„Armut macht unsichtbar. Weil Betroffene keine Lobby haben, weil sie sich nicht beteiligen können, weil sie sich notgedrungen zurückziehen. Das dürfen wir keinem Kind und keinem Jugendlichen zumuten“, fordert Sebastian Dückers. Der Vizevorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend e.V. (BDL) rückt damit die tägliche Notlage jedes vierten jungen Menschen hierzulande in den Fokus.

Der größte Jugendverband im ländlichen Raum stellt sich an ihre Seite. „Junge Menschen, die in Armut aufwachsen, sind oft lebenslang benachteiligt“, sagt der Schornsteinfeger aus Viersen. Armut beraube Jugendliche ihrer persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten. Sie seien meist auch gesundheitlich unterversorgt und stießen auf höhere Hürden in Bildung und beruflicher Entwicklung.

Armut macht keinen Halt vor der vermeintlichen Idylle des ländlichen Raums. „Gerade in strukturschwachen und peripheren Regionen gibt es ein besonders hohes Armutsrisiko“, so Sebastian Dückers. Er zitiert damit aus einer aktuellen Studie des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

„Wer kein Geld hat, kommt nicht vom Fleck. Weder mit dem ÖPNV noch mit dem Auto. Selbst ein Fahrrad kostet, wenn das Tretlager schlapp macht oder der Reifen platzt“, so der BDL-Vize. „Alltagssituationen wie anstehende Reparaturen, Wichtelgeschenke oder ein Schulausflug sind vielleicht auch für andere Haushalte eine Herausforderung; für von Armut Betroffene sind sie eine Katastrophe“, verdeutlicht er. Das betrifft viele Jugendliche. „In einem Alter, in dem es darum geht, Selbstständigkeit zu entwickeln, sich auf den Weg zu machen, Freunde zu treffen und den Horizont zu erweitern“, sagt Dückers. „Ohne Unterstützung und gute Rahmenbedingungen bleiben ihnen diese Chancen verwehrt.“

Er spricht sich daher im Namen des BDL für eine gut ausgestattete und solide strukturierte Kindergrundsicherung aus. Sein Verband fordert mehr Unterstützung im Lebensalltag armutsbetroffener Personen und ein kostenfreies Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. Genauso wichtig ist der Landjugend, dass Beteiligungsverfahren so ausgestaltet werden, dass Armut kein Hindernis für Beteiligung darstellt.

„Wir wollen allen Jugendlichen Teilhabe und ein Netzwerk bieten. Als Jugendverband sind wir ein wichtiger Sozialisationsort, der für alle offen sein will – egal ob arm, ob reich oder irgendwas dazwischen“, so Dückers. Darum fordert der BDL die Politik auf, die Strukturen und Rahmenbedingungen so zu ändern, dass kein junger Mensch in Armut aufwachsen muss.

„Jugendverbände können die Ursache für Armut nicht beseitigen. Das ist vor allem eine politische Aufgabe,“ macht der BDL-Vize klar und verweist auf das aktuelle Positionspapier „Jeder Mensch ist wertvoll. Jugendarmut bekämpfen und Zukunftsperspektiven fördern“, das die Bundesmitgliederversammlung im November beschlossen hat. Mehr zu den einzelnen Forderungen und zu dem, was eine gut gestaltete Kindergrundsicherung ausmacht, sind darin ausführlich festgehalten: www.landjugend.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Positionen/2023_BDL-Positionspapier_Jugendarmut.pdf

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