SBB Cargo hat einen wichtigen Meilenstein in der Automation und Digitalisierung des Schienengüterverkehrs in Europa erreicht: Das Bundesamt für Verkehr hat die Typenzulassung für die automatische Bremsprobe erteilt. Damit kann SBB Cargo die Zugabfertigung schneller und sicherer durchführen. Die automatische Bremsprobe soll ab Mitte 2024 auf weitere Verkehre ausgerollt werden.

Die automatische Bremsprobe ist ein Verfahren, das den Bremszustand von Güterwagen automatisch und in Echtzeit misst. Die Daten werden auf einem Tablet des Lokpersonals oder der Rangierspezialistin oder dem Rangierspezialisten angezeigt. So kann die Bremsprobe auch vom Führerstand aus gemacht werden. Ein Rundgang um den Zug ist nicht mehr nötig. Die automatische Bremsprobe erfüllt alle Sicherheitsanforderungen und ist das Referenzsystem für automatisierte Bremsproben an Güterwagen in Europa. «Die automatische Bremsprobe ist ein sehr wichtiger Schritt für SBB Cargo, um in der Zugsvorbereitung sicherer und schneller zu werden. Nach acht Jahren intensiver Projektarbeit haben wir zum ersten Mal einen Betriebsprozess komplett digitalisiert und damit automatisiert. Wir haben dadurch wichtige Erfahrungen gewonnen für die weiterführende Digitalisierung des Schienengüterverkehrs, die wir auch im europäischen Projekt zur digitalen automatischen Kupplung einbringen», sagt Jasmin Bigdon, Mitglied der Geschäftsleitung von SBB Cargo, Leiterin Asset Management.

Automatische Bremsprobe spart Zeit und erhöht Sicherheit

Die automatische Bremsprobe spart viel Zeit im Vergleich zur manuellen Bremsprobe: Bei einem 500 Meter langen Zug dauert die Bremsprobe neu nur noch rund fünf Minuten. Bei der manuellen Bremsprobe muss der Rangierspezialist um den ganzen Zug herumlaufen, was bei mehreren hundert Metern Zuglänge gut 40 Minuten dauert. Die Zeitersparnis bedeutet eine höhere Produktivität und Flexibilität für den Güterverkehr. Zudem wird die Sicherheit der Mitarbeitenden erhöht, da sie sich weniger im Gleisfeld aufhalten müssen. «Die automatische Bremsprobe ist bahnbrechend für den zukünftigen Bahntransport. Eine 100 Jahre alte Methode wurde erstmals komplett automatisiert. Das System ist erprobt, bewährt und zugelassen und jetzt für den flächendeckenden Einsatz verfügbar. Da das System auch mit einer künftigen DAK-Technologie kompatibel ist, ist der Weg für eine sofortigen Ausrollung geebnet», betont Günter Petschnig, CEO von PJM.

Bereits 200 Güterwagen mit automatischer Bremsprobe ausgestattet

Die automatische Bremsprobe ist eine Innovation der Entwicklungsgemeinschaft mit SBB Cargo, PJM und Rail Cargo Austria (RCG). SBB Cargo hat die Entwicklung bis zur Typenzulassung vorangetrieben. Heute sind bereits knapp 200 Wagen von SBB Cargo mit dem System der automatischen Bremsprobe ausgerüstet.

Rollout im Jahr 2024

Die Betriebserprobung der automatischen Bremsprobe wird mindestens drei Monate dauern und an ausgewählten Standorten durchgeführt. Im Jahr 2024 wird die automatische Bremsprobe nach der erfolgreichen Betriebserprobung in weiteren Verkehren ausgerollt. Damit leistet SBB Cargo einen wichtigen Beitrag zur Automation und Digitalisierung des Schienengüterverkehrs in Europa.

SBB Cargo erbringt ein Siebtel der Schweizer Güterverkehre, transportiert täglich 180 000 Tonnen für ihre Kunden und entlasten damit die Strasse um 15 000 LKW-Fahrten täglich und die Umwelt jährlich um 490 000 Tonnen CO2. Die Güterverkehrstochter der SBB ist im Binnenverkehr und im Import/Export tätig, beschäftigt rund 2300 Mitarbeitende und hat ihren Sitz in Olten.

PJM ist ein international renommierter System-Spezialist für den Schienenverkehr und hat Projekte in 30 Ländern auf sechs Kontinenten erfolgreich umgesetzt. PJ Monitoring GmbH ist mit dem Gesamtsystem WaggonTracker technologieführend in der Digitalisierung und Automatisierung des Schienengüterverkehrs. PJ Messtechnik führt als ISO/IEC 17025 akkreditierte Püfstelle Zulassungstests für Schienenfahrzeuge durch.

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