Bislang stehen bei der Aufarbeitung von Sammlungsbeständen aus kolonialen Kontexten in Museen meist afrikanische Länder im Fokus. Sieben deutsche Museen widmen sich seit zwei Jahren unter der Leitung des Zentralarchivs der Staatlichen Museen zu Berlin und in Kooperation mit dem Palastmuseum Peking der Aufarbeitung von Plündergut, welches im Zuge der Niederschlagung des sogenannten „Boxerkrieges“ in die Sammlungen kam.  

Mit der ersten internationalen Tagung zu dem Thema bringt das Verbundprojekt „Spuren des ‚Boxerkrieges‘ in deutschen Museumssammlungen – eine gemeinsame Annäherung“ nun erstmals Kolleg*innen aus chinesischen und weiteren internationalen Museen und Forschungseinrichtungen zusammen, um die Umstände der Plünderungen zu analysieren, die Herausforderungen der Provenienzforschung in diesem Bereich zu diskutieren und zukünftige Schwerpunkte der Forschung auszumachen. Die englischsprachige Veranstaltung „Boxerloot! Museum collections, the ‚boxer war‘, and practices of plunder“ wird vom 22. bis 23. Februar 2024 im Museum Fünf Kontinente in München stattfinden.

In unzähligen Museen und Privatsammlungen weltweit finden sich Objekte, die im Rahmen des so genannten „Boxerkriegs“ zwischen 1900 und 1901 in China geplündert wurden. Eine als Acht-Nationen-Allianz bezeichnete Militärkoalition, zu der neben dem Vereinigten Königreich, Frankreich, den USA, Österreich-Ungarn, Italien, Japan und Russland auch das Deutsche Reich gehörte, hatte zur Niederschlagung der antiimperialistischen Yihetuan-Bewegung Truppen nach China entsandt. In der Folge kam es fast ein Jahr lang zu umfangreichen Plünderungen in kaiserlichen Palästen, Tempeln, Geschäften und Privathaushalten in Peking und Nordchina. Porzellan, religiöse Kultgegenstände, Gemälde, Waffen oder Bücher gelangten in den Jahren nach den Plünderungen in öffentliche und private Sammlungen, andere zirkulierten jahrzehntelang auf dem internationalen Kunstmarkt. In den meisten Fällen blieb die problematische Herkunft dieser Objekte verborgen, erst in jüngster Zeit ist das Thema im Zuge breiterer Debatten über Museumsobjekte aus kolonialen Kontexten in den Fokus gerückt.

Ziel der Tagung „Boxerloot! Museum collections, the ‚boxer war‘, and practices of plunder“ ist es, eine internationale Diskussion über die Vergangenheit und Zukunft dieser Objekte zu eröffnen, die bisherige Forschung dazu zusammenzubringen und Museen weltweit für das Thema zu sensibilisieren.  

Das vollständige Prorgramm der Tagung kann hier heruntergeladen werden: https://www.smb.museum/fileadmin/website/Nachrichten/2024/01/Program-Boxerloot-Munich-2024.pdf

Eine Anmeldung ist bis zum 18. Februar 2024 möglich, bitte senden Sie hierzu eine E-Mail mit Ihrem vollständigen Namen und ggf. Ihrer Institution an: boxerprojekt@smb.spk-berlin.de.

Die Tagung findet in englischer Sprache statt.

Leitfaden für Museen

Die Ergebnisse der Tagung werden auch in einen Leitfaden für Museen einfließen zum Umgang mit potentiell geplünderten Objekten aus diesem Kontext, welchen die Verbundpartner*innen aktuell erarbeiten.

Verbundprojekt „Spuren des ‚Boxerkrieges‘ in deutschen Museumssammlungen – eine gemeinsame Annäherung“

Die Tagung findet im Rahmen des Projekts „Spuren des ‚Boxerkrieges‘ in deutschen Museumssammlungen – eine gemeinsame Annäherung“ statt, in dem sieben deutsche Museen in Kooperation mit dem Palastmuseum Peking ihre Sammlungen nach potentieller Plünderware aus dem „Boxerkrieg“ befragen. Das Projekt wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert und vom Zentralarchiv der Staatlichen Museen zu Berlin geleitet. Folgende Museen sind Teil des Verbundprojekts: Museum Fünf Kontinente in München, welches die Tagung ausrichtet, Museum für Asiatische Kunst und Ethnologisches Museum der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Museum am Rothenbaum: Kulturen und Künste der Welt (MARKK) und Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg (MK&G), GRASSI Museum für Angewandte Kunst in Leipzig und Museum Angewandte Kunst in Frankfurt am Main.

Weiterführendes Informationsmaterial sowie hochauflösende Pressebilder stehen im Pressebereich der Website der Staatlichen Museen zu Berlin zur Verfügung: www.smb.museum/presse.

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