Die Jury gratulierte den Preisträger_innen und begründete die Auszeichnung folgendermaßen:
Belen Resnikowski, Bildhauerei, „Awicha“
In ihrer Videoarbeit „Awicha“ sucht die Künstlerin Belen Resnikowski nach ihrer Geschichte und ihren Wurzeln. Mit subtiler Dramaturgie, dem eindringlichen Sound der Stille und einer poetischen Off-Stimme entführt sie in die bolivianischen Landschaften. Ihr „Heimweh-Ruf“ hat die Jury tief berührt.
Johannes Schmidtner, Produkt-Design, „Urban Sails“
Johannes Schmidtner hat mit seinen „Urban Sails“ den Prototyp einer Windturbine für den urbanen Raum entwickelt. Das ästhetisch anspruchsvolle Modul ist als Grundbaustein eines dezentralen Konzepts der Energieerzeugung gedacht.
Marie Lempelius, Visuelle Kommunikation, „Das arbeitende Bild“
In Zeiten, in denen technische Apparate die Produktion, Vervielfältigung und Distribution von Bildern derart vorangetrieben haben, dass sich diese ohne menschlichen Einfluss verselbstständigen, fragt Marie Lempelius nach der sozialen Relevanz unserer bildlichen Realität. Sie spielt mit den Absurditäten einer kaum sichtbaren Bildwelt, die von und für Maschinen generiert wird.
Birgit Kunz, Visuelle Kommunikation, „Due Magneti", "Und dann?"
Birgit Kunz‘ autofiktionaler Roman „Und dann?“ lotet das Spannungsfeld zwischen Textproduktion und Gestaltung aus und verbindet Inhalt und Form auf intelligente, humorvolle und überraschende Weise. Ihre Projektvorstellung in Form einer Performance verstand die Jury als immaterielle Erweiterung ihres Buches.
Jung A Lee, Malerei, „Die Verwandlung/Anthill“
In ihren großformatigen, abstrakten Gemälden visualisiert Jung A Lee Gedanken, Ideen und Emotionen, die sich über das Unbewusste in ihren Alltag drängen. Die Jury überzeugte die Präzision der farblichen Setzungen, die Flächenkompositionen, die Auslassungen und die Vielsprachigkeit der Stile.
Nicolas Papayannis, Visuelle Kommunikation, „Dosierte Bilder – Ein Plädoyer zur Regulation Visueller Kommunikation“
Nicolas Papayannis plädiert mit seinem Buch „Dosierte Bilder“ für eine radikale Reduktion der uns täglich in der Werbung und in den sozialen Medien bedrängenden Bilder. Seine Arbeit ist als polemischer Kommentar auf die manipulative Macht der Bilder zu verstehen – als eine Auseinandersetzung mit der Verantwortung von Design in einer Zeit, in der wir zunehmend nicht mehr beantworten können, was „echt“ und was KI-generiert ist.
Sara Hassoune, Textil- und Flächen-Design, „Emergent – on seeking emergence in 3D woven objects“
Anschaulich und vielversprechend untersucht Sara Hassoune, wie sich Eigenschaften und Eigenarten ausgewählter natürlicher Materialien nutzen lassen, um flachgewebte textile Strukturen in dreidimensionale, selbsttragende Konstruktionen zu verwandeln. Dabei hat sie die den Materialien und Prozessen inhärente Intelligenz erforscht, um zu sogenannten „smart textiles“ zu gelangen.
Der nach dem niederländischen Architekten, Designer und ehemaligen Rektor der weißensee kunsthochschule berlin benannte Mart Stam Preis prämiert die Gewinner_innen mit einem Katalog und einer gemeinsamen Ausstellung. 26 Absolvent_innen aus Kunst und Design haben sich in diesem Jahr um den Preis beworben. Mit ihren Abschlussarbeiten stellten sie sich am Tag vor der Preisverleihung persönlich der Jury vor. Angelika Richter, Rektorin der weißensee knsthochschule berlin: „Mart Stams Freischwinger von 1929 gehört als Designklassiker nicht nur zur Sammlung des Vitra Design Museums, sondern bewährt sich auch noch knapp einhundert Jahre später als zeitloses Gebrauchsobjekt in der historischen Mensa der weißensee kunsthochschule berlin. Eine derartige visionäre Strahlkraft und Reichweite künstlerischer Ideen wünsche ich unseren diesjährigen Mart Stam Preisträger_innen.“
Die Mitglieder der Jury für den Mart Stam Preis 2023 waren:
Stéphane Bauer, Leiter des Kunstraums Kreuzberg/Bethanien
Philipp Bollmann, Kurator, Sammlung Wemhöner
Anna Gritz, Direktorin, Haus am Waldsee
Prof. Stefan Koppelkamm, Vorstandsvorsitzender der Mart Stam Gesellschaft
Soline Krug, Künstlerin, Mart Stam Preisträgerin 2016
Leon Laskowski, Produktdesigner, Mart Stam Preisträger 2017
Dr. Angelika Richter, Rektorin der weißensee kunsthochschule berlin
Als Gegenentwurf zur traditionellen Akademie wurde die weißensee kunsthochschule berlin 1946 gegründet. Aus der Lehre und Idee des Bauhauses hervorgehend, zeichnet sich die Hochschule durch ihr einzigartiges Profil aus: Sie bietet mehr als 800 Studierenden aus dem In- und Ausland ein einjähriges interdisziplinäres Grundlagenstudium. Den künstlerisch-gestalterischen Grundlagen folgen Diplomstudiengänge in der Freien Kunst sowie Bachelor- und Master-Studiengängen im Design. Das klassenfreie System wird flankiert von der vertiefenden, forschungsbasierten Lehre in Theorie und Geschichte. Abschließen können Studierende in den Studienrichtungen Bildhauerei, Bühnen- und Kostümbild, Malerei, Mode-Design, Produkt-Design, Textil- und Flächendesign und Visuelle Kommunikation. Komplettiert wird das Lehrangebot von den zwei weiterbildenden Masterstudiengängen Kunsttherapie und Raumstrategien.
Die Designstudiengänge arbeiten in zahlreichen überregionalen Forschungs- und Kooperationsprojekten an zukunftsweisenden und innovativen Gestaltungsprozessen und Lösungsansätzen zu den Themen Klima, Umwelt, Nachhaltigkeit, Textil, Mode, Wohnen und Mobilität. Angesichts der Optimierung unserer Lebens- und Arbeitswelt und einer radikalen Kultur des Algorithmus adressieren die Freien Künste gesellschaftliche, kulturelle und kunstimmanente Themen, produzieren widerständiges Denken und entwickeln alternative Strategien und Visionen. Durch Förderinitiativen für Alumni, dazu gehören Existenzgründung, das Atelierprogramm und Stipendien der Mart Stam Gesellschaft, eröffnet die Hochschule beste Voraussetzungen für den Übergang vom Studium in den Beruf. Sie trägt damit maßgeblich zur Stärkung des kreativen Nachwuchses bei und zur Entwicklung der Kunst- und Kulturlandschaft der Wissenschaftsstadt Berlin.
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