Die Auswirkungen des Klimawandels und die Belastungen durch den Menschen führen zusehends zu Problemen bei der Wassersicherheit im Mittelmeerraum. Immer wichtiger wird es deshalb, die dort verfügbaren Wasserressourcen so zu managen, dass die Bedürfnisse der verschiedenen Wassernutzer:innen berücksichtigt werden. Im kürzlich gestarteten EU-Projekt OurMED wird ein internationales Forscher:innen-Team unter Leitung des UFZ bis Juni 2026 solche integrierten Wassermanagementkonzepte für acht Demonstrationsstandorte im Mittelmeerraum erarbeiten.

Der Mittelmeerraum ist ein einzigartiges Mosaik von Kulturen und Klimazonen, die die dort lebenden Menschen, die natürliche Umwelt und die Artenvielfalt prägen. Das rasche Bevölkerungswachstum, die Verstädterung und die vielerorts intensive Landwirtschaft bedrohen jedoch die Menge und die Qualität des Wassers sowie die damit verbundenen Ökosystemleistungen. Zudem ist die Region ein Hotspot des Klimawandels. Die Folgen: Der Mittelmeerraum leidet unter mehr und mehr Dürreperioden, Niedrigwasser der Flüsse und trockenen Böden. Das alles beeinflusst die Wasserbewirtschaftung.

Das in diesem Sommer gestartete Projekt OurMED zielt darauf ab, natürliche und künstliche Wasserspeichersysteme wie Seen, Stauseen, Flüsse und Grundwasserleiter zu optimieren und besser zu verwalten. Dafür werden Interessensgruppen aus Landwirtschaft, Wasserversorgung und Naturschutz in die Entscheidungsfindung einbezogen. Die Forscher:innen werden ein Monitoring mit wissenschaftlichen Modellen zur Problemlösung und einfach umzusetzenden Technologien kombinieren, um so eine faire Wasserverteilung zu erreichen. "Im OurMED-Projekt wollen wir die Bewirtschaftung von Wasserressourcen so gestalten, dass die verschiedenen Wassernutzer gleichberechtigt berücksichtigt werden. Wir wollen sicherstellen, dass genügend und qualitativ gutes Wasser für Haushalte und Landwirtschaft zur Verfügung steht und gleichzeitig die natürlichen Ökosysteme geschützt werden", sagt der UFZ-Hydrologe und Projektkoordinator Dr. Seifeddine Jomaa. Nur so lasse sich angesichts der zunehmenden Wasserknappheit und der Umweltprobleme ein nachhaltiges Wassermanagement im Mittelmeerraum erzielen. "Wir werden jedoch nicht nur Bewirtschaftungsinstrumente verbessern, sondern auch dafür sorgen, vorhandene Daten, Dienste und Technologien, aber auch lokales Wissen besser zu vernetzen und damit überregional zugänglich zu machen ", sagt Seifeddine Jomaa. 

Insgesamt zählen zum OurMED-Projektgebiet acht Demonstrations-Standorte vor allem im Mittelmeerraum. Dazu gehören die Flusseinzugsgebiete Agia (Kreta, Griechenland), Konya (Türkei), Mujib (Jordanien), Medjerda (Tunesien), Sebou (Marroko), Júcar (Spanien), die Region um Arborea (Sardinien, Italien) sowie zusätzlich das Einzugsgebiet der Bode in Sachsen-Anhalt. Den für den Júcar zuständigen Wasserbehörden gelang es, den Rückgang des Grundwasserspiegels in einigen Grundwasserleitern zu stoppen und Know-how zur Wasserbewirtschaftung unter äußerst schwierigen semiariden Bedingungen aufzubauen. "Die Umkehr des Negativtrends zeigt, dass es möglich ist, für mehr Nachhaltigkeit in der Wasserbewirtschaftung zu sorgen", sagt Prof. J. Jaime Gómez-Hernández, Projektpartner von der Technischen Universitat València. OurMED wird mit der Wasserbehörde des Júcar-Flusses zusammenarbeiten, um deren Erfahrungen an die anderen Projektgebiete weiterzugeben.

Gleichzeitig kann der Júcar auch von den Erfahrungen profitieren, die anderswo gemacht wurden. So soll Wissen, das die Wissenschaftler des UFZ an der Bode im Harz gesammelt haben angewendet werden, um den Zustand des übermäßig nähstoffbelasteten Albufera-Sees in der Nähe der Mündung des Júcar zu verbessern. Trotz seiner Lage außerhalb der Mittelmeerregion ist das Einzugsgebiet der Bode in Sachsen-Anhalt von besonderem Interesse, weil es mit der Rappbodetalsperre nicht nur die größte Trinkwassertalsperre Deutschlands einschließt und fruchtbarste Böden für die Landwirtschaft, sondern auch, weil es zu den am besten untersuchten Flussgebieten Mitteleuropas zählt. Das Bode-Einzugsgebiet war in den vergangenen Jahren von langanhaltender Trockenheit betroffen, was die Wassermenge reduzierte und durch den gleichzeitig starken Waldverlust die Wasserqualität verschlechterte. "Die Erkenntnisse aus diesem Gebiet können als Beispiel für andere Projektstandorte mit diffusen Verschmutzungsproblemen dienen, denen es an innovativer Überwachung und wissenschaftlich fundierten Lösungen mangelt", sagt Prof. Dr. Michael Rode, am UFZ zuständig für die OurMED-Aktivitäten im Bode-Einzugsgebiet. Ziel ist aber nicht nur, Lösungsansätze für die jeweiligen Demonstrationsstandorte zu finden, sondern diese auch für den gesamten Mittelmeerraum zu entwickeln. So wolle man gewährleisten, die erarbeiteten Lösungen auch auf größere Landschaften zu übertragen, sagt Projektkoordinator Seifeddine Jomaa. 

Das bis Sommer 2026 laufende Projekt OurMED wird über das Programm PRIMA (Partnership for Research and Innovation in the Mediterranean Area) im Rahmen des EU-Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 mit 4,4 Millionen Euro gefördert. Zum Projektkonsortium zählen 15 Partner aus 10 Staaten: UFZ, Remote Sensing Solutions GmbH (Deutschland), Universitat Politècnica de València (Spanien), Global Omnium Idrica (Spanien), Euro-Mediterranean Information System on know-how in the Water sector (Frankreich), La Tour du Valat (Frankreich), Technical University of Crete (Griechenland), Università di Parma (Italien), University of Sassari (Italien), University of Naples Federico II (Italien), Royal Society for the Conservation of Nature (Jordanien), Living Planet Morocco (Marokko), AgroInsider (Portugal), Higher School of Engineering of Medjez El Bab (Tunesien), Boğaziçi University (Türkei). 

Mehr Informationen: https://www.ourmed.eu/

Über Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ

Im Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Ursachen und Folgen der weit reichenden Veränderungen der Umwelt und erarbeiten Lösungsoptionen. In sechs Themenbereichen befassen sie sich mit Wasserressourcen, Ökosystemen der Zukunft, Umwelt- und Biotechnologien, Chemikalien in der Umwelt, Modellierung und sozialwissenschaftlichen Fragestellungen. Das UFZ beschäftigt an den Standorten Leipzig, Halle und Magdeburg circa 1.100 Mitarbeitende. Es wird vom Bund sowie von Sachsen und Sachsen-Anhalt finanziert.

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Die Helmholtz-Gemeinschaft identifiziert und bearbeitet große und vor allem drängende Fragen von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft. Ihre Aufgabe ist es, langfristige Forschungsziele von Staat und Gesellschaft zu erreichen. Damit sollen die Lebensgrundlagen der Menschen erhalten und sogar verbessert werden. Helmholtz besteht aus 19 naturwissenschaftlich-technologischen und medizinisch-biologischen Forschungszentren.

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