Die Stellnetzfischerei in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Ostsee hat aufgrund hoher Beifangraten erhebliche negative Auswirkungen auf geschützte marine Säugetiere und Seevögel. Dass diese weit verbreitete Art des Fischfangs aus Naturschutzsicht dringend reguliert werden muss, unterstreicht eine neue Publikation des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Sie stellt erforderliche Maßnahmen vor, mit denen Beifang verhindert oder zumindest minimiert werden kann, um empfindliche Arten effektiv zu schützen und zeigt, wie eine langfristige Strategie hin zu naturverträglichen Fanggeräten aussehen kann.

BfN-Präsidentin Sabine Riewenherm: „Die Stellnetzfischerei gefährdet vor allem Seevögel und Schweinswale. Aber auch andere Arten wie Kegelrobben und geschützte Fischarten, wie zum Beispiel Störe, haben ein hohes Risiko, sich in den Netzen zu verfangen.“ Wissenschaftler*innen schätzen, dass jährlich tausende Vögel – betroffen sind hier diverse tauchende Arten wie Eisenten oder Trauerenten − allein im östlichen Teil der deutschen Ostsee durch Beifang verenden.

„Obwohl die negativen Auswirkungen der Stellnetzfischerei bekannt sind, ist diese nur unzureichend reguliert. Das muss sich dringend ändern“, fordert Sabine Riewenherm. „Der neueste Zustandsbericht der Ostsee zeigt, dass die Beifänge von Meeressäugetieren und Seevögeln zu hoch sind, um den, guten Umweltzustand‘ gemäß den Vorgaben der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie der Europäischen Union zu erreichen. Es fehlt außerdem ein effektives Monitoring- und Kontrollsystem.“

Welche Management-, Kontroll- und Durchsetzungssysteme erforderlich sind, um durch Beifang gefährdete Arten wirksam zu schützen, zeigen die BfN-Publikation „Management measures for static net fisheries in the German Baltic Exclusive Economic Zone” und deren deutschsprachige Kurzfassung „Erforderliche Managementmaßnahmen für die Stellnetzfischerei in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone der Ostsee“. Die Publikationen informieren über den politischen und wissenschaftlichen Hintergrund der Stellnetzfischerei, über den Zustand der betroffenen geschützten Arten und deren Beifangrisiko. Sie schlagen aus Naturschutzsicht dringend erforderliche Maßnahmen vor und zeigen, wie eine langfristige Strategie weg von der Stellnetzfischerei hin zu naturverträglichen Fanggeräten aussehen kann.

Die Berufsfischerei kann in den Gebieten der deutschen AWZ, in denen auch andere EU-Mitgliedsstaaten Fischereiinteressen haben, nur im Rahmen der europäischen Gemeinsamen Fischereipolitik (GFP) reguliert und in einem internationalen Verhandlungsprozess abgestimmt werden. Die Publikationen dienen als wichtiger naturschutzfachlicher Beitrag, um die verschiedenen Managementmaßnahmen zur Regulierung der Stellnetzfischerei zu diskutieren.

Informationen zu den Publikationen

Müller M., Papaioanou E. et al. (2024): Management measures for static net
fisheries in the German Baltic Exclusive Economic Zone. BfN-Schriften 663: 59 S. DOI: 10.19217/skr663

Pusch C., Müller M. et al. (2024): Erforderliche Managementmaßnahmen für die Stellnetzfischerei in der deutschen Ausschließlichen Wirtschaftszone der Ostsee. Policy Brief 01/2023. Bundesamt für Naturschutz. Bonn: 12 S. DOI 10.19217/pol231

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