Mit Blick auf die Zukunft führt er weiter aus: „Wir gehen davon aus, dass das in den Quartalsergebnissen berichtete höhere Umsatzwachstum der weit wichtigere Treiber für die Bewertungen darstellt als der Gegenwind aus den potenziellen Zinserhöhungen.“ Zumal die Daten des dritten Quartals eine deutliche Verlangsamung der weltweiten Inflation gezeigt hätten. In den USA zum Beispiel habe der Preisdruck deutlich nachgelassen. Deshalb habe die US-Notenbank Fed in ihrer jüngsten Prognose erklärt, dass sie sich dem Ende des Zinserhöhungszyklus nähere – wobei ihr jüngster „Dot Plot“ noch eine weitere Zinserhöhung prognostiziere.
Brillois ordnet die Erklärung der Notenbanker ein: „Die Fed bleibt bei ihrer Siegeserklärung vorsichtig und stellt längerfristig höhere Zinssätze in Aussicht. Dies führte in den letzten Monaten zu einer hohen Zinsvolatilität, da der Markt versucht hatte, die zukünftige Entwicklung einzupreisen (einschließlich der Frage, wie lange es bis zur ersten Zinssenkung dauert). Mittelfristig gehen wir davon aus, dass die Auswirkungen der Zinssätze auf die Aktienperformance abnehmen werden.“
Einige Sektoren bereits im Aufschwung
Davon dürften vor allem die zinssensiblen Wachstumssektoren kleiner und mittlerer Unternehmen profitieren, die in den Jahren 2021 und 2022 unter den steigenden Zinsen gelitten hätten. „Mid-Cap-Wachstumswerte schnitten bereits 2023 besser ab, blieben aber noch hinter den großen Technologiewerten zurück, die den größten Teil der NASDAQ-Performance verantworten“, so der Experte.
In einigen Teilsektoren seien die starken Unternehmensergebnisse bereits mit einer robusten Aktienperformance belohnt worden. Brillois und sein Team hätten daraufhin bereits gehandelt: „Kreuzfahrtunternehmen beispielsweise haben im Jahr 2023 bislang starke Gewinne verzeichnet. Das hat uns dazu veranlasst, Gewinne mitzunehmen und die Position zu reduzieren. In anderen Teilsektoren, darunter Fluggesellschaften, Online-Reisebuchungen und Live-Unterhaltung, bleiben wir engagiert. Unsere These lautet: Bei diesen Unternehmen wird sich die Rückkehr zur vollen Auslastung in den kommenden Quartalen als wichtiger für die Quartalsergebnisse erweisen als die Befürchtungen hinsichtlich einer Verlangsamung des Wirtschaftswachstums.“
Wandelanleihen: Risikoabbau plus Rendite
Die Strukturen von Wandelanleihen sind für Anleger nach wie vor günstig, betont Brillois. Dies sei besonders in volatilen Zeiten relevant. „Viele Wandelanleihen bieten attraktive Renditen wie beispielweise im Technologiesektor: Hier werfen rund die Hälfte der Convertibles über 5 Prozent pro Jahr ab“, so der Experte. Darüber hinaus böten diese Anleihen mit der Wandeloption ein gewisses Aktienengagement, das bei einer Börsenrallye eine zusätzliche potenzielle Renditequelle darstelle. „Diese Konstellation bedeutet auch, dass Wandelanleihen im Durchschnitt relativ nahe an ihrem Bond-Floor liegen. Das bietet in Zeiten des Risikoabbaus oder höherer Volatilität einen wichtigen Schutz nach unten“, so der Experte.
Ganz genau beobachten die Portfolio Manager von Lazard aktuell die Preisbildung für Unternehmensanleihen. „Der Markt ist angesichts des wirtschaftlichen Hintergrunds leicht angespannt. Wir gehen aber davon aus, dass das hohe absolute Niveau des Carrys höhere Bewegungen begrenzen kann“, so der Experte. Leicht gestiegen seien auch die Ausfallquoten von Unternehmen. „Angesichts der Folgen höherer Zinssätze, strengerer Kreditvergabestandards der Banken und des sich verlangsamenden Wirtschaftswachstums in den USA und Europa fallen sie jedoch noch recht niedrig aus“, urteilt Brillois.
Defensive Portfoliobeimischung
Insgesamt glaubt er, dass Wandelanleihen diesen Risiken weniger ausgesetzt sind als andere Anlageklassen. Denn mit einer günstigen Branchenzusammensetzung mit Fokus auf Wachstumsunternehmen sowie durchschnittlich weniger komplexen Bilanzen könnten Wandelanleihen vergleichsweise weniger stark exponiert gegenüber Kreditrisiken sein. Arnauld Brillois verweist außerdem auf die Historie: „Im Vergleich zu ähnlich bewerteten traditionellen Nominalanleihen weisen Wandelanleihen aus historischer Sicht bereits einen beträchtlichen Kreditabschlag auf, was die Anlageklasse in Zeiten des Kreditausverkaufs vor weiteren Abschlägen schützt bzw. bei einer Marktnormalisierung eine zusätzliche Renditequelle darstellt.“
Bei den Experten von Lazard überwiegt im derzeitigen Marktumfeld der Optimismus. „Aktuell bieten viele Wandelanleihen sowohl interessante Renditen als auch eine hohe Aktiensensitivität“, fasst Brillois zusammen. „Zudem können Wandelanleihen eine potenziell günstige Sektormischung mit einer Tendenz zu mittelgroßen und wachstumsstarken Titeln gewährleisten. Und schließlich sehen wir ein defensiveres Kreditrisikoprofil der Anlageklasse, das die Performance in Zeiten der Kreditunsicherheit schützen könnte.“
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