Vom 7. bis 8. Februar 2023 fand in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon eine Konferenz der IVVR zum Thema „Religion und Meinungsfreiheit“ statt (siehe https://www.apd.info/news/2023/02/10/konferenz-zu-religion-und-meinungsfreiheit-in-lissabon und in Englisch https://www.aidlr.org/event-portugal.php). Die 302-seitige neue Ausgabe der Zeitschrift „Gewissen und Freiheit“ dokumentiert die in Lissabon gehaltenen Referate. Zum Thema „Religions- und Meinungsfreiheit und Freiheit der Meinungsäußerung aus der Sicht der Vereinten Nationen“ sprach Nazila Ghanea, UN-Sonderbotschafterin über Religions- oder Weltanschauungsfreiheit. Weitere Themenbereiche befassten sich mit „Freiheit der Religionsbekundung und Menschenwürde“, „Religion, Meinungsfreiheit und Organisationen“ sowie „Religion und Meinungsfreiheit in der heutigen Gesellschaft“.
Es folgen drei Fallberichte. Susana Sousa Machado, Professorin für Arbeitsrecht, befasste sich mit „Überlegungen zur Religionsfreiheit am Arbeitsplatz“. Dr. Harri Kuhalampi aus Finnland, stellte die Frage „Sind die grundlegenden Menschenrechte in Finnland in Gefahr?“ Bei seinem Fallbericht ging es um die Abgeordnete im finnischen Parlament, Päivi Räsänen, die vor Gericht stand, weil sie ihre christlichen Überzeugungen geäußert hatte. Der Jurist und DVR-Vorstandsmitglied Harald Mueller (Hannover) äußerte sich über „Die Freiheit der religiösen Rede in Deutschland. Wo sind ihre Grenzen?“ Sein Fallbeispiel ist der evangelische Pfarrer Olaf Latzel (Bremen) auf dem Weg durch die Instanzen.
Der Zeitschriftenband schließt mit Interviews zur Thematik; darunter mit Adama Dieng, Sonderberater des UN-Generalsekretärs für die Verhütung von Völkermord, oder Ibrahim Salama, Leiter der Abteilung für Menschenrechtsverträge im Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte. Die Rubrik „Dokumente“ befasst sich mit Berichten und Resolutionen des UN-Menschenrechtsrates sowie von Europäischen Institutionen aus dem Jahr 2022.
Internationale Vereinigung zur Verteidigung und Förderung der Religionsfreiheit (IVVR)
Die IVVR wurde 1946 von dem Arzt Dr. Jean Nussbaum in Paris gegründet und hat heute ihren Sitz in Bern. Wie der Präsident der IVVR, Mário Brito (Bern), im Leitartikel der neuen Zeitschriftenausgabe „Gewissen und Freiheit“ berichtet, war der junge Arzt Jean Nussbaum 1914, kurz nach Beginn des Ersten Weltkrieges, als Freiwilliger nach Serbien gegangen, um bei der Bekämpfung einer rasch um sich greifenden Typhusepidemie zu helfen. Während seines Aufenthalts in diesem Land erlebte er, dass Menschen, die Minderheitengruppen angehörten oder sich zu anderen religiösen Überzeugungen und Praktiken bekannten, ins Gefängnis geworfen und auf unterschiedliche Weise schikaniert wurden. Dass sie andere Anschauungen vertraten, wurde als eine Bedrohung empfunden und nicht als eine Bereicherung. Als der Zweite Weltkrieg zu Ende ging und die schrecklichen Berichte über massive Menschenrechtsverletzungen in all ihren Einzelheiten ans Licht kamen, beschloss Dr. Nussbaum mit Gleichgesinnten die IVVR zu gründen.
Die IVVR ist von den Vereinten Nationen, dem Europarat und der UNECO mit beratendem Status anerkannt. Präsidenten des Ehrenkomitees waren unter anderem Eleanor Roosevelt, Dr. Albert Schweitzer und Mary Robinson, frühere Hochkommissarin für Menschenrechte. Gegenwärtig ist Adama Dieng, Sonderberater des UN-Generalsekretärs für die Verhütung von Völkermord, Präsident des Ehrenkomitees.
Ziel der Vereinigung ist die Förderung und Wahrung der Grundsätze der Religionsfreiheit, die wissenschaftliche Erforschung der Grundrechte der Glaubens- und Gewissensfreiheit sowie die Förderung der allgemeinen Toleranz durch Wahrung der Rechte des Einzelnen seinen Glauben und seine Überzeugung öffentlich oder privat zu vertreten.
Deutsche Vereinigung für Religionsfreiheit e. V. (DVR)
Die DVR ist ein Zweig der IVVR. Die Registrierung der Vereinigung beim Deutschen Bundestag ist in der öffentlichen Liste des Bundesanzeigers bekannt. Gefördert wird die Arbeit der DVR durch die Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten, einer evangelischen Freikirche. Sie ist Gastmitglied in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) sowie in der Vereinigung Evangelischer Freikirchen (VEF).
Das Institut für Religionsfreiheit ist eine Einrichtung der Deutschen Vereinigung für Religionsfreiheit e. V. an der Theologischen Hochschule der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten in Friedensau bei Magdeburg. Zielsetzung ist es, nationale und internationale Fragen der Religionsfreiheit sowie der Beziehung Kirche – Staat aus juristischer, theologischer und historischer Sicht wissenschaftlich zu behandeln. Es sollen Ergebnisse und Antworten verfügbar gemacht werden, die besonders die Anliegen von Freikirchen und religiösen Minderheiten berücksichtigen. Es gilt, die Art der Gewährleistung von Religionsfreiheit zu beobachten und Verstöße gegebenenfalls zu dokumentieren.
Laut dem Vorsitzenden der DVR, Johannes Naether (Hannover) hat die Zeitschrift „Gewissen und Freiheit folgende Zielsetzung:
- Wissenschaftliche und theologische Grundlagen der Religionsfreiheit zu beschreiben,
- die rechtlichen, sozialen und politischen Folgerungen aus der Anwendung der religiösen Freiheit und ihrer Prinzipien zu diskutieren,
- das gegenseitige Verständnis und die wirkungsvolle Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Religionsfreiheit zu fördern,
- Wissenschaftlern und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens die Möglichkeit zu geben, ihre Standpunkte und Überzeugungen darzulegen,
- die historischen Auseinandersetzungen um die Religionsfreiheit aufzuzeigen.
Personen, die beruflich mit dem Themenbereich der Menschenrechte und/oder der Religionsfreiheit zu tun haben, können kostenlos die einmal jährlich erscheinende Ausgabe von „Gewissen und Freiheit“ erhalten. Kontakt: https://dv-religionsfreiheit.org/kontakt.
Weitere Informationen zur DVR: https://dv-religionsfreiheit.org/wer-wir-sind.
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