Anlässlich der Gedenkveranstaltung „Lichter gegen das Vergessen“ am 1. November 2023, 16.30 Uhr, auf dem Anstaltsfriedhof Irsee werden Gäste aus der italienischen Gemeinde Marzabotto erwartet und ist erstmals nach fünf Jahren auch die „Gedenkstätte Prosektur“ wieder öffentlich zugänglich.

Seit 2010 Jahren treffen sich auf Initiative von Robert Domes (Autor von „Nebel im August. Die Lebensgeschichte des Ernst Lossa“) am Allerheiligentag Menschen aus der Umgebung und Angehörige, um der Opfer der NS-„Euthanasie“ in der ehem. Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee zu gedenken.

Durch Kontakte von Prof. Dr. Michael von Cranach, langjähriger Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Kaufbeuren, werden heuer wieder Gäste aus Marzabotto erwartet, die schon 2016 mit ihrer temporären Installation „drops of memory“ den ehemaligen Anstaltsfriedhof hinter der Irseer Klosterkirche wirkungsvoll in Szene gesetzt hatten.

Zu der vom Tagungs-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bezirks Schwaben und vom Bildungswerk des Bayerischen Bezirketags organisierten Gedenkveranstaltung wird Bezirketags-Vizepräsidentin Barbara Holzmann begrüßen. Mitglieder des Bayerischen Landesverbands Psychiatrie-Erfahrener (BayPE e.V.) haben ihre Teilnahme angekündigt, um ein Zeichen zu setzen, dass Menschen auf Grund von Krankheiten oder Beeinträchtigungen nicht stigmatisiert werden dürfen.

Mit der vor dem Anstaltsfriedhof gelegenen Gedenkstätte Prosektur verfügt Kloster Irsee über einen einzigartigen historischen Raum, der an die 123-jährige Psychiatriegeschichte von Irsee erinnert. Seit 1997 ist er dem Gedenken an die über eintausend Patientinnen und Patienten gewidmet, die den NS-Patientenmorden in der einstigen Zweigstelle der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren-Irsee zum Opfer gefallen sind. Nach einer grundlegenden baulichen Sicherung, denkmalpflegerischen Ertüchtigung und barrierefreien Ergänzung ist das Gebäude im Rahmen des neu entwickelten Konzepts „Anstalt Irsee: informieren – gedenken – bilden“ nun erstmals wieder öffentlich zugänglich.

Marzabotto ist eine Gemeinde in der Emilia-Romagna nahe Bologna, die Schauplatz eines Kriegsverbrechens während des Zweiten Weltkriegs in Italien war. Zwischen dem 29. September und dem 1. Oktober 1944 zerstörten Einheiten der SS und der Wehrmacht die Region und töteten über 770 Zivilisten, vor allem alte Männer, Frauen und zahlreiche Kinder. Mit dem Besuch in Irsee setzen die italienischen Jugendlichen und ihre Betreuerinnen ein Zeichen der europäischen Verständigung über die Gräber der Toten hinweg. Im Anschluss an die Veranstaltung besteht die Möglichkeit zu Austausch und Gespräch im Foyer des Schwäbischen Bildungszentrums Kloster Irsee.

Die Teilnahme an der Gedenkveranstaltung und am Empfang ist ohne Anmeldung möglich. Kerzen werden kostenlos bereitgestellt.

Termin und Ort:
Mittwoch, 1. November 2023, 16.30 Uhr, ehem. Anstaltsfriedhof Irsee (hinter der Klosterkirche)

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