Heike Vesper, Vorständin für Transformation & Politik beim WWF Deutschland, macht deutlich: „Trotz Kriegen und weltweiten Krisen dürfen Umwelt- und Klimaschutz sowie Biodiversitätserhalt nicht zur Verhandlungsmasse innerhalb der Bundesregierung werden. Die Rekordbrände im Pantanal, die voranschreitende Austrocknung des Cerrado, die Rodung weiterer Flächen im Amazonas und der damit verbundene Verlust der Artenvielfalt machen die Dringlichkeit deutlich. Deutschland ist einer der größten Treiber dieser Entwicklungen in der EU und muss daher seiner Verantwortung gegenüber den Menschen und der Umwelt endlich gerecht werden.“
Lösungen im Sojaanbau müssen her
90% des weltweiten Waldverlustes sind eine direkte Folge von landwirtschaftlicher Nutzung. Ein beträchtlicher Teil davon entfällt auf den Sojaanbau. In Südamerika hat sich die Menge der mit Sojabohnen bewirtschafteten Fläche in den letzten zwei Jahrzehnten verdoppelt. Während im Amazonas ein Entwaldungsrückgang zu verzeichnen ist und Schutzmaßnahmen greifen, verlagert sich die Abholzung auf den Cerrado, neben dem Amazonas Brasiliens zweitgrößter CO2-Speicher. Im Cerrado alleine hat sich die landwirtschaftlich genutzte Fläche laut MapBiomas in den vergangenen 36 Jahren sogar verfünffacht, auf ca. 230.000 Quadratkilometer. Daher dürfen entwaldungsfreie Lieferketten in ihrer Wirkung nicht nur für den Amazonas gelten – ein klarer Handlungsauftrag an die Bundesregierung, die EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten auf andere Ökosysteme, wie Savannen, zu erweitern und somit den Cerrado auch zu berücksichtigen.
Schutz der Wälder unverändert wichtig
Wälder fungieren als große Kohlenstoffsenke und speichern etwa die Hälfte des auf der Erde gebundenen Kohlenstoffs. Außerdem sind sie natürliche Wasserspeicher, schützen vor Erosion, Überschwemmungen und Lawinen. In wirtschaftlicher Hinsicht fungiert der Wald als Lieferant für Holz und pharmazeutische Produkte. Der Verlust von natürlichen Ökosystemen ist auch ein zentraler Treiber der Klimakrise. Der IPCC-Sonderbericht über Klimawandel und Land schrieb etwa elf Prozent der Gesamtemissionen der Entwaldung und Umwandlung – zumeist für die Landwirtschaft – zu.
Heike Vesper meint dazu: „Beim globalen Entwaldungsstopp müssen wir vom Reden ins Handeln kommen. Der Bundeskanzler darf sich gerade jetzt, während die COP28 in Dubai stattfindet, nicht von innenpolitischen Desastern wie der Haushaltssperre ablenken lassen. Die grundsätzlichen Schnittmengen mit Lulas Regierung auf Augenhöhe sind da und die Wichtigkeit der Klimaziele darf nicht sinken.“
Weitere Informationen:
Quellen: Studie „Entwaldungs- und umwandlungsfreie Lieferketten – Herausforderungen und Lösungsansätze am Beispiel von brasilianischem Soja.“
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