Die starre organisatorische Trennung zwischen der Versorgung im Krankenhaus und der Versorgung im ambulanten Bereich, mit Einzel- und Gemeinschaftspraxen, Medizinischen Versorgungszentren und ambulanten OP-Zentren, zählt zu den Grundproblemen des deutschen Gesundheitswesens. Viele ambulant erbringbare Eingriffe und Behandlungen werden in Deutschland im internationalen Vergleich zu oft stationär im Krankenhaus erbracht. Dies geschieht, weil statt Anreizsystemen für mehr Ambulantisierung, seit Jahren Regelungen beschlossen wurden, die die effektive Patientenversorgung über die Grenze hinweg verhindern. So gibt es unterschiedliche Vergütungssystematiken mit getrennten Honorartöpfen, in der Regel unterschiedliche Beschäftigungsmodelle, ungleiche Handlungsfreiheiten sowie nicht zuletzt unterschiedliche Aufsichts- bzw. Zuständigkeitsebenen. Seit der Einführung des Korruptionstatbestandes in § 299a des Strafgesetzbuches zur Bestechlichkeit im Gesundheitswesen mussten außerdem viele funktionierende Kooperationsmodelle beendet werden. Das einst erfolgreiche Belegarztwesen droht, dem Strukturwandel der Kliniklandschaft zum Opfer zu fallen.
Trotzdem haben sich im Bereich der HNO-Heilkunde an verschiedenen Standorten in Deutschland regionale Kooperationsmodelle entwickelt. Durch ein starkes persönliches Engagement und mit viel Kreativität der Ärztinnen und Ärzte vor Ort konnten Strukturen entwickelt werden, bei den die Patientinnen und Patienten dort versorgt werden, wo es bedarfsgerecht und sinnvoll ist. Dabei wechseln nicht nur die Patienten zwischen den Versorgungsebenen. Auch die beteiligten Ärzte arbeiten hybrid, also sowohl in der Klinik als auch in der niedergelassenen Praxis. Wenn die organisatorischen und bürokratischen Hürden überwunden werden konnten, zeigten sich bald spürbare Verbesserungen für alle Beteiligten. Patienten können bedarfsgerecht in die richtige Versorgungsebene geleitet werden, ohne zum Beispiel bei einer nötigen Operation ihren Arzt wechseln zu müssen. Für die Ärzte bedeutet die hybride Arbeit eine Horizonterweiterung mit mehr Flexibilität und Abwechslung bei ihrer Tätigkeit. Die in den Projekten beteiligten Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung lernen nicht nur die Arbeit auf der Krankenhausstation, sondern auch die Tätigkeit in der Arztpraxis kennen.
Bei der Mannheimer Veranstaltung werden drei Projekte vorgestellt und mit den Teilnehmern diskutiert. Prof. Dr. Andreas Gerstner, Chefarzt der HNO-Klinik am Klinikum Braunschweig, berichtet über seine Erfahrungen, die er bei der parallel zur Kliniktätigkeit laufenden Praxisgründung gemacht hat. Prof. Dr. Jan-Christoffer Lüers und Priv.-Doz. Dr. Stefanie Jansen erklären, was das Modell zwischen Uniklinik und HNO-Praxis für sie und ihr Team so interessant macht. Dr. Dirk Heinrich stellt das seit 20 Jahren erfolgreich laufende Kooperationsmodell der niedergelassenen Operateure mit dem Hamburger Marienkrankenhaus vor.
Die Diskussionsrunde findet am Eröffnungstag der 56. Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte statt. Mit mehr als 1.500 Teilnehmern und Teilnehmerinnen zählt der HNO-Kongress zu den größten HNO-Fachveranstaltungen im deutschsprachigen Raum. In diesem Jahr stellen über 120 Referentinnen und Referenten in insgesamt 81 Programmpunkten die neuesten Entwicklungen in Wissenschaft und Praxisführung vor. Der Kongress wird von einer großen HNO-Fachausstellung begleitet. Auf rund 1.800 qm Netto-Standfläche präsentieren 133 Unternehmen aus den Bereichen Pharmazie, Medizintechnik, Praxisausstattung und -software ihre neuesten Produkte und Dienstleistungen.
Wann und wo?
Intersektorale HNO-Heilkunde – Best Practice-Modelle aus der Versorgung
Mittwoch, 25. Oktober 2023, 15:00 – 17:00 Uhr
Raum G. Mahler 1, Congress Center Rosengarten Mannheim
Der Eintritt ist frei.
Um Anmeldung im Buchungsportal des Kongresses wird gebeten.
– Presseakkreditierung unter: fg@hno-aerzte.de
– Mehr Informationen zum HNO-Kongress 2023 unter: www.fg-hno-aerzte.de
Deutscher Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.
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