Die Neuauflage der jährlichen Einzelhandelsstrukturanalyse (EHASTRA) liefert Einblicke in den deutschen Pressevertrieb im Jahr 2023. Trotz anhaltend herausfordernder Rahmenbedingungen bleibt der Pressegroßhandel ein zuverlässiger Partner und versorgt täglich knapp 82.000 Verkaufsstellen mit einer breiten Auswahl an Zeitungen und Zeitschriften. Dieses Angebot ist sowohl in städtischen als auch in ländlichen Gebieten für alle Bürger*innen zugänglich. Strukturwandel und Konsolidierung im Pressehandel setzen sich weiter fort.

Der Gesamtverband Pressegroßhandel (GVPG) hat die Ergebnisse seiner Vollerhebung des deutschen Presseeinzelhandels 2023 veröffentlicht. Danach beliefert der deutsche Pressegroßhandel zur Kalenderwoche 39/2023 bundesweit 81.763 presseführende Einzelhändler mit Zeitungen, Zeitschriften und verwandten Produkten. Im internationalen Vergleich gilt das käufernahe Vertriebsnetz als vorbildlich. Es gewährleistet nach wie vor eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung in Deutschland mit Presseprodukten.

Konsolidierungen und strukturelle Anpassungen im Presseinzelhandel setzen sich 2023 fort. „Der Trend wachsender Marktanteile der filialisierten Vertriebsformen zulasten des fragmentierten Einzelhandels zeigt sich auch in der aktuellen EHASTRA – genauso wie ein leichter Rückgang unseres Händlernetzes“, erläutert Andreas Obervoßbeck, Vorstand Marktanalyse des Gesamtverbandes Pressegroßhandel. „Wir sehen jedoch keine deutliche Verschärfung dieser Trends, was für die Ubiquität von Presseprodukten in Deutschland ein gutes Zeichen ist“, so Obervoßbeck.

Der Pressegroßhandel hat im Jahr 2023 über 1.900 Neukunden für das Angebot von Pressesortimenten erschlossen. Dennoch ging die Zahl der Presseverkaufsstellen auf 81.763 Einzelhandelsstandorte zurück, da im gleichen Zeitraum gut 5.900 Einzelhändler den Verkauf von Zeitungen und Zeitschriften aus verschiedenen Gründen aufgaben. Im Saldo beträgt der Rückgang der Verkaufsstellen mit Presseangebot 4,7 Prozent (Vorjahre:  -3,7% 2022 zu 2021 bzw. -4,7% 2021 zu 2020). Das Tempo der Konsolidierung im Pressehandel hat sich somit im zweiten Jahr hoher Inflation und Kaufzurückhaltung wieder leicht erhöht.

Bei den am stärksten vom Rückgang betroffenen Geschäftsarten finden sich wie im Vorjahr Bäckereien, Pressefachhändler und Kioske. Gegen den Trend wächst die Filialanzahl großer Drogeriemärkte sowie von Kauf- und Warenhäusern, bedingt durch den Ausbau der Belieferung von Großkunden. Erneut zeigt sich zudem ein Zuwachs großer Supermärkte, während kleinere Lebensmittelhändler schwinden. Die Entwicklung der EH-Standorte der Geschäftsarten Großformen des Einzelhandels, Discounter und Tankstellen ist weitestgehend stabil.

Die drei wichtigsten Geschäftsarten im Presseeinzelverkauf sind Supermärkte, Presse-Fachgeschäfte und Discounter. In diesen Geschäftsarten werden 65 Prozent des gesamten Presseumsatzes erzielt, wobei der EH-Anteil etwa 42 Prozent beträgt.

Die Gruppe der gebundenen oder regiebetriebenen Einzelhandelsfilialisten, auch als Großkunden bezeichnet, konnte im Vergleich zum Vorjahr einen Anteilszuwachs von 2,4 Prozentpunkten verzeichnen. Sie machen deutlich mehr als die Hälfte der Presseeinzelhandelsgeschäfte (55,6 Prozent) und fast drei Viertel des Presseumsatzes (73,1 Prozent) aus. Der Anteil der unabhängigen Einzelhändler beträgt nun 44,4 Prozent (EH-Anteil) bzw. 26,9 Prozent (Umsatzanteil).

Weiter positiv entwickelt sich das vom Pressegroßhandel etablierte Efficient Consumer Response – Verfahren „Verkaufstägliche Marktbeobachtung am Point of Sale“ (VMP). Mit jetzt 21.429 Einzelhändlern melden 0,6 Prozent mehr Verkaufsstellen täglich ihre Verkaufsdaten an das Grosso. Damit erreichen die VMP-Händler in diesem Jahr die wichtigen Meilensteine von 25% EH-Anteil (26,2% / +1,4 Prozentpunkte) und 50% Umsatzanteil (50,6% / +0,9 Prozentpunkte). Dies bedeutet, dass VMP-Kunden mittlerweile ein Viertel der Händler und die Mehrheit des gesamten Presseumsatzes ausmachen.

Die pro Objekt im Regal verfügbare durchschnittliche Präsentationsfläche ist seit 2015 spürbar gestiegen (+1,6 Zentimeter pro Titel). Diese auch als Schuppungsgrad bekannte Maßgröße beträgt in der Erhebungswoche 12,3 Zentimeter. Sie ergibt sich aus dem Verhältnis der durchschnittlichen Anzahl an Bordmetern je Verkaufsstelle, die im gleichen Zeitraum um 1,30 Meter auf 23,1 Bordmeter je EH leicht gesunken ist, und der durchschnittlichen Sortimentsbreite, die aktuell knapp 188 Titel umfasst (-41 Objekte).

Die Einzelhandelsstrukturanalyse vermittelt detaillierte Erkenntnisse über das Einzel-handelsgeschäft mit Zeitungen und Zeitschriften. Sie kann wöchentlich, quartalsweise oder jährlich bezogen werden. Die Vollerhebung des deutschen Zeitschriften- und Zeitungseinzelhandels wird seit 1970 durchgeführt. Seit 1999 gibt der Pressegroßhandel die EHASTRA heraus, seit 2019 in Verantwortung des Gesamtverband Pressgroßhandel e.V., der die Trägerschaft vom Bundesverband Presse-Grosso e.V. übernommen hat.

Keyfacts Einzelhandelsstrukturanalyse (EHASTRA) 2023 im Vergleich zum Vorjahr

Anzahl der Presse-Verkaufsstellen:

–      einmalig dichtes Verkaufsstellennetz | 81.763 Presseeinzelhändler (-4,7 Prozent)

–      Pflege eines dynamischen Verkaufsstellennetzes | Pressegroßhandel akquiriert bundesweit 1.901 neue Einzelhändler und wickelt 5.906 Geschäftsaufgaben ab

Geschäftsarten mit Zuwachs/stabiler Verkaufsstellenanzahl:

–      mehr Drogeriemarkt-Filialisten | +3,6 Prozent

–      mehr große Supermärkte (ab 1.000 m² Geschäftsfläche) | +1,0 Prozent

–      mehr Kaufhäuser/Warenhäuser | +20,8 Prozent

–      Großformen des Einzelhandels und Discounter entwickeln sich stabil

Geschäftsarten mit rückläufiger Anzahl an Verkaufsstellen:

–      deutlich weniger Kioske | -9,6 Prozent

–      deutlich weniger Bäckereien | -8,4 Prozent

–      weniger kleine Tankstellen (unter 50 m² Geschäftsfläche)| -4,9 Prozent

–      weniger Presse-Fachgeschäfte | -4,5 Prozent

Geschäftsarten nach Umsatz-Anteil:

–      umsatzstarke Supermärkte/LEH | 29,2 Prozent (+0,1 pp)

–      wichtiger Presse-Fachhandel | 20,9 Prozent (-0,2 pp)

–      Tankstellen | 8,5 Prozent (-0,2 pp)

–      Bäckereien | 5,7 Prozent (+-0,0 pp)

Entwicklung nach Organisationsgrad:

–      mehrheitlich selbstständige o. regiebetriebene Einzelhandelsfilialisten (Großkunden) | 55,6 Prozent (+2,4 pp)

–      umsatzstärkere Großkunden | 73,0 Prozent (Umsatzanteil 2023) (+0,9 pp)

–      weniger ungebundene, fragmentierte Geschäfte | 44,4 Prozent (-2,4 pp)

Qualität des Verkaufsstellennetzes:

–      steigende Regalqualität | 42,8 Prozent der Einzelhändler verfügen über beleuchtete und/oder strukturierte Presseregale (+0,2 pp)

–      wirkungsvolles Efficient Consumer Response – Verfahren VMP |21.429 VMP-Scannerkassen[1] (mit 50,6 Prozent Umsatzanteil erstmals in der Mehrheit)[2]

Sortiment:

–      kleineres durchschnittliches Pressesortiment | Æ 187,7 Präsenztitel je EH (-9,1 Titel)[3]

  • Zeitungssortiment: Æ 6,9 Zeitungen (-0,3 Titel)
  • Zeitschriftensortiment: Æ 153,6 Magazine (-8,7 Titel)
  • Sortiment Romane, Comics und Rätsel (RCR): Æ 40,8 Titel (+0,5 Titel)

–      sinkende durchschnittliche Präsentationsfläche | Æ 23,1 Bordmeter je EH (-0,5 BM)

–      steigende Präsentationsfläche je Zeitschrift (Schuppungsgrad) | Æ 12,3 Zentimeter (+0,3 cm)

–      sinkende Regalauslastung (Regalauslastung >100 Prozent) | 19,4 Prozent der Einzelhändler (-2,9 pp)

[1] VMP = Verkaufstägliche Marktbeobachtung am Point of Sale (ECR-Projekt des Pressegroßhandels)

2 Erläuterung: der Pressegroßhandel empfängt und verarbeitet von diesen Kunden täglich Verkaufsdaten zur effizienten Sortimentssteuerung, z.B. Vermeidung von out-of-Stock, und zu Prognosezwecken

3 ohne reine Zeitungskunden und reine Sonntagskunden

[1] VMP = Verkaufstägliche Marktbeobachtung am Point of Sale (ECR-Projekt des Pressegroßhandels)

[2] Erläuterung: der Pressegroßhandel empfängt und verarbeitet von diesen Kunden täglich Verkaufsdaten zur effizienten Sortimentssteuerung, z.B. Vermeidung von out-of-Stock, und zu Prognosezwecken

[3] ohne reine Zeitungskunden und reine Sonntagskunden

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