Kulturstaatsministerin Claudia Roth: „Das Gedenken an den Anschlag auf die Synagoge in Halle steht unter dem Eindruck dieses so furchtbaren Angriffs auf Israel, auf die Jüdinnen und Juden dort. Von Seiten der Bundesregierung stehen wir fest und klar an der Seite Israels in diesen so dunklen Stunden. Dass sich viele Jüdinnen und Juden auch hierzulande jetzt noch mehr um ihre Sicherheit sorgen müssen, darf nicht sein. Jüdisches Leben gehört zu unserem Land, zu unserer Gesellschaft. Das zeigen die Beiträge des Poetry-Slam-Wettbewerbs, die mich in vielerlei Hinsicht beeindruckt haben. Die Texte vermitteln ganz unterschiedliche Facetten jüdischen Lebens in Deutschland – in der Stadt, auf dem Land, in der Nachbarschaft – mal selbstbewusst, oft klug und witzig. In anderen wird voller Neugier und Interesse jüdisches Leben im eigenen Umfeld gesucht, erkundet und miterlebt. Dieses jüdische Leben gilt es zu schützen, zu verteidigen und zu fördern.“
Dr. Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus: „Für Jüdinnen und Juden in Deutschland ist die schwer zu beschreibende Grausamkeit, die mehrere Tausend Kilometer entfernt in Israel geschieht, ganz nah. Einerseits erfreuen sich mitten in Berlin Menschen am Mord an Juden, es ist also auch räumlich praktisch vor der Haustür. Darüber hinaus wissen Jüdinnen und Juden jedoch ganz genau, dass die antisemitische Gewalt, die sich in Israel gerade abspielt, ganz genauso auch ihnen gelten würde. Wir dürfen nicht zulassen, dass Jüdinnen und Juden in Deutschland in Angst leben und sie sich damit allein gelassen fühlen. Ganz im Gegenteil: Wir wollen, dass jüdisches Leben gefeiert wird – so, wie es der Poetry-Slam-Wettbewerb tut. Ihm ist es nämlich gelungen – wie schon seinen Aktionstag -„Vorgängern“ – die enorme Vielfalt jüdischen Lebens in Deutschland offen zu legen. Die vielen kreativen Beiträge haben mich sehr berührt und noch mal mehr gezeigt, dass jüdisches Leben ein integrativer Bestandteil unserer Gesellschaft ist.“
Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland: „Keiner der eingereichten und ausgezeichneten Texte gleicht dem anderen. Manche rütteln auf, andere spenden Trost. Der terroristische Überfall der Hamas auf Israel ist in seiner Grausamkeit kaum zu erfassen. Es ist zu befürchten, dass auch diese Form der entfesselten Gewalt in Zukunft Slam-Poets beschäftigen wird. Auch dies wird ein Ansatz sein, den Terror und seinen Einfluss auf unsere Gesellschaften zu verarbeiten. Viele der Texte aus diesem Jahr sind anekdotisch und autobiographisch. Sie eröffnen uns unbekannte Perspektiven. Was alle eint, ist ihre Verbindung zum Judentum und ihre Verkörperung jüdischen Lebens.“
Olaf Zimmermann, Sprecher der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates: „Als wir den Wettbewerb „Slammt Tacheles“ zur Erinnerung an den Anschlag auf die Synagoge in Halle auslobten und die Prämierung planten, haben wir uns nicht ausmalen können, dass zwei Tage vor dieser Prämierung die Terrorgruppe Hamas Israel brutal angreifen würde. Israel wurde ein Krieg aufgezwungen. Die Initiative kulturelle Integration steht hinter Israel und hinter allen Jüdinnen und Juden. Wir treten jeder Form des Antisemitismus entschieden entgegen. Die Initiative kulturelle Integration steht für Zusammenhalt in Vielfalt. Der Kunst und Kultur fallen hierbei eine bedeutende Rolle zu. Das kann unterhaltsam, aber auch kritisch sein. Die beeindruckenden Spoken-Word-Performances, die wir während der Juryarbeit zu bewerten hatten, belegen dies auf eindrucksvollste Weise. Ich danke allen, die sich an diesem anspruchsvollen Wettbewerb beteiligt haben. Glückwunsch unseren Preisträgerinnen und Preisträgern!“
In der feierlichen Prämierung wurden folgende Preise vergeben:
1. Platz (3.000 Euro):
- Identitätensalat einer Vaterjüdin von Liel Droste
2. Platz (je 2.500 Euro):
- Rezept (für 2 bis 82 Mio. Personen) von Finn Holitzka
- erinnerst du dich von Benjamin Poliak
3. Platz (je 1.000 Euro):
- Dieser Stern an deiner Kette von Tobias Beitzel
- 15 Prozent von Stephan Brosch
- Bottrop liegt in New Jersey von Kaleb Erdmann
- Schuhe und Spuren, Denkmäler und Vasen von Jonas Galm
- Großvaterlandsliebe von Hannah Felicitas Schlachter
- DAZWISCHEN von Anna Syrkina
- Hungrig, dein Kätzchen von Lea Weber
Die hohe Anzahl der ausgezeichneten Beiträge, die der Jury bereits zur Vorauswahl vorlagen, wird in einer Anthologie gemeinsam mit dem Lektora-Verlag publiziert und auf der kommenden Leipziger Buchmesse vorgestellt.
Der Jury gehörten an: Denise Bretz (Leitung Lektora-Verlag), Nora-Eugenie Gomringer (Lyrikerin und Direktorin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia), Dr. Felix Klein (Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus), Prof. Dr. Frederek Musall (Professor für Jüdische Studien/Religionswissenschaft an der Universität Würzburg), Claudia Roth (Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien), Dr. Josef Schuster (Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland), Henrik Szántó (Spoken-Word-Performer, Moderator und Kulturveranstalter), Hanna Veiler (Poetin und Aktivistin sowie Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland) und Olaf Zimmermann (Sprecher der Initiative kulturelle Integration und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates).
Der Poetry-Slam Wettbewerb „Slammt Tacheles! Poetry-Slam zum jüdischen Leben in Deutschland“ wurde am 27. März 2023 von der Kulturstaatsministerin, dem Beauftragten der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus, dem Zentralrat der Juden in Deutschland und der Initiative kulturelle Integration ausgelobt. Im vierten Jahr nach dem antisemitischen Anschlag auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019 luden die Initiatoren alle in Deutschland lebenden Menschen ein, sich mit Spoken-Word-Performances der jüdischen Kultur, dem Leben und Alltag jüdischer Bürgerinnen und Bürger als festem Teil unserer Gesellschaft zu befassen.
Nach dem Fotowettbewerb „Zusammenhalt in Vielfalt – Jüdischer Alltag in Deutschland“ (2020) und dem Thementag „Medienbild im Wandel: Jüdinnen und Juden in Deutschland“ (2021) sowie dem Schreibwettbewerb „L’Chaim: Schreib zum jüdischen Leben in Deutschland!“ (2022) stellt der Poetry-Slam Wettbewerb die vierte Aktion der Kooperationspartner anlässlich des antisemitischen Anschlags auf die Synagoge in Halle am 9. Oktober 2019 dar, die seitens der Staatsministerin für Kultur und Medien finanziert wird. Ziel ist es, die Sichtbarkeit des Judentums in Deutschland zu stärken und ein Zeichen gegen Antisemitismus zu setzen.Infos zum Wettbewerb
- Hier erfahren Sie mehr über die Preisträgerinnen und Preisträger.
- www.poetryslam-tacheles.de
- #jüdischerAlltag
- Instagram und X: @iki_integration
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