Heute: Birgit Kramer, Wissenschaftsmanagerin
Birgit Kramer studierte Volkswirtschaftslehre und arbeitete anschließend zunächst als Ökonomin in den Bereichen öffentlicher Dienst und Verwaltung, Management, Projektplanung und Personalführung. 2004 wechselte sie in die gerontologische Forschung bei einem Auslandsaufenthalt in Cambridge, USA am Massachusetts Institute of Technology AgeLab. Ihre Forschungsschwerpunkte in den USA lagen vor allem in der Stärkung von Ressourcen einer älter werdenden Gesellschaft. Ihre Promotion zum Thema „Die Akzeptanz neuer Technologien bei pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz“ absolvierte sie nach ihrer Rückkehr aus den USA beim Netzwerk Alternsforschung (NAR) in Heidelberg, gefördert von der Klaus Tschira Stiftung.
Birgit Kramer leitet seit 2021 die Geschäftsstelle im Kompetenznetzwerk Präventivmedizin Baden-Württemberg, die an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg angegliedert ist. Seit August 2022 ist sie zudem in der Abteilung Public Health, Sozial- und Präventivmedizin an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg für das Wissenschaftsmanagement verantwortlich.
Wie würdest Du einem Kind Deine Arbeit erklären?
Ich arbeite an der Universität Heidelberg im Bereich Public Health – das bedeutet öffentliche Gesundheit. Wir kümmern uns darum, dass unsere Bevölkerung gesünder wird oder gesund bleibt und alle Personen die gleiche Chance auf ein gesundes oder gesünderes Leben haben, und zwar unabhängig davon, wie alt oder gebildet sie sind, wie viel sie verdienen, oder aus welchem Land sie kommen.
Was hat die Förderung der Klaus Tschira Stiftung für Dich bewirkt?
Ich habe erst spät durch einen Auslandsaufenthalt in den USA meinen Weg in die Forschung gefunden. Nach meiner Rückkehr hatte ich die 40 bereits überschritten. Dennoch bekam ich durch die Klaus Tschira Stiftung die Chance zu promovieren, dazu auch noch in Teilzeit, sodass ich Zeit für meine Familie hatte. In der Regel sind Promotionsprogramme altersbeschränkt und Teilzeitstipendien sind auch eher die Ausnahme. So konnte ich mich dank der Förderung fast sechs Jahre mit der Akzeptanz von neuen Technologien in der Pflege von Menschen mit Demenz beschäftigen. Ich habe untersucht, wie pflegende Angehörige zum Einsatz von moderner Technik stehen, wenn es um so etwas Persönliches wie Pflege geht, wo eigentlich der Mensch im Mittelpunkt steht. In zahlreichen Interviews zeigte sich die große Mehrheit der Angehörigen neuen Technologien gegenüber sehr aufgeschlossen. Sie sahen das Potenzial, entlastet zu werden, ohne den persönlichen Kontakt reduzieren zu müssen. Was den Einsatz bisher verhindert hatte, waren nicht die Kosten, sondern das mangelnde Wissen, und hier waren ältere Angehörige leider deutlich im Nachteil. Zwar hat sich in den letzten zehn Jahren etwas getan, aber ich sehe da weiterhin viel Luft nach oben.
Was trägt Dich durch schwierige Phasen?
Meine große und wunderbare und bezaubernde Familie.
Welchen Rat würdest Du Deinem jüngeren Ich vor Beginn Deiner Berufslaufbahn geben?
Mach´ alles wie gehabt – höre auf dein Herz und deinen Bauch und suche immer nach neuen Chancen und Gelegenheiten und ergreife sie dann auch. Scheitern oder Misserfolge sind oft nur auf den ersten Blick ein Problem oder ein Karriereknick, lass dich davon nicht entmutigen. Ich denke da immer gern an meine Oma, die oft sagte: „Wenn sich irgendwo eine Tür schließt, öffnet sich eine andere – du musst nur die Augen aufhalten und dich umschauen.“
Was erfüllt Dein Herz jenseits der Arbeit?
Da fällt mir einiges ein: meine Familie, Radfahren, ein gutes Buch, gutes Essen und guter Wein, Treffen mit Freunden, Kino, Urlaub mit unserem Van, unser großer Garten, Waldspaziergänge oder meine ehrenamtliche Seniorenarbeit.
Was braucht die Wissenschaftslandschaft in Deutschland derzeit am nötigsten?
Es braucht dringend eine bürokratische Entschlackung. Eine Beschäftigung in der Forschung besteht aktuell zu einem großen Teil aus Datenschutz, Formularen, Compliance, Administration, Berichterstattung und vielem anderen mehr. Zudem ist die übliche Förderperiode von drei Jahren oft zu kurz, vor allem, wenn keine Anschlussförderung oder kostenneutrale Verlängerung möglich ist. Eine späte Förderzusage oder Probleme bei der Besetzung von Stellen werfen den beantragten Zeitplan gleich zu Beginn über den Haufen. Und auch inhaltlich oder vom Prozessablauf her klappt nicht immer alles wie beantragt. So enden tolle Projekte mit einem Piloten oder Prototypen und die eigentlich erfolgversprechende Idee verläuft im Sand beziehungsweise der Prototyp landet in der Schublade.
Die Klaus Tschira Stiftung (KTS) fördert Naturwissenschaften, Mathematik und Informatik und möchte zur Wertschätzung dieser Fächer beitragen. Sie wurde 1995 von dem Physiker und SAP-Mitgründer Klaus Tschira (1940–2015) mit privaten Mitteln ins Leben gerufen. Ihre drei Förderschwerpunkte sind: Bildung, Forschung und Wissenschaftskommunikation. Das bundesweite Engagement beginnt im Kindergarten und setzt sich in Schulen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen fort. Die Stiftung setzt sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft ein. Weitere Informationen unter: www.klaus-tschira-stiftung.de.
Klaus Tschira Stiftung gGmbH
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69118 Heidelberg
Telefon: +49 (6221) 533113
Telefax: +49 (6221) 533599113
http://www.klaus-tschira-stiftung.de
Zentrum für Präventivmedizin und Digitale Gesundheit (CPD) Abteilung Public Health, Sozial- und Präv
E-Mail: birgit.kramer@medma.uni-heidelberg.de
Volontär Kommunikation
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