Im Mittelpunkt der deutsch-polnischen Literaturbegegnungen steht das neueste Buch „Całe piękno świata“, das 2022 in polnischer Sprache erschienen ist. Ein vorliegender Auszug aus der deutschen Übersetzung (von Alexandra Tobor) macht es möglich, das in Polen gefeierte Buch dem deutschsprachigen Publikum näherzubringen. „Alle Schönheit dieser Welt“ (so die deutsche Übersetzung des Titels) ist eine bewegende Geschichte über das Nachkriegsschicksal zweier Familien, einer polnischen und einer deutschen, die unter einem Dach leben (müssen). Buczak verarbeitet in ihrem Roman eine Geschichte, die von den Erfahrungen ihrer eigenen Familie inspiriert ist. Erzählt wird – wie in allen Büchern der polnischen Autorin – immer aus der Perspektive der Frauen.
Buczak gelingt etwas Einzigartiges: Sie personalisiert die Ereignisse der Nachkriegszeit, die Umsiedlung und Vertreibung, die Ankömmlinge und die Abreisenden bekommen Namen und Gesichter: Stach und Dorka, Peter und Eva, Renate und Paweł. Erzählt wird von Kriegs- und Nachkriegszeit in Lichtenwalde (heute Poręba) bei Glatz (Kłodzko) in Niederschlesien, von Gewalt und Tod, von schmerzhaften Erinnerungen und neuer Wirklichkeit. Schwarz-Weiß ist die Erzählung aber keineswegs. Nicht nur, weil die Einteilung in Gut und Böse für vom Krieg betroffene Zivilisten selten einfach ist, sondern auch, weil mit dem im Buch aufkeimenden Frühling eine schimmernde Annäherung zwischen den beiden unter einem Dach lebenden Familien einsetzt. Ein Haus, zwei Familien. Emotional, aber nicht emotionalisierend geht es hinein in die Erlebnisse zwischen September 1946 und Mai 1947. Was auf den 352 Seiten der polnischen Fassung gilt, ist das Prinzip Hoffnung. Nur hofft hier jeder auf etwas anderes.
Milena Butt-Pośnik, die die Lesung mit dem Verein DialogFelder in Bonn organisiert, schätzt das Buch vor allem wegen seiner Aktualität in unserer komplizierten Zeit. Sie hat es gleich mehrfach gekauft und im Freundeskreis herumgereicht. „Die Rezensionen unserer Leserinnen waren sehr bewegend, denn unter uns sind viele Frauen, deren polnische und deutsche Vorfahren auf beiden Seiten solcher Geschichten standen und deren transgenerationale Traumata endlich benannt, gesehen und ans Licht gelassen wurden.“ Der deutschen Leserschaft bleibt zu wünschen, dass diese Geschichte bald auch in deutscher Sprache vorliegt. Darüber sind sich auch die weiteren Organisatorinnen – Katarzyna Lorenc für das Oberschlesische Landesmuseum und Agnieszka Wróbel-Grabbe für den Verein Polnischer Frauen in OWL – einig.
Bei allen drei deutsch-polnischen Lesungen – 23. November, 18.30 Uhr im Oberschlesischen Landesmuseum in Ratingen; 24. November, 18.00 Uhr in der Stadtbibliothek Bielefeld; 25. November, 17 Uhr im Bistro Zwischen den Polen in Bonn – ist der Eintritt frei. Wer „Całe piękno świata” schon vor der Lesung kennenlernen und sicher sein möchte, dass die Autorin das Exemplar signiert, kann das Buch über die Online-Buchhandlung Polbuch beziehen. Die Lesereise erfolgt mit Unterstützung von Fundacja Wolność i Demokracja (Stiftung für Freiheit und Demokratie) aus Warschau.
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