Ivor Bolton dirigiert beim 2. Sinfoniekonzert des Gürzenich-Orchesters am 15., 16. und 17. Oktober Haydns Sinfonie Nr. 95, Nocturne von Benjamin Britten und Beethovens »Pastorale«. Solist ist der Tenor Andrew Staples.

In einen geheimnisvollen Kosmos zwischen hellem Tag und nebliger Düsternis, Freude und banger Vision, zwischen Idylle und tosender Naturgewalt lockt das Programm des Gürzenich-Konzerts »Tiefenscharf«. Am Pult steht der britische Dirigent Ivor Bolton, ein weltweit gefeierter Spezialist für die Musik der Wiener Klassik. Zwei Schlüsselwerke von Joseph Haydn und Ludwig van Beethoven sind insofern bei ihm in den allerbesten Händen, außerdem verneigt sich Ivor Bolton vor seinem Landsmann Benjamin Britten.

Nocturne, eines von Brittens schönsten, leider allzu selten gespielten Werken, fasst vertonte Lyrik aus drei Jahrhunderten zu einem geheimnisvollen Zyklus zusammen: ein zuweilen verstörendes Panorama nächtlicher Angst, aber auch künstlerischer Inspirationen durch Hellsichtigkeit, die nur in Schlaf und Traum möglich ist. Der Tenor Andrew Stapels tritt in die Fußstapfen von Brittens Lebensgefährten Peter Pears, für dessen legendäre Stimme das Nocturne geschrieben wurde.

Joseph Haydns Sinfonie Nr. 95 hingegen hat wenig mit düsteren Abgründen der Seele zu tun. Das Werk – ein formvollendetes Produkt aus Haydns Zeit als gefeierter Star in London – verströmt Grazie und Melancholie. Im brillanten, scharf konturierten Finale formuliert der Komponist voller Witz und Spielfreude seine Verehrung für Wolfgang Amadeus Mozart, den engen Freund und ehemaligen Schüler. Hell und heiter sind auch die musikalischen Landschaften, die uns Ludwig van Beethoven in seiner 6. Sinfonie öffnet. Die »Pastorale«, eines der berühmtesten Werke der klassischen Musik, feiert in leuchtender Farbigkeit die Idylle einer arkadischen Natur, lässt Bäche plätschern, Hirten musizieren und lädt zu einem vergnügten Bauernfest ein. Und doch verfinstert sich der Himmel plötzlich, weil der Komponist schwere Gewitterwolken und Donnergrollen anrücken lässt. Kein Licht ohne Schatten – das ist das Wesen der Schöpfung.

Ivor Bolton erlangte vor allem als Spezialist für das barocke und klassische Repertoire Weltgeltung. Seine musikalischen Aktivitäten sind jedoch ungleich vielseitiger. So spielte er mit dem Mozarteumorchester Salzburg, dessen Chefdirigent er 12 Jahre lang war, eine von der Presse hochgelobte Serie von Bruckner-Sinfonien ein. Seit 2015 ist Ivor Bolton Musikdirektor des Teatro Real Madrid, außerdem seit Herbst 2016 Chefdirigent des Sinfonieorchesters Basel. Im Konzertbereich war er Chefdirigent des Scottish Chamber Orchestra und ist als Gast beim Tonhalle-Orchester Zürich, beim Concertgebouworkest Amsterdam, am Pult des Orchestre de Paris, bei den Wiener Symphoniker und beim Freiburger Barockorchester immer wieder gern gesehen.

Andrew Staples gilt als einer der vielseitigsten Tenöre seiner Generation und tritt regelmäßig mit Sir Simon Rattle, Daniel Harding, Emmanuelle Haïm, Esa-Pekka Salonen und Yannick Nézet-Séguin sowie mit den Berliner Philharmonikern, den Wiener Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Orchestre de Paris, dem London Symphony Orchestra und dem Philadelphia Orchestra auf. Als Opernsänger gastiert er regelmäßig am Royal Opera House Covent Garden, an der Metropolitan Opera New York, bei den Salzburger Festspielen und an der Lyric Opera of Chicago.

Das Wichtigste in Stichpunkten Joseph Haydn – Sinfonie Nr. 95

  • Geschrieben für die Konzerte des Impresarios Peter Salomon in London
  • Spielerische Auseinandersetzung mit konventionellen Stilvorgaben und zukunftsweisenden Visionen
  • Spieldauer 21 Minuten

Benjamin Britten – Nocturne

  • Komponiert für den berühmten britischen Sänger Peter Pears
  • Vertonung von acht Gedichten englischer Autoren aus drei Jahrhunderten
  • Spieldauer 25 Minuten

Ludwig van Beethoven – Sinfonie Nr. 6 »Pastorale«

  • Programmmusik: subtile Schilderung von Naturphänomenen mit Mitteln der Musik
  • Beeinflusst durch Beethovens reale Naturerlebnisse vor den Toren Wiens, uraufgeführt 1808 in Wien unter der Leitung des Komponisten
  • Spieldauer 45 Minuten

TIEFENSCHARF

So 15.10.23 11 Uhr
Mo 16.10.23 20 Uhr
Di 17.10.23 20 Uhr
Kölner Philharmonie

Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 95 c-Moll Hob. I:95
1791

Benjamin Britten
Nocturne für Tenor, sieben Soloinstrumente und Streicher op. 60
1958

Ludwig van Beethoven
Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 »Pastorale«
1807–08

Andrew Staples Tenor
Gürzenich-Orchester Köln
Ivor Bolton Dirigent

Einführung 50 Minuten vor dem Konzert mit Michael Struck-Schloen

Karten und weitere Informationen unter: https://www.guerzenich-orchester.de/de/programm/tiefenscharf/1065
€ 55 / 44 / 35 / 23 / 18 / 11

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