Scheinheiliger geht es kaum: Da wirft die Deutsche Bahn der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vor, die Sozialpartnerschaft „mit Füßen zu treten“, hat diese aber durch ihr tägliches Handeln längst einseitig und gegen die GDL-Mitglieder im Konzern aufgekündigt. Somit muss die GDL – als weiteren Mosaikstein – zur Kenntnis nehmen, dass dieser Arbeitgeber mit seinen hochbezahlten Managern offenkundig selbst in den Streik getreten ist.

GDL stellt sich der Verantwortung

Anders jedenfalls ist die arbeitgeberseitige Absage der zweiten Verhandlungsrunde vom heutigen Tage nicht zu erklären. „Ganz eindeutig ist es der Bahnvorstand, welcher kein Interesse an einer Lösung am Verhandlungstisch hat,“ so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. Die GDL wird trotz der Verweigerung der DB wie vereinbart am Donnerstag ab 11 Uhr am Verhandlungsort (Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz 1 in Berlin) erscheinen, um sich ihrer Verantwortung im Sinne der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, aber auch der Fahrgäste zu stellen, und wie zugesagt für Verhandlungen bereitstehen. „Anstatt die GDL öffentlich zu diffamieren, sollten Herr Seiler und seine Getreuen keine weitere Arbeitsverweigerung begehen, denn anders als Arbeitnehmer, die ein grundgesetzliches Streikrecht innehaben, besteht dieses bei Vorständen ausdrücklich nicht,“ so Weselsky weiter.

Keine „einmalige Eskalation“

Würde die DB einseitig keine Verhandlungen wollen, würde sie Verabredungen brechen. Verhandlungen und Warnstreik im zeitlichen Zusammenhang sind keine „einmalige Eskalation“, sondern übliche und gängige Praxis während einer Tarifauseinandersetzung. Sollte der Bahnvorstand dieser Belastung nicht gewachsen sein, müsste der Eigentümer die daraus notwendigen Schlüsse ziehen.

Gemeinsame Demonstrationen von dbb und GDL

Die Verbundenheit zwischen dbb beamtenbund und tarifunion und der GDL wird auch durch solche perfiden arbeitgeberseitigen Taktierereien nicht untergraben. Denn auch bei den Tarifverhandlungen der Länder begehen die Arbeitgeber bedauerlicherweise Arbeitsverweigerung. Aus diesem Grund wird nach zwei ergebnislosen Verhandlungsrunden dort ebenfalls zu Warnstreiks aufgerufen. Weselsky: „Das ist ein völlig normaler Vorgang im Tarifgeschäft, wenn die Arbeitnehmer feststellen müssen, dass die andere Seite Nachhilfe benötigt.“  

Aus diesem Grund finden am 16. November zwei gemeinsame Demos von dbb beamtenbund und tarifunion in Berlin und Schwerin sowie viele weitere Aktionen im gesamten Bundesgebiet statt.

1. Großdemo in Berlin am Elisabeth-Schwarzhaupt-Platz 1 ab 10:00 Uhr mit den stellvertretenden GDL-Bundesvorsitzenden Mario Reiß und Lars U. Jedinat und dem DPolG-Bundesvorsitzenden Rainer Wendt.

2. Großdemo in Schwerin ab 11:00 Uhr mit Demonstrationszug vom Intercity-Hotel am Hauptbahnhof durch die Innenstadt zur Staatskanzlei mit dem GDL-Bundesvorsitzenden Claus Weselsky und dem dbb-Landesbundvorsitzenden Mecklenburg-Vorpommern Dietmar Knecht.

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