Im Rahmen der vorbereitenden Arbeiten für den Hochbau finden seit Oktober 2023 archäologische Grabungen auf den Baufeldern der künftigen Neubauten statt. Im Rahmen dieser Aktivitäten wurde einer der größten Pestfriedhöfe Deutschlands gefunden. Unter der Leitung der Stadtarchäologin Melanie Langbein und des Chefanthropologen Florian Melzer konnten bisher mehr als 500 Bestattete gesichert werden. Die derzeit zu erwartende Dimension liegt bei 1 000 bis 1 500 Bestattungen, die wohl aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts stammen.
„Wir werden alle menschlichen Überreste sichern und archivieren, die in den künftigen Baufeldern gefunden werden. Wir nehmen derzeit an, dass es sich nach Abschluss der Arbeiten im Frühjahr um den größten in Europa ergrabenen Notfriedhof für Pesttote handelt“, stellen Melanie Langbein und Florian Melzer im Rahmen eines Pressetermins fest.
„Dieser Fund ist weit über die Region hinaus von großer Bedeutung. In historischen Dokumenten kann man nachlesen, dass Pestfriedhöfe ‚außerhalb‘ der Stadt in Richtung Rochusfriedhof und St. Johannis gelegt wurden. Der in St. Johannis wurde nun offenbar gefunden. In den Gräbern sind die sterblichen Überreste von Kindern und Alten, Männern und Frauen, der Pesttod hat weder vor Geschlecht noch vor Alter noch gesellschaftlichem Stand Halt gemacht. Jetzt kann erstmals eine empirisch belastbare Analyse einer großen Bevölkerungsgruppe dieses Zeitraums für eine Stadt mit der Bedeutung von Nürnberg durchgeführt werden,“ erklärt Oberbürgermeister Marcus König an der Grabungsstelle. „Ein sensibler und angemessener Umgang mit diesem historisch und archäologisch bedeutenden Fund ist selbstverständlich.“
„Als Bauherr weiß man um die Bedeutung der Archäologie und um die Verpflichtung, solche Grabungen durchzuführen. Mit einem solchen Fund allerdings haben wir nicht gerechnet und werden nun versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Zum einen bedeutet es, dass wir alles daransetzen, den Zeitplan für das zu errichtende Seniorenheim einzuhalten, und zum anderen werden wir unseren Beitrag leisten, dass der historische Fund in Form einer Broschüre dokumentiert wird“, stellt der Geschäftsführer der wbg Unternehmensgruppe, Ralf Schekira, fest.
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