Vor rund 50 Jahren wurde in Deutschland der Auftakt gegeben für ein neues Netzwerk zur Messung von Strahlung. Um im Falle eines möglichen Kernwaffenangriffs eine radiologische Gefährdung frühzeitig einschätzen zu können, wurden seit 1974 nach und nach deutschlandweit Geräte zur Messung der Gamma-Ortsdosisleistung (ODL) aufgestellt. Heute verfügt Deutschland mit rund 1.700 Sonden über das umfassendste Messnetz weltweit. Betrieben wird dieses Netzwerk seit 1997 vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Auch wenn sich die Anforderungen verändert haben – die Idee des Messnetzes als Frühwarnsystem ist so aktuell wie vor 50 Jahren.

Angesichts des 50-jährigen Bestehens des ODL-Messnetzes betont die Präsidentin des BfS, Inge Paulini: „Vor allem die Ereignisse in der Ukraine haben gezeigt, dass das ODL-Messnetz großes Vertrauen in der Bevölkerung genießt. Zu wissen, dass selbst ein geringer Anstieg von Radioaktivität nicht unentdeckt bleiben würde, hat vor allem zu Beginn des russischen Angriffskrieges erheblich zur Beruhigung der Sorgen um die ukrainischen Kernkraftwerke beigetragen.“

1974 erster Baustein für ODL-Messnetz in Holzkirchen/Bayern

Überlegungen für ein flächendeckendes Radioaktivitätsmessnetz reichen hierzulande zurück bis in die späten 1960er Jahre. Die erste Sonde für dieses Messnetz wurde 1974 in Holzkirchen (Oberbayern) aufgestellt. Dienten die ersten Sonden vor allem noch dem Zivilschutz, trat nach dem Reaktorunglück in Tschornobyl (russ.: Tschernobyl) der Umweltschutz hinzu. Aus einem reinen Notfallsystem wurde nun ein System zur ständigen Überwachung sowohl der künstlichen als auch der natürlichen Umweltradioaktivität.

Die natürliche Strahlung, die in der Einheit Mikrosievert pro Stunde angegeben wird, bewegt sich in Deutschland zwischen 0,05 und 0,2 Mikrosievert pro Stunde. Würde der gemessene Radioaktivitätspegel an einer Messstelle einen bestimmten Schwellenwert überschreiten, würde automatisch eine Meldung ausgelöst. Die Messstellen sind heute flächendeckend in rund 20 Kilometern Entfernung über Deutschland verteilt. In einem radiologischen Notfall wären die kontinuierlichen Messungen des ODL-Netzes eine wichtige Grundlage für die weitere Lagebeurteilung und Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung.

Technische Weiterentwicklung und Ausbau in der Fläche

Angesichts des Krieges in der Ukraine und neuer geopolitischer Bedrohungen rücken die ursprünglichen Ziele des Zivilschutzes des ODL-Messnetzes wieder mehr in den Vordergrund. Dafür muss das Messnetz auch 50 Jahre nach seinen Anfängen weiter angepasst werden. Dazu gehört unter anderem die technische Weiterentwicklung. Das Messnetz soll widerstandsfähiger gegen Einflüsse von außen gemacht werden, zu denen beispielsweise Stromausfälle oder Cyberangriffe zählen.

Zusätzlich muss das Messnetz breiter aufgestellt werden. In 15 deutschen Großstädten sollen in den nächsten Jahren insgesamt rund 100 neue Messstellen aufgebaut werden. Damit soll die Bevölkerung auch in Ballungszentren – beispielsweise in Einkaufsstraßen und an Bahnhöfen, aber auch rund um Stadien – noch besser geschützt werden.

Angebot für Medien

Um die Weiterentwicklung des Messnetzes geht es auch bei der zentralen Jubiläumsveranstaltung, die am 19. und 20. März in Berlin stattfindet. Vertreter von BfS und Bundesumweltministerium sowie anderen staatlichen und nicht-staatlichen Einrichtungen diskutieren darüber, welche Herausforderungen sich angesichts der veränderten Sicherheitslage stellen und wie diesen begegnet werden kann. Auch Bundesumweltministerin Steffi Lemke wird zum Festakt erwartet. Am Rande der Veranstaltung soll eine Ausstellung einen Überblick über 50 Jahre Radioaktivitätsmessung geben. Bei Interesse am Festakt wenden Sie sich gerne an [email=mailto:presse@bfs.de]presse@bfs.de[/email].

Zusätzlich zu dem zentralen Termin in Berlin gibt es auch bundesweit die Möglichkeit, mehr über das Messnetz in Ihrer Region zu erfahren. Bei 1.700 Messsonden findet sich sicherlich auch in der Nähe Ihrer Redaktion eine Sonde, die die BfS-Mitarbeiter*innen Ihnen gerne zeigen. Bei Interesse können Sie sich ebenfalls an uns wenden. Informationen zum Radioaktivitätsmessnetz des Bundes finden Sie außerdem unter https://odlinfo.bfs.de/.

Über Bundesamt für Strahlenschutz

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) arbeitet für den Schutz des Menschen und der Umwelt vor Schäden durch Strahlung. Das BfS informiert die Bevölkerung und berät die Bundesregierung in allen Fragen des Strahlenschutzes. Die über 550 Beschäftigten bewerten Strahlenrisiken, überwachen die Umweltradioaktivität, unterstützen aktiv im radiologischen Notfallschutz und nehmen hoheitliche Aufgaben wahr, darunter im medizinischen und beruflichen Strahlenschutz. Ultraviolette Strahlung und strahlenrelevante Aspekte der Digitalisierung und Energiewende sind weitere Arbeitsfelder. Als wissenschaftlich-technische Bundesoberbehörde betreibt das BfS Forschung und ist mit nationalen und internationalen Fachleuten vernetzt. Weitere Informationen unter www.bfs.de.

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