- Der Spitzenverband der Krankenkassen (GKV-SV) schlägt vor, die Erstattungspreise (Festbeträge) für einige versorgungskritische Wirkstoffe zu senken.
- Das konterkariert das Ziel, die Versorgung mit Antibiotika zu stabilisieren.
- Versorgungsengpässe scheinen vorprogrammiert, die Politik muss eingreifen.
Berlin Betroffen ist u.a. das Antibiotikum Amoxicillin/Clavulansäure, das gegen Blasen- oder Mittelohrentzündung zum Einsatz kommt. Besonders absurd: Dieser Wirkstoff samt therapeutische Alternativen sind von Engpässen betroffen.
Grund für die Lieferengpässe: Immer mehr Hersteller ziehen sich aus der Antibiotika-Produktion zurück, weil sie zum Verlustgeschäft wird. „Jetzt wird es noch schwerer, dieses wichtige Mittel rentabel zu produzieren“, sagt Bork Bretthauer, Geschäftsführer von Pro Generika: „Die Festbetragsabsenkung erhöht die Gefahr, dass weitere Hersteller aus der Produktion aussteigen müssen.“
Die Maßnahme zeige, so Bretthauer, dass der GKV-SV – anders als die Politik – das Problem hinter den Engpässen immer noch nicht verstanden habe. „Der extreme Kostendruck geht zulasten der Versorgung. Da kann man doch Preise nicht noch weiter absenken!“ Das „Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz“ (ALBVVG) gehe zwar nicht weit genug, aber es zeuge von der Einsicht, dass nur mehr Hersteller mit diversifizierten Lieferketten die Versorgung stabilisieren könnten. Diese Erkenntnis werde nun konterkariert.
„Wenn der GKV-SV die beabsichtigten Verbesserungen durch technokratisches Fest-halten am Hauptsache-Billig-Prinzip wieder zunichtemachen will, tut politisches Einschreiten not“, so Bretthauer: „Das Gesundheitsministerium muss von seiner Rechtsaufsicht Gebrauch machen und die Absenkung verhindern.“
Hintergrund: Amoxicillin wirkt in Kombination mit Clavulansäure gegen eine Reihe bakterieller Infektionen. Rechnerisch erhalten Hersteller für eine 10er-Packung derzeit 16,17 Euro. Dieser Festbetrag soll nach dem Willen des GKV-SV nun auf 12,38 Euro abgesenkt werden.
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