Ergebnisse der KPMG-Studie „Klimarisiken und Folgeschäden des Klimawandels 2023“:

  • 43 Prozent der Unternehmen in Deutschland planen zehn Prozent oder mehr ihres Jahresumsatzes in die „grüne Transformation“ zu investieren; doch nur fünf Prozent der Unternehmen wären bereit, auf Umsatz oder Marge zu verzichten, um Klimarisiken zu reduzieren
  • 15 Prozent der befragten Unternehmen schätzen ihren Einfluss auf die Klimarisiken und -folgen als hoch ein; als Top-3-Klimarisiken für ihre Unternehmen nennen sie: Veränderung der Nachfrage (45 Prozent), Ressourcenknappheit (42 Prozent) und Schäden an der Infrastruktur (31 Prozent)
  • Weniger als die Hälfte der Industrieunternehmen aus den Branchen Maschinen- und Anlagenbau sowie Automotive in Deutschland berücksichtigt Klimarisiken vollumfänglich im eigenen Risikomanagementsystem; 73 Prozent sehen in der Entwicklung von Produkten und Services zur Minderung von Folgeschäden des Klimawandels zusätzliches Geschäftspotential und rechnen in den nächsten zehn Jahren mit einem Potenzial von über 200 Milliarden Euro

Hitzewellen, Starkregen, Trockenperioden oder Stürme: Deutsche Unternehmen sind in Folge extremer Wetterereignisse eher bereit, Investitionen zu tätigen, um Klimarisiken zu reduzieren oder die Folgeschäden des Klimawandels zu mindern. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Klimarisiken und Folgeschäden des Klimawandels 2023“ der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die in Zusammenarbeit mit dem VDMA entstanden ist. Die Studie, für die über 200 Top-Entscheider aus den Branchen Maschinen- und Anlagenbau sowie Automotive befragt wurden, zeigt, dass viele Firmen hierzulande Klimarisiken bereits heute in ihrer Strategie berücksichtigen und Maßnahmen zur Reduzierung von Folgeschäden auf den Weg gebracht haben. Demnach wären 43 Prozent der befragten Unternehmen bereit, zehn Prozent ihres Jahresumsatzes für Investitionen in die „grüne Transformation“ aufzuwenden. Insbesondere große Unternehmen (54 Prozent) mit mehr als einer Milliarde Euro Umsatz wollen massiv in grüne Technologien investieren. Zu den Investitionsprioritäten gehören die Nutzung regenerativer Energien, Geld für das Energiemanagement sowie die Anlagen-Optimierung.

Im Gegensatz dazu können sich die Unternehmen nicht vorstellen, für die Reduzierung von Klimarisiken oder Minderung von Folgeschäden des Klimawandels auf Umsatz zu verzichten. So gaben lediglich fünf Prozent der befragten Unternehmen an, auf mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes und/oder der Gewinnmarge verzichten zu wollen. 13 Prozent wären ferner bereit, besonders klimaschädliche Unternehmensteile oder Geschäftseinheiten zu verkaufen. 

Bewusstsein für den eigenen Einfluss auf die Klimarisiken und -folgen noch gering

Auch wenn die Bereitschaft für Investitionen steigt, schätzen bisher nur 15 Prozent der Befragten den Einfluss des eigenen Unternehmens auf den Klimawandel als hoch ein. Umgekehrt spüren allerdings schon 28 Prozent der Teilnehmenden Auswirkungen des Klimawandels und seiner Risiken und Folgen auf das eigene Unternehmen und Geschäftsmodell (28 Prozent). So passen 45 Prozent der befragten Unternehmen derzeit ihr Produkt- und Serviceportfolio an, um dem Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit der Verbraucherinnen und Verbraucher gerecht zu werden. 42 Prozent spüren zudem die Auswirkungen des Klimawandelsauf ihre Rohstoff- und Energieversorgung in Deutschland, 31 Prozent mussten dadurch bereits Schäden an ihrer Infrastruktur verzeichnen, zum Beispiel an Gebäuden. Hinzu kommen Auswirkungen auf die Belegschaft: 30 Prozent der Unternehmerinnen und Unternehmen nehmen negative Auswirkungen auf die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden durch beispielsweise Hitzewellen wahr.

Goran Mazar, Partner KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Head of ESG und Automotive in EMA und Deutschland: „Der Klimawandel geht uns alle an – und damit auch alle Unternehmen. Das Bewusstsein, welchen Einfluss Unternehmen realistisch auf unsere Umwelt haben und welche Risiken und Folgen damit verbunden sind, sollte neutral in einer Bestandsanalyse bewertet werden. Nur so können die richtigen Rückschlusse gezogen und Maßnahmen geplant werden. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen haben in dieser Hinsicht Optimierungspotential.“

Industrieunternehmen in Deutschland berücksichtigen Klimarisiken zunehmend in ihrem Risikomanagementsystem, doch es gibt noch Optimierungspotenzial

Der zunehmende Handlungsdruck des Klimawandels auf Unternehmen schlägt sich auch im Risiko-Management der Firmen nieder: So managt fast jedes zweite Unternehmen (44 Prozent) klimabezogene Chancen und Risiken aktiv und sieht in diesem Klimarisikomanagement einen Wettbewerbsvorteil. Nur noch 10 Prozent der Unternehmen gaben an, nur das Notwendigste zu tun und nur 3 Prozent erfüllen ausschließlich die gesetzlichen Vorgaben. Auch wenn Optimierungsbedarf bleibt, kommt das Risikomanagement von Klimarisiken damit stärker in mittelständisch geprägten Branchen wie dem Maschinenbau an.

"Es ist gut, dass bereits die Hälfte der Befragten Klimarisiken in ihren Risikomanagementsystemen berücksichtigen. Doch egal ob es um die eigenen Standorte oder Lieferketten geht, Klimarisiken müssen zügig in die Managementsysteme aller Unternehmen einfließen", sagt Matthias Zelinger, Leiter des Competence Centers Klima und Energie beim VDMA.

Beim Management von Klimarisiken lässt sich zunehmend zudem einen Paradigmenwechsel bei den Unternehmen feststellen: Viele der Befragten sehen heute nicht mehr nur die notwendigen Investitionen zur Lösung der aktuellen Umweltproblemstellungen, sondern sie erhoffen sich auch neues Umsatzpotenzial. 73 Prozent der Unternehmen sehen demnach in der Entwicklung von Produkten und Services zur Minderung von Folgeschäden des Klimawandels zusätzliches Geschäftspotential in Höhe von 206 Milliarden Euro in den kommenden zehn Jahren. Jedes vierte Unternehmen (25 Prozent) hat bereits neues Absatzpotenzial erschlossen. 

Michael Salcher, Regionalvorstand Ost KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und Head of Energy and Natural Resources: „Ein frühzeitiges und aktives Klimarisikomanagement zahlt sich in mehrerlei Hinsicht aus. Erstens sollten die Kosten für Anpassungslösungen nicht unterschätzt werden. Wer diese frühzeitig plant, kann Aufwendungen auf längere Zeiträume verteilen und das operative Geschäft schonen. Zweitens kann mit neuen Produkten und Services zum Schutz vor Klimarisiken oder zur Minderung von Folgeschäden des Klimawandels aber auch zusätzlicher Umsatz generiert werden. Eine echte Win-Win-Situation.“

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