Viele Fördermaßnahmen im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe sind zeitlich befristet. Gerade wenn Fördermaßnahmen anfangen ihre größte Wirkung zu entfalten, werden sie oftmals eingestellt. Verspätete Bewilligungen, mangelnde inhaltliche Flexibilität und überbordender bürokratischer Aufwand sorgen bei vielen Trägern auch angesichts der Personalnot für einen unangemessenen Kostenaufwand. Förderprogramme werden ohne engere Abstimmung mit anderen Geldgebern aufgesetzt, so dass Parallelstrukturen, wie zum Beispiel die beiden Förderprogramme für Familiengrundschulzentren in NRW entstehen, von denen eines im Schul- (MSB) und ein zweites im Jugendministerium (MKJFGFI) verortet ist. Die Höhe der „angemessenen Eigenleistung“, die ein Träger der Jugendhilfe nach § 74 (4) SGB VIII zu erbringen hat, variiert von Kommune zu Kommune erheblich. Finanzschwache Kommunen, in denen der Anteil armer Kinder häufig überproportional hoch ist, sind gezwungen vergleichsweise hohe Trägeranteile einzufordern und machen damit beispielsweise den Betrieb von Kindertagesstätten unattraktiv. Im Ergebnis ist der Mangel an Kita-Plätzen ausgerechnet in sozial besonders belasteten Kommunen am größten. Während die soziale Infrastruktur unter chronischer Unterfinanzierung leidet (exemplarisch kann hier die Finanzierung Offener Ganztagsschulen genannt werden), werden für neue „Leuchtturmprojekte“ großzügig Gelder bereitgestellt. Diese und weitere Missstände beklagt die AWO NRW in ihrem Positionspapier.
Michael Mommer, Geschäftsführer der AWO NRW mahnt: „Halbherzig aufgelegte Förderprogramme mit zeitlichen Befristungen und einer überbordenden Bürokratie sorgen letztlich dafür, dass finanzielle Ressourcen vergeudet werden, die im Bereich der basalen Infrastruktur so dringend fehlen. Angesichts begrenzter Finanzressourcen und der großen Handlungsbedarfe in vielen gesellschaftlichen Bereichen ist ein solcher Zustand aus unserer Sicht nicht tragbar. Nötig sind nachhaltige Investitionen in die soziale Infrastruktur.“ Er fordert die Landespolitik auf, mit der AWO in konstruktiven Dialog zu treten, um Kindern, die in Armut aufwachsen, mehr Perspektiven, Chancen und soziale Teilhabe zu ermöglichen.
Für die AWO ist eine frühzeitig und präventiv ansetzende Unterstützung und Förderung entscheidend. Gesetzliche Förderstrukturen und Förderprogramme, die sich speziell der Bekämpfung der Folgen von Kinderarmut widmen, sollen so aufgesetzt werden, dass sie für Träger plan- und umsetzbar sind und der zu erwartende Ertrag in einem angemessenen Verhältnis zum Aufwand steht.
Das Positionspapier „Wirkungslos – AWO NRW kritisiert Vergeudung finanzieller Ressourcen im Kampf gegen Kinderarmut“ steht zum Download unter www.awo-nrw.de.
Die AWO-Bezirksverbände Mittelrhein, Niederrhein, Ostwestfalen-Lippe und Westliches Westfalen haben sich zur Landesarbeitsgemeinschaft AWO NRW zusammengeschlossen. Die AWO ist Trägerin von sozialen Einrichtungen, Beratungsstellen und Dienstleistungen. Schwerpunkte sind die Bereiche Senioren, Kindertagesstätten, Offene Ganztagsschulen, Ausbildung von Pflegekräften und Erziehern sowie Hilfen für Menschen mit Behinderungen. 65.000 Beschäftigte arbeiten für die AWO in NRW. Ebenso wie sie bekennen sich über 90.000 Mitglieder und 25.000 Ehrenamtliche in 730 Ortsvereinen zu den Werten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.
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