt die Bundesligen und kommt allen Clubs zugute.
Die strategische Vermarktungspartnerschaft ermöglicht notwendige Investitionen in die langfristige Weiterentwicklung, um die sogenannte Zentralvermarktung der beiden Ligen zu stärken. Es soll nachhaltig in das Medienprodukt, die Digitalisierung und die Internationalisierung investiert werden. Dies trägt zur finanziellen Absicherung aller Clubs, die bis zu 50 Prozent ihrer Mittel aus der Zentralvermarktung erhalten, sowie zur Stärkung des Ligaverbandes bei.

Gegenläufige Tendenzen einer geschwächten Zentralvermarktung sehen wir in Europa in einigen Ligen sowie in der Super-League-Diskussion. Diesem Risiko treten wir als DFL und Ligaverband entgegen, um ein starkes Miteinander und ein solidarisches Modell zu wahren.

Zudem wird das über die geplante Vermarktungspartnerschaft generierte Kapital explizit nicht eingesetzt, um Spieler und Kaderkosten zu finanzieren. Im Gegenteil arbeiten wir aktuell an weiteren nationalen Regularien, um die finanzielle Stabilität von Clubs zu stärken. Auch dieser Punkt unterscheidet unser Ansinnen einer langfristigen Weiterentwicklung vom kurzfristigen Fokus anderer Verbände und Ligen.

3. Es gibt keinen Einfluss eines Vermarktungspartners auf den sportlichen Wettbewerb, Anstoßzeiten oder Spielorte.
Der strategische Partner wird über Anstoßzeiten, Spielorte, Ligazusammensetzung oder andere sportliche Fragen zu keinem Zeitpunkt entscheiden oder entscheiden können.

Die inhaltliche Teilhabe durch den künftigen Partner ist vollkommen im Sinne der Clubs und des deutschen Fußballs geregelt und außergewöhnlich beschränkt. Eingriffe in sportliche Fragen sind komplett ausgeschlossen. Zudem ist die Mitsprache in kommerziellen Fragen stark begrenzt. Vertreter der Clubs haben auch bei allen kommerziellen Entscheidungen die klare Mehrheit in den Gremien, so dass zu jedem Zeitpunkt nur die Clubs Richtungsentscheidungen im deutschen Fußball treffen können.

4. Die DFL verkauft keine Anteile.
Das anvisierte Modell einer strategischen Partnerschaft ist kein Verkauf von Anteilen an der DFL. Sondern: Der künftige Partner wird prozentual an künftigen Erlösen über einen begrenzten Zeitraum von 20 Jahren beteiligt. Dafür bringt der Partner Investitionskapital und Mehrwerte zur Unterstützung der Entwicklung ein.

Dieses Modell ist vergleichbar mit den existierenden Vermarktungspartnerschaften vieler Clubs, wenngleich in der DFL das Kapital zur langfristigen Weiterentwicklung eingesetzt wird

5. Auch die DFL sieht eine falsche Kommerzialisierung und hohe Kaderkosten als Problem.
Die DFL setzt sich seit einigen Jahren sehr intensiv dafür ein, die finanziellen Spielregeln europaweit weiterzuentwickeln. Im Jahr 2022 wurden internationale Finanzregeln durch unser Einbringen gestärkt. Im Dezember 2023 haben wir nachgelegt und Konzepte bei der UEFA eingereicht, um unter anderem durch eine absolute Obergrenze von Kaderkosten zu einem besseren Fußball beizutragen.

Eine gesunde wirtschaftliche Weiterentwicklung und gute Regulierung sind für unseren Weg wichtig. Denn es muss möglich sein, auch mit unserem deutschen Weg von zwei attraktiven Ligen mit nachhaltig wirtschaftenden Clubs, 50+1, fairen Eintrittspreisen und großer Fannähe erfolgreich zu sein.

Zusammengefasst: Der deutsche Fußball lebt von Clubs, die tief in unserer Gesellschaft verwurzelt sind. Er steht für einen offensiven und fairen Stil auf und neben dem Platz und für Millionen Fans. Das sind Millionen Menschen, die in die Stadien strömen, auf Stehplätze oder in die Logen, ebenso wie Millionen Menschen vor Fernsehern und Mobilgeräten.

Wir können daher nachvollziehen, wenn Fans sich angesichts eines komplexen und viel diskutierten Themas wie einer strategischen Vermarktungspartnerschaft Sorgen machen. Umso wichtiger ist die zentrale Botschaft: Fans entsteht durch diesen Prozess kein Nachteil. Es gibt keinen „Ausverkauf“, keinen Kontrollverlust und keinen Abschied von 50+1 – und daher auch keinen Anlass für Horrorszenarien.

Ganz im Gegenteil. Die Weiterentwicklung der Zentralvermarktung ist Absicherung dafür, dass Bundesliga und 2. Bundesliga mit den Grundwerten der Ligen und ihren bewährten Strukturen zukunftssicher bestehen bleiben.

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