Trotz der schwierigen Umfelder zeigt sich das saarländische Handwerk in diesem Herbst weiter robust. Das belegen die Ergebnisse der Herbstkonjunkturumfrage der Handwerkskammer des Saarlandes (HWK). Die befragten Handwerksunternehmen beurteilten ihre Geschäftslage im dritten Quartal überwiegend positiv. Auftragsbestände wie auch Umsätze legten zu. Kapazitätsauslastung und Auftragsreichweite hielten ihr hohes Niveau. Die Beschäftigung hingegen ging leicht zurück. Bei der Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung für die kommenden Monate äußerten sich die Betriebe verhalten, jedoch zuversichtlicher als im Vorjahresherbst.

„Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen und schwacher Gesamtkonjunktur bewerten die Betriebe ihre Geschäftslage vergleichsweise positiv. 52 Prozent der saarländischen Handwerksunternehmen sprechen von einem guten und immerhin 36 Prozent von einem befriedigenden Geschäftsverlauf im dritten Quartal. Die Ergebnisse unserer Herbstkonjunkturumfrage spiegeln die wirtschaftliche Robustheit des Saarhandwerks wider“, stellt HWK-Präsident Bernd Wegner fest.

Das Handwerk werde mehr denn je gebraucht. Das gelte vor allem für die Bewältigung großer Zukunftsaufgaben wie der Klima- und Energiewende, der Gestaltung der Mobilität von morgen aber auch der Schaffung bezahlbaren Wohnraums. Dafür brauche es qualifiziertes Fachpersonal. „Die Sicherung der Fachkräfteversorgung im saarländischen Handwerk ist daher eine ganz zentrale Aufgabe“, unterstreicht der Präsident. Für einen erfolgreichen Strukturwandel des Saarlandes brauche es das Handwerk. Auch und insbesondere vor diesem Hintergrund plädiert Wegner für eine Nachjustierung der Wirtschaftspolitik im Land, bei der Handwerk und Mittelstand stärker als bisher in den Blick genommen werden. Der industrielle Kern des Saarlands sei wichtig. Aber man dürfe sich nicht zu einseitig auf große Industrieunternehmen und -ansiedlungen konzentrieren. Gerade der gewerbliche Mittelstand mit seinen kleinen und mittleren Unternehmen berge jede Menge Potential. „Wir brauchen eine stärker diversifizierte Wirtschaftsstruktur. Es liegt ja auf der Hand: Je heterogener die Wirtschaft ist, desto weniger konjunkturempfindlich ist sie. Und gerade dazu leistet die Gewerkestruktur des Handwerks ihren Beitrag“, bemerkt Wegner.

Mit Blick auf die kommenden Monate gebe es natürlich auch Risikofaktoren, etwa die weitere Entwicklung der Energie- und Rohstoffpreise, der Inflation und des Zinsniveaus, informiert Wegner. Hinzu kämen die Unsicherheiten, die sich aus den geopolitischen Konflikten sowie deren weiterer Entwicklung ergäben.

Aus der HWK-Konjunkturumfrage gehe klar und deutlich die Bedeutung des Handwerks als Ausbilder und Arbeitgeber in der Region hervor, ergänzt HWK-Hauptgeschäftsführer Bernd Reis. „Das personalintensive Handwerk weiß um den Wert seiner Talente, investiert in die Ausbildung junger Leute und hält auch in herausfordernden Zeiten an seinen Fachkräften fest. Innovationsgetriebene Klimahandwerke wie der Anlagenmechaniker für Sanitär, Heizung und Klimatechnik sind gute Beispiele dafür, wie anspruchsvoll und wichtig eine handwerkliche Tätigkeit ist. Als Handwerkskammer ist es uns deshalb ein großes Anliegen, jungen Leuten aufzuzeigen, dass Interesse und Einsatz im Handwerk belohnt werden und ein qualifizierter Handwerksmeister garantiert so manchen Masterabsolventen auf der Karriereleiter hinter sich zurücklassen kann“, so der Hauptgeschäftsführer weiter. 

Bei Handwerksunternehmer Jörg Berberich sind die Auftragsbücher gut gefüllt. Aktuell ist der Betrieb voll ausgelastet, für manche Projekte muss der Unternehmer sogar sechs Monate Vorlaufzeit einplanen. „Auch für nächstes Jahr sieht es bislang noch sehr gut aus, da der größte Teil der Wärmepumpen, deren Einbau wir in diesem Jahr mit unseren Kunden geplant haben, erst 2024 geliefert werden“, erwartet der Handwerker. 2003 hat er in Schiffweiler seinen Betrieb für Sanitär, Heizung und Klimatechnik (SHK) Haustechnik Berberich Jörg gegründet. Die Geschäfte liefen von Beginn an so gut, dass er seine Räumlichkeiten nur ein Jahr später vergrößern musste. Das Thema Ausbildung liegt Berberich am Herzen. Es sei ihm wichtig, seine Auszubildenden individuell zu fördern. Außerdem legt der Unternehmer Wert darauf, dass die angehenden Gesellen ein Verständnis für die Arbeit anderer Gewerke entwickeln. 

Lage im dritten Quartal 2023

Insgesamt 88 Prozent (Vergleichswert Herbst 2022 (VW): 89) der Betriebe bewerten den Geschäftsverlauf im dritten Quartal mit gut (52 Prozent) oder befriedigend (36 Prozent). Schlecht liefen die Geschäfte nur bei 12 Prozent (VW: 11) der Befragten. Der Geschäftslageindikator bewegt sich weiter auf vergleichsweise hohem Niveau. Weite Teile des Handwerks zeigen sich auch im dritten Quartal stabil. Insofern erweist sich das Handwerk als wichtige Stütze der Saarkonjunktur.

Die Nachfrage nach handwerklichen Leistungen nahm per Saldo leicht zu. Bei 24 Prozent der Betriebe (VW: 30) füllten sich die Auftragsbücher. Diesen standen 22 Prozent (VW: 26) gegenüber, die einen Rückgang verbuchten. Für 54 Prozent blieb der Auftragsbestand stabil (VW: 44).

Eine positive Tendenz zeichnet sich bei der Umsatzentwicklung ab. 29 Prozent (VW: 25) der Inhaber gaben an, dass ihre Umsätze gestiegen seien. Der Anteil derer, die sinkende Umsatzzahlen verbuchten, sank im Vergleich zum Herbst 2022 um fünf Prozentpunkte auf 24 Prozent. Insgesamt 76 Prozent (VW: 70) der Betriebe verzeichneten stabile oder gestiegene Umsätze.

Die Auftragsreichweite blieb hoch. So reichten die Aufträge im Schnitt für 11,4 Wochen (VW: 11,1). Auch bewegte sich die Auslastung der betrieblichen Kapazitäten mit durchschnittlich 84 Prozent (VW: 84) weiterhin auf hohem Niveau. Bei 43 Prozent der Unternehmen betrug die Betriebsauslastung über 90 Prozent. Der Anteil der Betriebe, die höchstens bis zur Hälfte ihrer Kapazitäten ausgelastet waren, lag bei nur 4 Prozent (VW: 4).

Die Beurteilung der Beschäftigungsentwicklung ähnelt derer aus dem Vorjahresherbst, die per Saldo rückläufig war. 15 Prozent (VW: 16) der Betriebe gaben an, zusätzliches Personal eingestellt zu haben. Hingegen verringerte sich bei jedem Fünften (VW: 21) die Mitarbeiterzahl. 65 Prozent (VW: 63) hielten ihren Personaleinsatz stabil.

Erwartungen an das vierte Quartal

Verhalten, aber zuversichtlicher als im Vorjahresherbst, blicken die saarländischen Handwerksbetriebe auf das letzte Quartal dieses Jahres. Insgesamt 81 Prozent der Betriebe erwarten, dass die Geschäftslage stabil bleibt oder sich sogar verbessert. Das sind 19 Prozentpunkte mehr als im Herbst 2022. Lediglich 19 Prozent der Betriebe befürchten eine Verschlechterung der Geschäftslage. Vor einem Jahr waren es doppelt so viele.

Auch die Prognosewerte hinsichtlich der Umsatz- und Auftragsentwicklung, wenngleich per Saldo negativ, fallen tendenziell besser als vor einem Jahr aus.

Während 15 Prozent der Betriebsinhaber (VW: 11) meinen, das letzte Quartal dieses Jahres mit einem Umsatzplus abschließen zu können, erwarten 22 Prozent (VW: 36) sinkende Umsätze. Damit gehen insgesamt 78 Prozent (VW: 64) von stabilen oder gar steigenden Umsatzzahlen aus.

Hinsichtlich der Nachfrage in den kommenden Monaten geben 22 Prozent (VW: 37) an, dass die Zahl der Bestellungen sinken werden. 16 Prozent (VW: 13) hoffen auf vollere Auftragsbücher. 62 Prozent der Betriebe (VW: 50) sind der Auffassung, dass die Nachfrage konstant bleiben wird.

Auch diese Umfrage unterstreicht einmal mehr, wie wichtig qualifizierte Mitarbeiter den Betrieben sind. So will die Mehrzahl der Betriebe, nämlich 83 Prozent (VW: 80), die Zahl ihrer Mitarbeiter stabil halten. 9 Prozent (VW: 6) planen, zusätzliches Personal einzustellen. 8 Prozent (VW: 14) erwarten einen Beschäftigungsrückgang.

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