Jeder, der schon einmal in einem Unternehmen oder gar einem Ort einen neuen Lebensabschnitt startete, kennt das Gefühl: Alles fühlt sich fremd an – die Menschen, manche Regeln, vielleicht sogar die (Unternehmens)-Kultur. Wechselt man gar das Land, sind die Hürden noch ganz andere, angefangen von der Sprachbarriere bis hin zu pragmatischen Fragen rund aufenthaltsrechtliche Bestimmungen. Sich in die Lage des neuen Mitarbeiters zu versetzen, also die Perspektive zu wechseln, ist eines der Ziele, zu denen die Ausbildung zum Welcome-Coach befähigen soll. Aufgebaut in drei Module, beschäftigt sich eines damit, die Coaches für ihre Rolle und die damit verbundenen Aufgaben bei der betrieblichen Integration zu sensibilisieren. Denn dies ist die wichtigste Basis, um eine gute Willkommenskultur in der Firma zu schaffen.
„Zudem erhalten die Coaches Basiswissen zu wichtigen aufenthaltsrechtlichen Themen und wir informieren sie über Angebote und Fördermöglichkeiten beim Spracherwerb. Unsere Sprache zu sprechen ist Schlüssel zur Integration für die Zuwanderer, um sich in allen Bereichen des Lebens zurechtzufinden und anzukommen“, so Kristin Kocksch vom Welcome Center Erzgebirge. Xiang Peter-Li kam vor zehn Jahren aus China und kann sich noch gut daran erinnern. „Weil ich nicht gut Deutsch verstand und sprach, war es sehr schwer für mich, mich überall zurechtzufinden“, erzählt die gelernte Hotelmanagerin beim Welcome-Hutzn, das genau dazu dient: sich kennenzulernen, auszutauschen und zu vernetzen.
Der Wunsch nach Mentoren sowie deren Befähigung zur Integration neuer Mitarbeiter aus dem Ausland wurde ursprünglich durch die regionalen Unternehmen an das Welcome Center Erzgebirge adressiert. Die Seminare basieren auf einem vertrauensvollen Austausch. Denn so unterschiedlich die Branchen sind, aus denen die Coaches kommen, so vielfältig sind die Fragen rund um Kommunikation und mögliche Konfliktsituationen. Susann Meier, Disponentin bei Randstad, nimmt sich viel für ihren Berufsalltag mit: „Wir sind ein weltweit agierendes Unternehmen und haben deshalb immer mit dem Thema Internationalität zu tun und ihren kulturellen und menschlichen Unterschieden. Der Kurs war gut, um mich zu sensibilisieren und besser auf jeden individuell eingehen zu können. Denn das Thema ist sehr kompakt.“ Auch Petr Pondelicek, Personalmanager bei Mogatec in Drebach, ist begeistert: „Integration ist wichtig, aber es ist harte Arbeit über eine lange Distanz. Wir haben bei Mogatec seit langem Prozesse für die bessere Integration unserer Mitarbeiter eingeführt. Das war eine sehr gute Idee unseres Managements. Es geht darum, sowohl die Arbeits- als auch die Sprachkenntnisse der neuen Mitarbeiter von Anfang an zu verbessern. Jetzt haben wir auch eine Zusammenarbeit mit berufsbildenden weiterführenden Schulen und Universitäten in Tschechien aufgebaut. Und basierend auf der erhaltenen Schulung möchten wir diese Prozesse nun weiter verbessern.“
Ergänzt wird dieser Ansatz der Welcome-Coaches in den Unternehmen künftig im privaten Bereich durch ehrenamtliche Welcome-Guides. Denn nicht jeder hat das Glück wie Enrique Lorenzo, mit der Aussicht auf Familienanschluss nach Deutschland zu kommen und ein Unternehmen zu finden, bei dem es von Anfang an passt: „Die Unterstützung, die das Welcome Center bietet, finde ich gut und wichtig. Als ich aus Spanien kam, gab es so etwas nicht. Vor allem für Menschen, die keine Familie haben, stelle ich es mir noch schwieriger vor, in einer neuen Region anzukommen, sowohl im Unternehmen als auch privat. Beim Welcome-Hutzn findet man Menschen, die in der gleichen Situation sind. Das macht manches leichter, wenn man sich austauscht.“, sagt Enrique, dessen Integration bei der Firma Sachsenkabel aufgrund der dortigen Willkommenskultur absolut gelungen ist.
Die nächste dreiteilige Seminarreihe startet am 21.03.2024 mit dem Modul 1 „Mentoring interkulturelle Öffnung“ im GDZ Annaberg. Alle Informationen zu den Terminen und Anmeldung unter: https://www.wfe-erzgebirge.de/angebote-projekte/perspektiverz
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